Jäger alarmiert: Neue Krankheit wird zur tödlichen Gefahr für Hasen in Herford

Herford. Der Kreis Herford gehört in NRW zu den Regionen mit der dichtesten Hasenpopulation. Der Bestand liegt meist deutlich über mehr als 30 Tiere je Quadratkilometer, die im Schnitt bei der jährlichen Hasenzählung in NRW erfasst werden. Bei den heimischen Jägern gibt es nun aber Befürchtungen, dass die Hasenpopulation einbrechen könnte. Schuld sind weder Fuchs noch Landwirtschaft, sondern ein neuer, zumeist tödlicher Erreger, der in der Bundesrepublik bisher allein Kaninchen befallen hat: das Myxomatose-Virus.

Der ursprünglich aus Südamerika stammende Erreger löst die für Kaninchen tödliche Myxomatose aus. Eine veränderte Virusvariante befällt nun aber auch Feldhasen. Hasen sind zwar nahe Verwandte der Kaninchen, hatten in der Vergangenheit aber keine Probleme mit dem Erreger.

Wie der Erreger übertragen wird Mittlerweile ist das Virus aber verändert und damit extrem tödlich für infizierte Feldhasen. &bdquo;Wir beobachten, dass sich das Virus derzeit mit großer Geschwindigkeit ausbreitet“, erklärt Andreas Schneider vom Landesjagdverband Nordrhein-Westfalen. Nach Fällen am Niederrhein ist es derzeit in Steinfurt und Coesfeld an Kadavern nachgewiesen worden.

Unklar ist noch, wie genau sich der Erreger verbreitet. Derzeit gehen Wissenschaftler wie Luisa Fischer, promovierte Wildbiologin und Leiterin der Forschungsstelle für Jagdkunde und Wildschadenverhütung NRW in Bonn, davon aus, dass der Erreger durch Stechmücken übertragen wird und sich deshalb so schnell verbreiten kann. Stechmücken, sogenannte Gnitzen, übertragen auch die für Wiederkäuer wie Schafe oder Kühe gefährliche Blauzungenkrankheit.

Bereits 2018 gab es einen ähnlichen Seuchenzug unter den Hasen auf der Iberischen Halbinsel. Die Sterblichkeitsrate lag damals bei 55 Prozent - von 100 infizierten Hasen verendeten 55. Bei Kaninchen vergehen zwischen der Infektion und dem Ausbruch der Krankheit zwischen vier und zehn Tagen.

Das sagt ein heimischer Experte &bdquo;Die Sensibilität ist nach dem Ausbruch der Myxomatose beim Feldhasen in NRW sicher erhöht und bereitet uns durchaus Sorgen um eine unserer liebsten Wildarten“, erklärt Christian Rasche. Er ist Kreisjagdberater im Wittekindland.

&bdquo;Grundsätzlich soll und will sich jeder Revierinhaber für einen angepassten und gesunden Wildbestand einsetzen. Dementsprechend werden die auf das jeweilige Revier zugeschnittenen Bejagungsstrategien angepasst“, erklärt Rasche. Das gelte sowohl bei zu hohen Beständen, um zum Beispiel Infektions- oder Wildunfallrisiken zu reduzieren, als auch bei Wildarten, die im Bestand rückläufig sind.

Rasche weiter: &bdquo;Im Fall des Feldhasen heißt das, dass jetzt jeder Jagdpächter angehalten ist, auf mögliche Krankheitsausbrüche in seinem Revier zu achten, den Feldhasenbesatz im Vorfeld der Jagdsaison zu bestimmen und danach zu entscheiden, ob er guten Gewissens diese Wildart nachhaltig bejagen und verwerten kann oder ob in diesem Jahr darauf verzichtet wird.“ So werde aber von den Jägern im Kreis Herford grundsätzlich in jedem Jahr vorgegangen – unabhängig von möglichen Krankheitsausbrüchen.

Was passiert im kommenden Jahr?

Die Experten raten meist dazu, in den betroffenen Regionen, in denen Myxomatose nachgewiesen wurde, auf eine Bejagung der Hasen zu verzichten. Die Hoffnung dahinter: Stress ist negativ für das Immunsystem der Tiere und würde ihre Abwehrkräfte weiter beeinträchtigen. Außerdem gibt es die Annahme, dass die Hasen, die eine Infektion überstanden haben, Antikörper gebildet haben könnten.

Die Untersuchungen stehen aber noch ganz am Anfang. Eingebunden sind neben dem LANUV (Landesamt für Natur- und Verbraucherschutz) auch das Friedrich-Löffler-Institut des Bundes, dessen Experten unter anderen auf Tierseuchen spezialisiert sind.

Zurzeit gibt es die Hoffnung, so Andreas Schneider, dass das Krankheitsgeschehen in den kommenden vier Wochen nachlässt. Mit den sinkenden Temperaturen verschwinden auch die Mücken. Unklar ist allerdings, wie es weitergeht, wenn die mit dem Krankheitserreger kontaminierten Mücken erfolgreich überwintert haben. Damit würde sich das Seuchengeschehen in das Jahr 2025 verlagern.

In Zusammenhang mit den Infektionen werden unter anderem die Jäger angehalten, verendete Hasen – wenn der Verdacht auf Myxomatose besteht – zur Untersuchung einzuschicken.

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