So rüsten sich Landwirte in OWL für die Zukunft

Schönthal . Das Klappern der Stalltüren ist schon einige Meter vor dem Schweinestall deutlich zu hören. Die Mastschweine auf dem Hof der Familie Engemann in Schönthal im Kreis Höxter können rein und raus wie ihnen danach ist, die Stalltüren bedienen sie selbstständig mit dem Rüssel. Ein wichtiges Merkmal, das den Schweinestall mit Haltungsstufe drei zertifiziert. Und für Familie Engemann ein wichtiger Schritt, um den Betrieb weiterzuentwickeln und fit für die Zukunft zu machen.

Die Idee, in der Schweinehaltung auf dem Hof für mehr Tierwohl zu sorgen, sei schon länger präsent gewesen, sagt Benedikt Engemann. Konkret wurde es aber erst, als die Firma Fleischhof Rasting vor drei Jahren auf sie zukam, eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der Edeka-Gruppe, die ihnen mit einem Fünf-Jahres-Vertrag die nötige Planungssicherheit geben konnte.

Also entschlossen sich Engemanns, in ihren Schweinestall zu investieren, mussten jedoch schnell feststellen, dass der Einzelhandel etwas anderes will, als die Behörden vor Ort erlauben. &bdquo;Damit die Schweine Zugang zu Frischluft haben und 40 Prozent mehr Platz als gesetzlich vorgeschrieben, so wie es die Haltungsstufe drei vorsieht, wollten wir an den ursprünglichen Stall einen Auslauf anbauen, dafür haben wir aber keine Genehmigung bekommen“, erklärt Engemann.

Langer Atem im Genehmigungsverfahren Der Landwirt musste langen Atem beweisen, bis die Tiere im Frühjahr 2022 in den umgebauten Stall einziehen konnten. &bdquo;Letztendlich wurde die Fläche des Stalls nicht vergrößert, stattdessen haben wir die Außenwände geöffnet und eine Zwischenwand gezogen. Damit die Schweine genug Platz haben, mussten wir allerdings den Bestand verkleinern“, erklärt Engemann.

Mit Herausforderungen wie diesen sehen sich viele Landwirte konfrontiert. Zu Beginn der Legislaturperiode hätten viele Bauern Hoffnung auf eine neue Agrarpolitik gehabt, die Nachhaltigkeit fördert und durch Bündnisse zwischen Landwirtschaft und Verbrauchern eine finanzielle Basis für mehr Tierwohl und Artenschutz schaffen würde, sagt Antonius Tillmann, Vorsitzender des Bezirksverbandes OWL des westfälisch-lippischen Landwirtschaftsverbandes. &bdquo;Aber nur die politische Unterstützung der Grünen reicht nicht aus.“

&bdquo;Strapaziöses“ Erntejahr Hinzu kommt, dass die Landwirte in OWL auf ein &bdquo;strapaziöses“ Erntejahr 2023 zurückblicken. Wegen Dauerregen im Sommer habe das Getreide so stark gelitten, dass es nur noch als Tierfutter und nicht mehr zur Brotherstellung verwendet werden konnte. &bdquo;Und weil die nasse Witterung bis zum Herbst anhielt, verzögerte sich auch die Ernte der Herbstfrüchte und die Herbstbestellung“, erklärt Tillmann. Doch der Regen habe auch dafür gesorgt, dass die Böden in Ostwestfalen-Lippe wieder gut durchfeuchtet und wassergesättigt sind, die Grundwasserspeicher nach vielen trockenen Jahren also wieder aufgefüllt sind.

Mit Blick auf die Zukunft fordert der Bauernverband von der Politik, den Landwirten nicht mit immer mehr Gesetzen, Auflagen und Bürokratie die Luft zum Atmen zu nehmen. Es brauche ein klares Bekenntnis zur heimischen und regionalen Landwirtschaft - insbesondere für Tierhalter in Form von tragfähigen Konzepten zur Weiterentwicklung der Tierhaltung, sagt Tillmann.

Ressourcenschonende Lebensmittelproduktion Nur etwa zwei bis fünf Prozent der Schweineställe in NRW entsprechen aktuell den Bedingungen der Haltungsstufe drei. Dabei seien viele Betriebe tierwohlfähig, doch es fehle weiterhin an Abnehmern für das teurer erzeugte Fleisch, erklärt Udo Engemann.

Engemanns planen auf ihrem Hof trotzdem einen neuen Schweinestall der Haltungsstufe drei, um den Schweinebestand wieder auf die ursprüngliche Größe aufzustocken. Bedingung sei jedoch ein weiterer Fünf-Jahres-Vertrag mit der Firma Rasting. &bdquo;Wir haben mit der Haltungsform gute Erfahrungen gemacht, weil das Außenklima den Tieren guttut und auch die Tiergesundheit sich deutlich verbessert hat“, sagt Engemann.

Die Landwirtschaft habe sich auf den Weg gemacht, sagt Tillmann und es sei wichtig, die Tierhaltung trotz sinkendem Fleischkonsums in der Region zu fördern. &bdquo;Vielen ist nicht bewusst, wie eng Pflanzenbau und Tierhaltung zusammenhängen und damit unsere gesamte Lebensmittelproduktion beeinflussen.“ Die Tierhaltung sei in der Landwirtschaft &bdquo;ein wahres Pfund“ und sichere nicht nur eine ausgewogene Ernährung, sondern trage auch zu ressourcenschonender Lebensmittelproduktion und Nachhaltigkeit bei.

So rüsten sich Landwirte in OWL für die Zukunft

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