Bielefeld. „Dass meine Oma auch für viele andere Menschen wichtig war, habe ich erst später begriffen“, beginnt Franz Hildebrandt. Der Enkelsohn der ehemaligen Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Frauen des Landes Brandenburg, Regine Hildebrandt, ist am Donnerstagabend stellvertretend für seine Familie bei der Preisverleihung der Stiftung Solidarität, um das soziale Engagement und die Solidarität vieler Menschen in Ostwestfalen-Lippe und darüber hinaus zu würdigen.
Zum 24. Mal – und zum ersten Mal unter dem neuen Namenszusatz „Stern der Solidarität“ – wurde der „Regine-Hildebrandt-Preis“ verliehen. Eine Anerkennung für individuelles oder institutionelles Engagement im sozialen Bereich.
Neben einem bundesweiten Preisträger waren zum ersten Mal auch sieben Vereine, Projekte und Personen aus Ostwestfalen-Lippe für die regionalen Preise nominiert. Ermittelt wurden die Preisträger durch eine Bewertung der Jury und ein öffentliches Voting. Das sind die Gewinner:
Kreis Paderborn
Über den ersten Platz darf sich der Paderborner Verein „PaderMahlZeit“ freuen. Über hundert Ehrenamtliche, darunter auch viele Ukrainerinnen, organisieren seit der Corona-Zeit in der Domstadt täglich kostenlose Mahlzeiten für Menschen mit geringem Einkommen. „Wir haben schon gewonnen, indem wir hier sein dürfen“, sagt Winfried Nölkensmeier, erster Vorsitzender des Vereins, der sich allein aus Spenden finanziert. Mit dem ersten Platz habe man nicht gerechnet. Alle Nominierten hätten es verdient zu gewinnen“, lässt er in seiner Dankesrede verlauten.
Kreis Höxter
Der zweite regionale Platz geht an den Verein „Caritas Konferenz – Tischlein deck dich Brakel e.V.“. Der Verein aus dem Kreis Höxter organisiert Mahlzeiten und Lebensmittel für Menschen in Not. Zudem betreiben die Ehrenamtlichen ein Sozialkaufhaus mit gespendeten Möbeln, Haushaltsgeräten und Kleidung. „Hier lassen viele Menschen das Märchen vom von Zauberhand gedeckten Tisch wahr werden“, lobt die stellvertretende Landrätin des Kreises Höxter, Magdalena Volmert.

Kreis Minden-Lübbecke
Mit dem dritten Platz ist die interkulturelle Gesundheitssprechstunde in Minden ausgezeichnet. Suna Arslan und Ülkü Schlesinger setzen sich für eine bessere Gesundheitsversorgung von sozial benachteiligten Menschen ein. „Wir stellen Anträge, finden Ärzte und helfen bei Fragen rund ums Gesundheitssystem“, erklärt Arslan. Der Preis und die Aufmerksamkeit für ihr Projekt freut die beiden Frauen besonders. „Wir hoffen, noch weitere Förderungen zu bekommen“, so Arslan. Denn seit Ende 2023 fehlt die finanzielle Unterstützung – soweit es machbar ist, setzen die beiden die Sprechstunde aber weiter fort.
Die weiteren Nominierten
Den vierten Platz teilen sich mehrere Projekte: Das „Café Miteinander“ der Gemeinde Hiddenhausen aus dem Kreis Herford ist Begegnungsstätte für alle Menschen aus der Nachbarschaft. Die noch junge Initiative „Freigeister Horn“ aus dem Kreis Lippe unterstützt seit etwa einem halben Jahr obdachlose Menschen. Der VfB Fichte Bielefeld hat das Projekt „Zukunftsakademie“ gegründet und hilft mit warmer Mahlzeit und Hausaufgabenbetreuung Kindern aus sozial schwachen Familien.
Ehrenpreis fürs Lebenswerk
Hermann Hibbeler aus Lage wird mit dem Ehrenpreis für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Der 84-Jährige hilft bereits mehr als drei Jahrzehnte jungen Menschen und auch Erwachsenen im Kreis Lippe nach der Arbeitslosigkeit auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen.

Bundespreisträger
Der bundesweite Preis ging in diesem Jahr an Karl-Josef Laumann, Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales in NRW. „Wir würdigen ihn als Initiator eines bundesweit einmaligen Landesförderprogramms“, erklärt Franz Schaible vom Vorstand der Stiftung. Über den sogenannten Stärkungspakt-NRW wurden rund 150 Millionen Euro für die Kommunen des Landes zur Verfügung gestellt. So sollten die Folgen des Ukraine-Krieges, darunter steigende Lebensmittelpreise und Mehrkosten bei der Unterbringung von Geflüchteten, für die Städte und Gemeinden abgemildert werden.
Insgesamt wurden Preisgelder in Höhe von 5.000 bis 1.000 Euro (insgesamt 20.000 Euro) für gemeinnützige Zwecke an die Preistragenden verteilt.
Bisherige bundesweite Preisträger waren u. a. der Caritasverband Frankfurt, die Bahnhofsmission Zoologischer Garten Berlin, der Deutsche Kinderschutzbund, das Internationale Begegnungszentrum Friedenshaus (IBZ) in Bielefeld sowie Dr. Heiner Geißler, Prof. Dr. Rita Süssmuth, Dr. Hans-Jochen Vogel, Dunja Hayali und zuletzt Hubertus Heil für sein Programm zur Integration von langzeitarbeitslosen Menschen.