Bielefeld. Ungewöhnlicher Einsatz für die Bielefelder Feuerwehr: Am Donnerstagnachmittag spielte sich ein außergewöhnliches Szenario an der Straßenbahnhaltestelle Lohmannshof ab. Eine Waschbärfamilie wollte gegen 15.45 Uhr die Bahnschienen queren, rechnete dabei jedoch nicht mit der nahenden Gefahr durch eine heranfahrende Straßenbahn der Linie 4.
„Der Straßenbahnfahrer bemerkte die Tiere auf den Gleisen glücklicherweise früh genug und konnte noch rechtzeitig bremsen", berichtete Einsatzleiter Marvin Haase. An eine Weiterfahrt war dann vorerst nicht mehr zu denken. Denn die verschreckte Waschbärmutter entfernte sich zwar vom Ort des Geschehens, ihre drei Jungen krabbelten aber in ihrer Panik unter die Straßenbahn und wollten dort auch partout nicht mehr herauskommen.
Anwohner kamen und versuchten, die kleinen Tierchen mit Hundefutter und Obst und Gemüse anzulocken, alle Versuche scheiterten kläglich. Zu groß war die Angst vor den Menschen - und so musste die Feuerwehr mit einem speziellen Team, das auf Tierrettungen spezialisiert ist, anrücken. Mit Keschern und Besen versuchten die Tierspezialisten, die Waschbären unter der Bahn hervorzuholen.
Jungtiere wurden vom Tierarzt untersucht
Nach einigen Versuchen gelang es ihnen, die drei verängstigten Jungen einzufangen und in Transportboxen unterzubringen. "Da Waschbären von Natur aus menschenscheue Tiere sind, benötigte es einige Versuche, bis unsere Retter schließlich erfolgreich waren", erklärt der Einsatzleiter.
Mit dem Einsatzwagen „Tier" wurden die Kleinbären dann von ihren Rettern in den Tierpark Olderdissen gebracht und von einem fachkundigen Tierarzt untersucht. Nach seiner Einschätzung waren die drei Tiere groß genug, um selbstständig in der Wildnis zu überleben. Noch einmal ging es mit dem Tiertransporter für die drei auf große Fahrt. In einem Park in Großdornberg war dann Endstation.
„Wir haben sie in der Nähe der Einsatzstelle wieder in ihrer natürlichen Umgebung ausgesetzt", erklärt Haase. Für ihn gehören Einsätze mit Tieren zur Routine, ein derartiger Einsatz mit Waschbären wäre ihm in Bielefeld jedoch noch nicht bekannt. „Ob Muttertier und ihre Jungen wieder zusammengefunden haben, bleibt für uns leider unklar, wichtig ist nur, dass alle wohl auf sind. In diesem Fall können wir von einem Happy End sprechen", so der Einsatzleiter.