Exklusive Einblicke: So funktioniert der Online-Supermarkt Picnic in Gütersloh

Rheda-Wiedenbrück. &bdquo;Das ist mit Abstand der ländlichste Standort von Picnic“, sagt Richard Streck schon beim Öffnen der Tür zur neuen Zentrale in Rheda-Wiedenbrück. Der Sprecher von einem der größten Online-Supermärkte muss schmunzeln.

Durch die Fenster der großen Halle guckt man geradewegs auf eine große Weide. Natürlich mit Kühen. Ein leichter, entsprechender Duft liegt in der Luft. Klischeehaft, aber es stimmt. &bdquo;Willkommen auf dem Land“, ruft Gloria Wilken ihm durch die Halle entgegen und lacht ebenfalls, &bdquo;ist doch idyllisch, oder?“

Sie kommt mit ihrer knallroten Picnic-Jacke aus dem kleinen, verglasten Büro. Von dort aus koordiniert sie jeden Tag ihre 25 Fahrer. Bis vor kurzem war Wilken Leiterin einer Aldi-Filiale, nun hat sie hier die Fäden in der Hand. Und gerade heute ist es ziemlich wuselig.

Auswahl aus 10.000 Lebensmitteln - Lieferung am nächsten Tag

Der Lkw mit den Bestellungen für den Tag hat Verspätung. 20 Minuten. &bdquo;Das ist kein Drama und kann schonmal vorkommen“, sagt Wilken, &bdquo;aber es wird dennoch sportlich für uns.“ Denn die Verspätung müssen sie und ihr Team wieder rausholen. Denn: Der Kunde soll davon im besten Fall gar nichts mitbekommen.

Das Unternehmen Picnic wurde ursprünglich in den Niederlanden entwickelt und hat mittlerweile 52 Standorte in Deutschland. Erst seit wenigen Wochen gibt es die erste Picnic-Zentrale im Kreis Gütersloh. Von der Heinrich-Heinecke-Straße 15 in Rheda-Wiedenbrück werden mittlerweile täglich hunderte Bestellungen in die Region ausgeliefert.

Das Konzept hinter einem der größten deutschen Online-Supermärkte: Kunden können bis 23 Uhr via App aus knapp 10.000 Lebensmitteln und Drogerieprodukten ihren Einkauf für den nächsten Tag zusammenstellen. Dazu zählen unter anderem Obst, Gemüse, Nudeln, Getränke, Drogerieartikel oder auch Backwaren. Eben alles, was man auch im klassischen Supermarkt bekommt.

Sprecher gibt Einblicke in Erfolgsgeheimnis von Picnic Picnic arbeitet mit regionalen Zulieferern wie Bäckereien, Metzgereien oder Bauernhöfen zusammen. Ein Großteil der Lebensmittel kommt jedoch von Edeka Rhein-Ruhr, die Anteilseignerin bei Picnic ist. Die Lieferung ist kostenlos und erfolgt zum Supermarktpreis; bezahlt wird per Lastschrift.

Das Besondere: Picnic hat nicht an jedem Standort ein Warenlager - sondern lediglich ein Zentrallager in Hamm. Sowohl Edeka als auch die regionalen Zulieferer bringen ihre Waren zunächst dahin; von dort aus werden die Vorbestellungen zusammengepackt und an die einzelnen Standorte ausgeliefert.

&bdquo;Das ist unser Erfolgsrezept“, verrät Richard Streck, &bdquo;wir kaufen nur das ein, was auch bestellt wurde und verschwenden so nichts.“ Außerdem werden die Routen für die Fahrer nach Eingang aller Bestellungen automatisch mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz erstellt - möglichst effektiv. Streck: &bdquo;So sparen wir Personalkosten.“

Deutschlandweit einmalig

Vom Standort in Rheda-Wiedenbrück aus werden auch Harsewinkel, Herzebrock-Clarholz, Langenberg, Rietberg und Oelde beliefert. Der Standort im Kreis Gütersloh ist der erste in ganz Deutschland, der ausschließlich neue, größere Elektro-Fahrzeuge nutzt.

&bdquo;Das Besondere an unserem Standort ist, dass wir teilweise wirklich auch in die Dörfer liefern und dafür brauchen wir einfach eine größere Reichweite“, erklärt Leiterin Gloria Wilken. 100 Kilometer schaffen die neuen Mini-Lkw, bis zu 80 km/h sind sie schnell.

