Köln/Duisburg (dpa/AFP/lb). Trotz vieler Polizeieinsätze ist die Silvesternacht in mehreren Großstädten NRWs nach ersten Erkenntnissen der Polizei überwiegend glimpflich verlaufen. In einer vorläufigen Einschätzung der Landesleitstelle war am Neujahrsmorgen gegen 8.20 Uhr von einer „silvestertypischen Nacht" die Rede. Dennoch kam es zu Übergriffen, unter anderem wurden in Bielefeld Böller auf Sicherheitskräfte geworfen, in Nieheim geraten Pferde in Panik, eines wird tödlich verletzt. In Lippe blieb es hingegen - bis auf den Brand von zwei Fahrzeugen in Bösingfeld un einigen brennenden Mülltonnen - relativ ruhig.
Pferd stirbt in Nieheim
Die Böllerei am Silvestertag führte offenbar zum tragischen Tod einer Stute in Nieheim. „Die sinnlose Böllerei – schon tagsüber - hat unser Pferd das Leben gekostet", klagt Elisabeth Frechen. Das war passiert: Die Pferde wurden bislang jedes Jahr rechtzeitig am späten Nachmittag eingesperrt. Am 31. Dezember waren die Tiere gegen Mittag noch auf der Weide, als sie von Böllern aufgeschreckt wurden und in Panik über die Wiese galoppierten. Dabei rutschte eine Stute den Angaben zufolge aus und überschlug sich. Das Tier versuchte nach Angaben der Besitzerin erfolglos, aufzustehen und hatte offensichtlich starke Schmerzen. Elisabeth Frechen: „Der Tierarzt erlöste sie dann, weil sie sich das Genick gebrochen hatte." Der Tierarzt habe empfohlen, die Polizei einzuschalten. „Aber wir versprechen uns davon nichts, weil wir die Täter nicht gesehen haben."
Einsätze in Bielefeld „typisch Silvester"
Auch in Duisburg gab es Angriffe auf Polizei und Feuerwehr. Zwei Personen wurden festgenommen und erhielten Anzeigen wegen gefährlicher Körperverletzung.
In Bielefeld wurden Einsatzkräfte des Ordnungsamtes und der Polizei mit Pyrotechnik beworfen. Ein Mann wurde in Gewahrsam genommen, berichtete ein Sprecher. Zudem habe man bei einem weiteren Einsatz eine Schreckschusspistole sichergestellt: Ein Mann soll damit vom Beifahrersitz aus einem fahrenden Auto in die Luft geschossen haben. Weitere Einsätze bezeichnete der Sprecher als „typisch Silvester". Im Kreid Minden-Lübbecke gab es derweil zwar keine Übergriffe gegenüber Sicherheitskräften, man habe jedoch eine Beleidigung gegenüber einer Polizeibeamtin festgestellt. „Ansonsten war es eine typische Nachtschicht an Silester", sagte ein Sprecher.
Auch in Münster Böllerwurf
Ruhig soll es laut Polizeiangaben derweil auch im Kreis Herford geblieben sein. Auch ein Sprecher der Paderborner Polizei sprach von einer „auffällig ruhigen Nacht" im Kreisgebiet. So habe man insgesamt nur drei Personen in Gewahrsam genommen, die Zahl der verletzten Personen durch Fremdverschulden belaufe sich nach vorläufigen Kenntnisse auf zwei. Ebenfalls ruhig war es laut Polizeiangaben im Kreis Gütersloh. „Böllerwürfe oder Übergriffe auf Polizeikräfte gab es hier nicht", sagte ein Sprecher.
In Münster zündeten Unbekannte aus einer Gruppe heraus derweil einen Böller und eine Rakete gegen einen Polizeiwagen. Schaden entstand dabei laut Polizei nicht.
Toter in Koblenz
Zu einem tragischen Vorfall kam es derweil im rheinland-pfälzischen Koblenz: Ein 18-Jähriger ist beim Zünden eines Böllers tödlich verletzt worden. Der junge Mann sei am Silvesterabend trotz Reanimationsmaßnahmen gestorben, teilte die Polizei mit. Nähere Angaben zum Unglückshergang machte sie nicht. Die Kriminalpolizei Koblenz habe Ermittlungen aufgenommen.
Nach zahlreichen Attacken mit Böllern und Raketen auf Polizisten und Rettungskräfte in der Silvesternacht 2022/23 war die Zahl der Einsatzkräfte erhöht worden. Landesweit sollten zum Jahreswechsel 2023/24 laut Innenministerium mehr als 6.600 Polizistinnen und Polizisten im Einsatz sein.
Terrorwarnung kurz vor Silvester
Nach einer Terrorwarnung wurde der Jahreswechsel am Kölner Dom unter hohen Sicherheitsmaßnahmen gefeiert. Dabei lief alles weitgehend ruhig ab. „Ein paar Böllerwerfer, einige Ingewahrsamnahmen, nichts Ungewöhnliches", sagte ein Polizeisprecher am frühen Montagmorgen gegen 1.30 Uhr. Die meisten Feiernden hätten sich auch an das Böllerverbot in Teilen der Kölner Innenstadt gehalten. Auf der Domplatte und dem Bahnhofsvorplatz sei es weitgehend friedlich zugegangen.
Am Sonntagabend hatte die Polizei erklärt, dass drei weitere Verdächtige festgesetzt worden seien - und zwar in Duisburg, Herne und in Nörvenich im Kreis Düren. Dort seien auch Wohnungen durchsucht worden. Ein Anschlag habe mit einem Auto verübt werden sollen, sagte der Kölner Polizeipräsident Johannes Hermanns. Es habe sich herausgestellt, dass der schon an Heiligabend in Gewahrsam genommene Tadschike Teil eines größeren Netzwerkes sei, das sich auch auf andere Bundesländer und andere europäische Staaten erstrecke.
Die Polizei hatte kurz vor Weihnachten Hinweise auf einen möglichen islamistischen Anschlagsplan auf den Kölner Dom erhalten, der sich auf Silvester bezog. Der 30-jährige Tadschike war daraufhin an Heiligabend in Wesel „zur Gefahrenabwehr" in Gewahrsam genommen worden.