Bielefeld/Berlin. Husten, Fieber, Schüttelfrost und eine laufende Nase – in OWL sind derzeit viele Menschen krank. Das Coronavirus spielt beim aktuellen Infektionsgeschehen höchstens eine Nebenrolle. „Jetzt beginnt die klassische Grippewelle“, erklärt Jens Grothues, Allgemeinmediziner aus Beverungen und Vorstandsmitglied des Hausärzteverbandes Westfalen-Lippe. „Mitte Dezember waren wir noch in der Coronawelle“, berichtet er. Weihnachten und die Tage zwischen den Jahren hätten dann wie ein „kleiner Lockdown“ gewirkt. Doch Kita, Schule und Arbeit sind inzwischen wieder gestartet. Das macht sich auch bei den Krankschreibungen bemerkbar. Nach einer aktuellen Auswertung der AOK NordWest als größte gesetzliche Krankenkasse in Westfalen-Lippe sind die Krankschreibungen bei ihren Mitgliedern seit Anfang des Jahres sprunghaft angestiegen – um insgesamt rund 20 Prozent. Etwa jeder dritte Krankschreibungsfall bei DAK-Versicherten in NRW war in der ersten Januarwoche auf eine Bronchitis, Schnupfen oder andere Erkältungsbeschwerden begründet. Hausarztpraxen wegen Krankheitswelle unter Hochdruck Die neue Infektionswelle ist bundesweit spürbar. „Seit einigen Wochen steigt die Zahl der Grippefälle spürbar an“, bestätigt der Bundesvorsitzende des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes, Dr. Markus Beier. Für diese Jahreszeit sei das allerdings nicht ungewöhnlich. Die Zunahme der Grippe-Infektionen sei „vor dem Hintergrund der insgesamt deutlich zu niedrigen Impfquoten“ jedes Jahr eine Herausforderung, sagte Beier. Erfahrungsgemäß sei damit zu rechnen, dass die Welle noch weiter andauert. Die Hausarztpraxen sind stark ausgelastet. Die Infektionssprechstunde in der Praxis von Jens Grothues in Beverungen sei am Mittwoch wieder voll gewesen, berichtet er. Für Entlastung sorge die telefonische Krankschreibung, die Anfang Dezember wieder eingeführt wurde. Einziges Problem: Einmal im Quartal müssen Patienten die Krankenkassenkarte einlesen lassen. „Einige müssen dann doch vorbeikommen“, erklärt Grothues. Grippeschutzimpfung kann zeitnah noch wirksam sein Auch das wöchentliche Monitoring des Robert-Koch-Instituts (RKI) zu akuten Atemwegserkrankungen zeigt, dass die Grippewelle Mitte Dezember 2023 begonnen hat und weiterhin anhält. Es gibt insgesamt eine hohe Zahl an Influenza-, Covid-19- und RSV-Erkrankungen, besonders die Influenza-Fälle haben seit Dezember aber deutlich zugenommen. Betroffen sind davon laut RKI alle Altersgruppen. Besonders stark sei der Anstieg bei Kindern im Schulalter. „Es sind derzeit viele Kinder erkältet“, stellt auch Marcus Heidemann, Sprecher der Bielefelder Kinder- und Jugendärzte, in seiner Praxis in Bielefeld fest. Das sei jedoch keine ungewöhnlich große Krankheitswelle. Ob Patienten nun Corona, Grippe oder eine andere Atemwegserkrankung haben, wird meist nicht speziell getestet. Die gesetzlichen Krankenkassen bezahlen diese zusätzlichen Untersuchungen nicht. „Die Behandlung hängt aber meist auch nicht davon ab, dennoch gibt es immer wieder Situationen in denen eine bestätigte Diagnose auch sehr wichtig sein kann“, erklärt Heidemann. Personen, für die die Ständige Impfkommission (STIKO) die Grippeschutzimpfung empfiehlt, sollten sich laut RKI möglichst bald noch impfen lassen. Dieser Empfehlung folgen auch die Krankenkassen. „Wenn ich mich in dieser Saison noch impfen lassen will, dann jetzt“, appelliert Grothues. Die Impfung brauche ungefähr zehn Tage, um zu wirken. RKI empfiehlt Maske für Risikogruppen Um die Übertragungswahrscheinlichkeit von Krankheitserregern in geschlossenen Räumen zu reduzieren, empfiehlt das RKI regelmäßiges Stoßlüften. Außerdem sollten Menschen mit akuten Atemwegssymptomen eine Maske zum Fremdschutz tragen. Das sei besonders wichtig, wenn sich ein enger Kontakt mit einer Person aus einer Risikogruppe nicht vermeiden lässt.