Tierhaltung und Brandschutz: Wie sicher sind die Tierparks der Region?

Bielefeld. 30 tote Tiere, darunter mehrere Menschenaffen, und ein Millionenschaden sind das Ergebnis eines Brandes in der Silvesternacht im Krefelder Zoo . Das Affenhaus wurde komplett zerstört und ist einsturzgefährdet. Das Feuer entstand laut Polizei durch eine Himmelslaterne.

Unmittelbar nach dem Brand gingen nach Angaben des Zoos Tausende Geldspenden ein. Auch, weil der Zoo bei Facebook dazu aufgerufen hatte. Mit den Spenden solle ein neues Haus gebaut werden, heißt es. Neben Anteilnahme kommt in den Kommentaren Kritik auf: Viele Nutzer fragen nach Brandschutzvorrichtungen und dem Nutzen von Zoos. &bdquo;Spende? Wofür? Um nach Wiederaufbau neue Tiere zur Attraktion der Menschheit in Gefangenschaft zu halten?", fragt eine Frau. &bdquo;Sie hatten nicht mal die Chance zu flüchten! Warum? Weil sie in einem Zoo eingesperrt waren!", schreibt ein Mann.

Tierschützer: Problematik beim Zoobesuch mit Kindern ansprechen &bdquo;Das Thema ist nicht neu", sagt Helmut Tiekötter, der Vorsitzende des Tierschutzvereins Bielefeld. &bdquo;Es handelt sich dabei um eine Grundsatzfrage." Bei vielen Zoos sei er als Tierschützer unzufrieden, da bei den wenigsten Tieren eine artgerechte Haltung möglich sei. Allerdings hätten die Parks daran in den vergangenen Jahren viel verbessert und zum Beispiel mehr Platz geschaffen.

Zudem würden die Parks das Interesse an Tieren wecken und ein Verständnis für sie erzeugen und hätten somit einen pädagogischen Effekt. &bdquo;In heimischen Wäldern muss man lange suchen, bis man einen Wolf findet. Wo soll man ihn sonst erleben?", fragt er und verweist auf das Wolfsgehege in Olderdissen. Wenn man mit seinen Kindern in den Zoo ginge, solle man mit ihnen aber auch über die Problematiken der Haltung in Gehegen sprechen.

Die nordrhein-westfälische Umweltministerin Ursula Heinen-Esser lehnt strengere Tierschutz-Vorgaben für Zoos ab: &bdquo;Ich habe den Eindruck, dass die Zoos sehr gut geführt werden", sagt sie. &bdquo;Die Mitarbeiter sind allesamt Tierfreunde, die sich sehr für die Tiere und deren Wohl einsetzen."

Zoos: Arterhaltung durch Zuchtprogramme &bdquo;Wir sehen uns als Zentren der Arterhaltung", sagt der Karlsruher Zoo-Chef Matthias Reinschmidt. Daher sieht er den Brand nicht als Anlass, die Affenhaltung in Zoos generell infrage zu stellen. Eine Fortsetzung des Zuchtprogramms in den Zoos sei entscheidend für die Zukunft der Menschenaffen, argumentierte Reinschmidt.

Auch die Tierparks der Region betonen die Notwendigkeit ihrer Zuchtprogramme und den pädagogischen Aspekt ihrer Arbeit. &bdquo;Wie wollen ein Verständnis für die Tierwelt erzeugen", sagt Nils Ismer, Tierarzt und Betreiber des Naturtierparks Ströhen in Niedersachsen, nahe dem Kreis Minden-Lübbecke.

Baurechtliche Auflagen und Brandschutz in den Tierparks Ismer betont, dass ein Unglück wie das in Krefeld in Ströhen nicht so schnell passieren könne. &bdquo;Wir erfüllen die baurechtlichen Auflagen", sagt er. Wie der Krefelder Zoo, seien aber auch in Ströhen in den 40 Stallgebäuden keine Brandmeldeanlagen installiert – eine Tatsache, die der Deutsche Tierschutzbund kritisierte. Gerade die Altbauten in den Zoos verfügten über keinen ausreichenden Brandschutz, erklärte der Präsident des Tierschutzbundes, Thomas Schröder. Nach Informationen der Rheinischen Post überprüft die Polizei aktuell die baurechtlichen Gegebenheiten im Zoo. &bdquo;Die Anlagen sind sehr staubsensibel", argumentiert Ismer gegen eine Anbringung von Brandmeldern. Statt solcher Technik seien an Silvester immer Pfleger vor Ort.

So handhabt es auch der Herforder Tierpark. Eine Sprinkleranlage hätten sie beispielsweise in ihrem Affen- und Reptilienhaus ebenfalls nicht, heißt es vom Parkleiter Thorsten Dodt. Es sei aber immer jemand auf dem Gelände. Feuerlöscher seien überall positioniert.

Maßnahmen gegen Panik der Tiere bei Feuerwerk &bdquo;Wir waren sehr verwundert, als wir gehört haben, dass die Krefelder Feuerwehr von Anwohnern und nicht von anwesenden Mitarbeitern verständigt wurde", sagt Nils Ismer. Dabei ginge es ihm weniger um ein mögliches Feuer, sondern um die Panik der Tiere bei Feuerwerk. &bdquo;Durch Panikreaktionen haben sich schon Tiere verletzt, deswegen verschließen wir die Häuser, damit die Tiere wenig hören und schalten eine spezielle Beleuchtung ein, damit sie die Blitze nicht sehen."

Auch im Vogelpark Heiligenkirchen im Kreis Lippe versuchen die Mitarbeiter den Stress für die Tiere zu reduzieren. &bdquo;Die Vögel fliegen hoch, wenn sie Panik haben, wenn sie Nachts nichts sehen, können sie sich verletzen", sagt der Zoologische Leiter Marc-Philip Eckstein. Deswegen wird an Silvester das Licht im Park angelassen. Außerdem seien die Gebäude mit einer Brandmeldeanlage ausgestattet, die ihn alarmiert. &bdquo;Wir wollen ein nachhaltiges Bewusstsein für Vögel schaffen", sagt er. &bdquo;Natürlich haben die Vögel hier weniger Platz als in der Natur, dafür werden sie aber mit Futter und Medizin versorgt."

In der benachbarten Adlerwarte Berlebeck kümmert man sich nach eigenen Angaben um den Artenschutz und hält die Tiere artgerecht. &bdquo;Wenn es brennt, können die Tiere wegfliegen", sagt ein Sprecher. Der Park hätte einen Brandschutzplan und die Evakuierung würde mit den Mitarbeitern geübt. &bdquo;Natürlich gibt es dumme Zufälle", heißt es. &bdquo;Aber dadurch stellt sich doch eher die Frage, ob man überhaupt böllern muss. Den Tieren tut man damit keinen Gefallen."

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