Tönnies verweist auf seine große Bedeutung für Ostwestfalen

Rheda-Wiedenbrück. Der Schlachtkonzern Tönnies hat ein Gutachten zur wirtschaftlichen Bedeutung des Unternehmens für die Region Ostwestfalen vorgelegt. Das von Manfred Schwaiger geführte &bdquo;Institut für Marktorientierte Unternehmensführung" der Münchner Ludwig-Maximilians-Uni stellt darin nüchtern fest: &bdquo;Die Unternehmensgruppe Tönnies trägt (...) in ganz erheblichem Maße zum Wohlstand dieses Landes und insbesondere der Region Ostwestfalen bei."

Hochschullehrer Schwaiger war selbst nach Rheda-Wiedenbrück gekommen, um das für Tönnies günstige – und wohl auch erwartete – Ergebnis zu erklären. Er war von Tönnies 2020 damit beauftragt worden, herauszufinden, ob die von Öffentlichkeit und Politik erhobenen massiven Vorwürfe gerechtfertigt sind, so Tönnies-Sprecher André Vielstädte.

Die Studie soll helfen, die Diskussion zu versachlichen Das Unternehmen und die Eigentümerfamilie fühlten sich demnach von pauschaler Kritik getroffen, dass Tönnies und sein unternehmerisches Handeln der Region mehr schadet als nutzt. Nun solle die Diskussion versachlicht werden, so das Ziel.

Wenige Branchen werden seit Jahren so massiv kritisiert wie die Fleischindustrie. Weil (und wie) in Schlachthöfen Tiere getötet werden. Weil die Arbeitsbedingungen als Ausbeutung gelten. Und weil Fleischkonsum in Misskredit geraten ist, obwohl die Mehrheit der Deutschen Fleisch isst. Das Familienunternehmen Tönnies steht besonders im Fokus, zumal es zum deutschen Marktführer aufgestiegen ist. Nach dem Corona-Ausbruch im Sommer 2020, als mehr als 2.000 Mitarbeiter sich mit dem Virus infizierten, erreichte die Kritik bundesweit ein solches Ausmaß, dass sich der ganze Kreis Gütersloh an den Pranger gestellt fühlte.

Gutachten mit kleinen Schönheitsfehlern Der Münchner Betriebswirtschafts-Professor präsentierte nun eine Analyse, die allerdings kleine Schönheitsfehler hat: Er habe nicht auf sämtliche Zahlen aus Bilanz und Jahresabschluss zugreifen können, räumte er ein. Zudem seien Gewerkschafter oder Tierschützer für die Studie nicht nach ihren Positionen im Hinblick auf Tönnies gefragt worden. Dafür aber wurden der Kreis Gütersloh, Stadtverwaltungen und die IHK Ostwestfalen um Statements gebeten.

Das zentrale Argument zugunsten von Tönnies zielt auf die Bedeutung des Konzerns als Arbeitgeber und Auftraggeber für Zulieferer verschiedener Branchen in OWL ab. Die Wissenschaftler gingen davon aus, dass mehr als die Hälfte des Konzernumsatzes von 7,1 Milliarden Euro (2019) im Kreis Gütersloh generiert werden – und zwar gut 3,8 Milliarden Euro. Es ergebe sich in Ostwestfalen (nach Abzug der Vorleistungen) eine Wertschöpfung von 520,6 Millionen Euro allein durch Tönnies, weitere 105 Millionen Euro Wertschöpfung seien den Zulieferern zuzurechnen.

Auch der Fisuks profitiert: Mehr als 50 Millionen Euro Steuern Tönnies zähle in der Region mehr als 7.100 Beschäftigte im eigenen Unternehmen und sorge bei Zulieferern für 1.380 weitere Stellen. Mehr als 50 Millionen Euro würden jährlich investiert, und auch der Fiskus profitiere und habe 2019 mehr als 52 Millionen Euro durch Lohn- und Gewerbesteuer kassiert – wobei das Institut den Konzerngewinn nur vage auf mehr als 80 Millionen Euro schätzte.

Der für Ostwestfalen geschaffene Nutzen liege zwischen 325 und 626 Millionen Euro, errechneten die Münchner. Die Belastungen für die Region – etwa für Sprachkurse oder Weiterbildung der zahlreichen Mitarbeiter mit Migrationshintergrund – betragen nicht mehr als 6,5 Millionen Euro. Jeder Tönnies-Beschäftigte erbringe eine Wertschöpfung, &bdquo;die monetär weit oberhalb der empfangenen Leistungen anzusiedeln ist".

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