Gütersloh. Für viele Menschen gehört auch in Gütersloh das Böllern an Silvester jedes Jahr aufs Neue dazu. Sobald es das Feuerwerk zu kaufen gibt, wird losgeknallt. Die Belastung für Tiere vergessen oder ignorieren die meisten dabei. Grelle Lichtblitze machen Katzen und Co. nervös, laute Böllergeräusche sorgen für regelrechte Panik bei vielen Vierbeinern.
Besonders Hunde leiden an den Tagen rund um Silvester extrem, weiß Sarah Borree. Sie ist Gründerin und Vorsitzende des Gütersloher Vereins „Hundehilfe ohne Grenzen“. Die 29-Jährige hat einige Tipps für Hundebesitzer, um es ihren Tieren in dieser Zeit erträglicher zu machen. Im Vorfeld sei es wichtig, die Hunde schon bei Spaziergängen im Tagesverlauf zu schützen und zu sichern.
„Es wird nicht nur in der Nacht geböllert, sondern schon in den Tagen vor Silvester“, sagt Borree. Entsprechend müsse das Halsband unterwegs eng angelegt werden. Außerdem empfiehlt sie eine doppelte Sicherung durch zwei Leinen. Eine davon könnten sich die Besitzer beispielsweise an der Schulter oder am Bauch umbinden. „Falls sich der Hund erschreckt und in Panik loslaufen möchte, hat man noch die Notfallleine“, sagt die Gütersloherin.
Gütersloherin empfiehlt frühe Gassi-Runden

Für den Fall, dass das Tier in seiner Angst trotzdem flüchtet, bieten sich laut Borree GPS-Tracker an. Diese würden mittlerweile ohnehin regelmäßig genutzt, auch für Urlaube. Wenn möglich sollte die letzte Gassi-Runde nicht erst nachts, sondern zwischen 18 und 19 Uhr und in gewohnter Umgebung stattfinden. „Danach sollte man mit dem Tier höchstens noch in den Garten gehen“, empfiehlt die 29-Jährige.
Weil im Panikfall auch ein Zaun keine große Hürde darstellt, sollte der Hund auch im Garten angeleint sein. Wenn sich die lauten Geräusche im Verlauf des Abends häufen, sollten die Vierbeiner die Wohnungen nicht mehr verlassen. Nun ist Ablenkung gefragt: Dafür eignen sich beispielsweise Kaustangen oder auch sogenannte Leckmatten, von denen Hunde beispielsweise eingefrorenen Frischkäse oder Leberwurst lecken können.
Wichtig sei vor allem, dass Hunde sehr individuell auf das angsteinflößende Feuerwerk reagieren. Für viele sei Ablenkung in Form von aktiver Beschäftigung geeignet, andere würden sich lieber verkriechen. Dann empfiehlt Borree, dem Hund einen entspannten Rückzugsort zu schaffen, beispielsweise in Form einer Kissenhöhle.
Wie geeignet sind Kopfhörer für Hunde?

Außerdem präferieren die Vierbeiner laut der Gütersloherin dunkle Räume mit Musik oder Fernsehgeräuschen, um den Lärm von draußen weniger wahrzunehmen. Sie appelliert an die Hundebesitzer, auf Warnsignale ihrer Tiere zu achten. Das seien zum Beispiel Zittern, lautes Hecheln, erhöhter Speichelfluss oder hektisches Hin- und Herrennen.
„Wenn es um Mitternacht dann richtig losgeht, sollte man den Hund auf keinen Fall alleine lassen mit seiner Angst“, sagt Borree. Sie hat auch vom Trend gehört, den Hunden an Silvester einen Gehörschutz aufzusetzen. „Das kann man schon machen“, sagt die 29-Jährige. Allerdings müsse man die Tiere im Normalfall in den Wochen vorher daran gewöhnen.
„Aber wenn sie es über sich ergehen lassen, hilft es natürlich“, so Borree. Wer keine passenden Kopfhörer parat hat, kann es auch mit einem Schal probieren, den er dem Tier um den Kopf wickelt. Deutlich abraten würde die Gütersloherin vom unter anderem von TV-Hundetrainer Martin Rütter genannten Tipp, dem Hund ein wenig Eierlikör zur Beruhigung zu geben. Hunde könnten den Alkohol nicht verstoffwechseln und so sei das in den meisten Fällen zu gefährlich für die Tiere.
Hundesuche Ostwestfalen unterstützt im Ernstfall

Für besonders ängstliche Tiere könnte sich einer der NRW-Flughäfen als Zufluchtsort an Silvester eignen. Das Abbrennen von Feuerwerk sei im Umkreis von Flughäfen grundsätzlich verboten, so Borree. Weil die Terminals in vielen Flughäfen rund um die Uhr geöffnet seien, könnten Hundebesitzer mit ihren Vierbeinern dort eine vergleichsweise ruhige Nacht verbringen.
Sollte es trotz aller Vorsichtsmaßnahmen vorkommen, dass ein Hund in seiner Panik abhaut und nicht zurück zu seinem Besitzer findet, hat Borree eine weitere Empfehlung: Daniela Teschner hat sich auf solche Fälle spezialisiert und betreibt die Hundesuche Ostwestfalen. Die Bielefelderin sucht ehrenamtlich nach entlaufenen Hunden in der Region, vor allem in der Zeit rund um Silvester.
Dabei kann es die Suche laut Borree deutlich erleichtern, wenn der Hund im Vorfeld im Tierregister der Tierschutzorganisation „Tasso“ registriert wurde. So könne im Fall der Fälle über einen Transponder oder ein Tattoo nachgeschaut werden, wohin der Ausreißer gehöre.