Ozempic-Fälschungen: Auch im Kreis Höxter wird vor falschem Diabetesmittel gewarnt

Kreis Höxter. Erst einmal Entwarnung: "Im Regierungsbezirk Detmold sind bisher in Apotheken keine gefälschten Arzneimittel Ozempic aufgetaucht", erklärt die Bezirksregierung Detmold auf Anfrage. Damit auch nicht im Kreis Höxter. Gleichwohl ging, nachdem in der vergangenen Woche in Süddeutschland gefälschte und wohl gesundheitsgefährdende Präparate gefunden wurden, eine Warnung auch an die Apothekerinnen und Apotheker in der Region raus, wie Elmar Wiederhake, Inhaber der Apotheke am St.-Ansgar-Krankenhaus in Höxter, im Gespräch mit der Redaktion berichtet.

In der Warnung enthalten: Fotos vom Original und dem nachgemachten Medikament. Die Unterschiede "sieht man sofort", sagt Wiederhake. Unter anderem seien die Fälschungen etwas größer, auch die Packung habe ein anderes Format. Das Medikament Ozempic wird in Injektionspens ausgegeben. Hierbei weisen Original und Fälschung auch ein unterschiedliches farbliches Design auf.

Warum wird das Mittel überhaupt gefälscht? Ozempic ist ein Medikament mit dem Wirkstoff Semalglutid. Das Präparat des dänischen Herstellers Novo-Nordisk "ist ein verschreibungspflichtiges Arzneimittel, das zur Behandlung von erwachsenen Patientinnen und Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 angewendet wird. Begleitend zu einer Diät und körperlicher Aktivität", erläutert eine Sprecherin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe. Das Mittel sei zudem für übergewichtige Menschen, die es mit einer herkömmlichen Diät nicht schaffen, abzunehmen, gedacht, ergänzt Elmar Wiederhake: "Mit einem BMI ab 30." Der Body-Mass-Index (BMI) errechnet sich aus der Körpergröße im Verhältnis zum Gewicht. Als normal gilt ein BMI zwischen 18,5 und 24,9.

Um das Arzneimittel ist im vergangenen Jahr ein regelrechter Hype entstanden. Es wurde als "Abnehmspritze" bekannt, nicht zuletzt weil Prominente, etwa Tesla-Gründer Elon Musk, dafür warben. "Seit Beginn 2022 konnte ein Anstieg des Verbrauchs und auch der Nachfrage beobachtet werden", bestätigt die Apothekerkammer. Angefeuert durch Social Media. Wie die "Deutsche Apotheker Zeitung" im November 2022 berichtet, wurde der Hashtag "#Ozempic" bis zu diesem Zeitpunkt bereits 350 Millionen Mal verwendet.

Bekanntheit schafft Begehrlichkeit. Zumal mit der "Abnehmspritze" ein Menschheitstraum in Erfüllung zu gehen scheint: Mit nur einem Piks pro Woche zur Traumfigur. Eine Mär, wie Apotheker Wiederhake betont: "So einfach ist es nicht. Auch mit Ozempic muss dem Körper weniger Energie zugeführt werden."

Durch die erhöhte Nachfrage kommt es bei Ozempic immer wieder zu Lieferengpässen. Das hat auch Elmar Wiederhake beobachtet. Jede Woche sei die Situation anders. Neben Ozempic gibt es noch das Medikament "Wegovy". Es enthält wie Ozempic Semalglutid, ist aber gewissermaßen die Lifestyle-Variante des Diabetes-Medikaments, soll also das Klientel bedienen, das Ozempic off-label nutzte. Problem: Wegowy ist sehr teuer und wird nur auf Privatrezept verschrieben. Krankenkassen übernehmen die Kosten nicht, wie Elmar Wiederhake erklärt.

Während Ozempic von Ärzten verschrieben werden muss, ist das besser zugängliche Mittel sehr teuer. Da ergibt sich für Kriminelle eine Chance, viel Geld zu verdienen. In der Europäischen Union seien gefälschte Medikamente immer wieder ein Problem, weiß Wiederhake, außerhalb der EU aber noch viel mehr.

Wie wahrscheinlich ist es, in der Apotheke ein gefälschtes Präparat zu erhalten? "Die Gefahr, in einer öffentlichen Apotheke ein gefälschtes Arzneimittel zu erhalten, ist statistisch betrachtet sehr gering", sagt ein Sprecher der Bezirksregierung Detmold. Die gesamte legale Lieferkette, über die öffentliche Apotheken ihre Arzneimittel beziehen, werde überwacht. "Weiterhin haben verschreibungspflichtige Arzneimittel Sicherheitsmerkmale, die die Überprüfung der Echtheit und die Identifizierung jeder einzelnen Packung ermöglichen." Zum Beispiel einen speziellen 2D-Code. "Vor jeder Abgabe an die Patientin oder den Patienten werden bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln die Sicherheitsmerkmale in der Apotheke geprüft." Und wenn beispielsweise der Code nicht stimmt, "gäbe es eine Meldung im System", ergänzt die Apothekerkammer und betont: "Durch all diese Maßnahmen sind die Apotheken vor Ort grundsätzlich der sicherste Bezugsweg für Arzneimittel."

Das gilt auch für ihre virtuellen Schwestern. "'Online-Apotheken' in Deutschland sind ganz 'normale' öffentliche Apotheken, die zusätzlich über eine Versandhandelserlaubnis verfügen. Es gelten dieselben Vorschriften wie für alle anderen öffentlichen Apotheken auch", erläutert ein Sprecher der Bezirksregierung.

Wie gehen die Apotheker mit Ozempic um? Seit die Warnung raus ist, dass möglicherweise gefälschte Ozempic-Spritzen im Umlauf sind, "guckt man natürlich noch genauer hin", sagt Apotheker Wiederhake. Doch auch ohne Warnung würden jeden Tag ein bis zwei Medikamente stichprobenartig untersucht - in jeder der rund 17.000 Apotheken in Deutschland. Und wie ist es mit den Menschen, die Ozempic in der Apotheke haben wollen? Schaut er da auch genauer hin? "Wir sind Apotheker und nicht die Polizei oder der Geheimdienst", sagt Wiederhake. Wer das Mittel verschrieben bekomme, erhalte es auch. "Die Ärzte wissen ja um die Problematik", erklärt er mit Blick auf Hype und Lieferengpässe.

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