Aldi will Billigfleisch verbannen - was bedeutet das für Tönnies?

Rheda-Wiedenbrück . Die Forderung nach besseren Haltebedingungen von Schweinen, Kühen und Co. gibt es schon lange. Die Landwirte verweisen dann auf die höheren Kosten, die durch die niedrigen Preise im Handel nicht abgedeckt würden. Und der Handel hat bislang wenig an der Preisstrategie geändert.

Jetzt kommen die Lebensmitteldiscounter Aldi Nord und Süd mit einer Ankündigung, die eine Unterbrechung dieses Kreislaufs möglich machen könnte. Sie wollen spätestens ab 2030 nur noch Frischfleisch von Tieren aus höherwertigen Haltungsformen wie Außenklima- und Biohaltung verkaufen.

Mit diesem Schritt wolle man Landwirten und Fleischverarbeitern Planungssicherheit für die Umstellung der Produktion geben. Doch was bedeutet das für den Schlachtkonzern Tönnies, einen der größten Lieferanten von Aldi Nord? &bdquo;Wir unterstützen diese Offensive", sagt Clemens Tönnies, Geschäftsführender Gesellschafter. Man bemühe sich seit Jahren um die Weiterentwicklung des Fleischsortiments.

&bdquo;Der Mehraufwand der Landwirte muss vergütet werden" &bdquo;Auf dieser Grundlage haben wir unsere Nachhaltigkeitsagenda t30 im Jahr 2019 entwickelt, die nun in der Praxis wirkt. Wir freuen uns darüber, dass der Handel auf Qualitätsfleisch made in Germany setzt und damit die Existenz der landwirtschaftlichen Familienbetriebe sichert", ergänzt Maximilian Tönnies. Mit den zeitlichen Zielmarken schaffe der Handel &bdquo;einen angemessenen Vorlauf für uns und unsere vielen tausend landwirtschaftlichen Zulieferer".

Sprecher André Vielstädte ergänzte, es handele sich um einen Meilenstein. Tönnies habe sich zum größten Anbieter für Schweinefleisch der Haltungsformen 3 und 4 entwickelt. Clemens Tönnies fordert konkret von der Politik: &bdquo;Der Mehraufwand der Landwirte muss vergütet und der Umbau von Ställen unbürokratisch und praxistauglich genehmigt werden." Ähnlich äußerte sich der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied: "Den Worten müssen auch Taten folgen." Die Haltungsstufen 3 und 4 seien aktuell eine absolute Marktnische. "Wenn das Angebot in diesem Segment weiterentwickelt werden soll, sind in der Tierhaltung massive Investitionen und vor allem langfristige und verlässliche Liefervereinbarungen erforderlich."

Aldi und andere Ketten hatten 2019 ein System der Haltungskennzeichnung eingeführt. Stufe 1 &bdquo;Stallhaltung" entspricht nur den gesetzlichen Anforderungen. In Stufe 2 &bdquo;Stallhaltung plus" gibt es für die Tiere mehr Platz und zusätzliches Beschäftigungsmaterial. Stufe 3 &bdquo;Außenklima" garantiert mehr Platz und Frischluft-Kontakt. Bei Stufe 4 &bdquo;Premium" haben die Tiere Auslaufmöglichkeiten im Freien. Auch Biofleisch wird hier eingeordnet.

Aldi will bis 2025 vollständig auf Fleisch aus Stufe 1 verzichten. Ein Jahr später soll dann ein Drittel des Fleischs bei Aldi aus den Stufen 3 und 4 kommen. Bis 2030 soll gar kein Fleisch der Stufen 1 und 2 mehr zu kaufen sein. Zu klären ist noch, wer die Einhaltung der Stufen innerhalb der Lieferkette zwischen Landwirt, Schlachtbetrieb und Einzelhandel jeweils kontrolliert.

In Bielefeld gab es unterdessen am Freitag eine Protestaktion gegen den Tönnieskonzern. Aktivisten zogen mit Bannern durch die Innenstadt.

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