Welche Straßen sich im Liefergebiet im Kreis Gütersloh befinden, können Kunden direkt in der App nachschauen. 7200 Haushalte sind aktuell angemeldet. &bdquo;Der Andrang ist enorm“, sagt Richard Streck, &bdquo;deshalb gibt es aktuell eine Warteliste. Neukunden müssen sich zwei bis drei Wochen gedulden, bis wir sie freischalten können.“

Das sind die meistbestellten Produkte im Kreis Gütersloh Vor allem Familien nutzen das Angebot laut Streck. Absoluter Renner in der Bestellliste von Kunden aus Rheda-Wiedenbrück und Umgebung: Milch, Gurken und Schnittkäse. Aber auch Rispentomaten und Kartoffelchips tauchen in den lokalen Top Ten auf.

Als der 20-jährige Wayne Sibanda an diesem Mittag in die Rheda-Wiedenbrücker Zentrale kommt, ist alles etwas anders. Er übernimmt spontan die Route eines Kollegen, dessen Zug am Gütersloher Hauptbahnhof ausgefallen ist. In Windeseile schnappt er sich sein rotes Picnic-Outfit, setzt sich die obligatorische Cappie auf. Der Lkw aus Hamm ist endlich da. Wayne Sibanda sucht sich seine vorgepackten Kisten für seine neue Route zusammen.

Er scannt sie ein und packt sie in sein Fahrzeug. Alles, was gekühlt werden muss, kommt in einen separaten Bereich im Mini-Lkw. Dann geht es los.

Picnic-Fahrer macht eine Ausbildung zum Altenpfleger Wayne Sibanda sieht auf seinem Navi die Adressen, die er ansteuern muss. &bdquo;Für mich geht es heute erstmal nach Oelde“, sagt er während er vorsichtig vom Hof der Zentrale fährt, &bdquo;da aber fast alle Haushalte nah beieinander liegen, könnte ich es überall pünktlich hinschaffen.“

Wanye Sibanda ist meistens dreimal pro Woche mit dem auffälligen Elektro-Fahrzeug von Picnic unterwegs. Der 20-Jährige macht eine Ausbildung zum Altenpfleger und verdient sich als Fahrer bei dem Online-Supermarkt ein bisschen was dazu. &bdquo;Wir können uns unsere Zeiten selbst aussuchen und einteilen, das ist gerade für mich als Azubi super“, sagt er und grinst, &bdquo;außerdem dürfen wir das Trinkgeld behalten.“

Das Navi piept. Der erste Halt für heute ist erreicht. Wayne Sibanda öffnet die Klappe des Fahrzeugs. Sein Scanner zeigt ihm den Platz der Kisten für diesen Haushalt an. Sibanda schnappt sich die Kisten, bereitet die Tüten vor und trägt sie zur Haustür. Die Abwicklung dauert nur wenige Sekunden.

Sensoren zeigen Temperatur von Tiefkühlprodukten an Der 20-Jährige händigt die Tüten aus, fragt nach möglichen Pfandflaschen, die er mitnehmen soll und ist dann auch schon wieder verschwunden.

&bdquo;Bei Neukunden dauert es etwas länger, weil ich dann natürlich noch ein bisschen was erkläre, aber hier war ich schon öfter. Da geht es zügig. Deshalb bin ich jetzt auch wieder im Zeitplan“, sagt er und springt wieder in den Wagen.

Der nächste Kunde wohnt nur zwei Straßen weiter. Dieses Mal wurden auch Tiefkühlprodukte bestellt. Wayne Sibanda hält einen Sensor an eine Tiefkühlpizza. Die Temperatur passt.

Während der Corona-Pandemie Tüten häufig einfach vor der Tür abgestellt Er schnappt sich die rote Kiste und klingelt. Der Bewohner macht die Tür nur einen Spalt auf. &bdquo;Stellen Sie die Tüten einfach ab, ich nehme sie mir dann gleich, danke!“ Gesagt, getan. &bdquo;Während der Corona-Pandemie war das öfter so“, erläutert Wayne Sibanda, &bdquo;mittlerweile bringen wir die Einkäufe auf Wunsch aber auch wieder in die Küchen.“

Er schaut auf die Uhr. Einige Adressen hat er heute noch vor sich. Auch etwas weiter außerhalb. &bdquo;Ich will nicht unhöflich sein, aber ich muss weiter“, sagt er und rückt seine rote Picnic-Cappie zurecht.

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