Bundestagswahl: Warum so viele Polit-Promis ausgerechnet nach Bielefeld kommen

Bielefeld. &bdquo;Battleground“, Kampfgebiet, heißt ein Computer-Kriegsspiel, bei dem es ganz schön zur Sache geht. Zum &bdquo;Kampfgebiet“ wird in diesen Wochen auch Bielefeld. Genauer gesagt: zum Wahlkampfgebiet. Dabei geht es aber hoffentlich weniger martialisch zu, kommt es allenfalls zu Wortgefechten.

Der überraschend große Promi-Auflauf in Bielefeld gleich zu Beginn des kurzen Winter-Wahlkampfs lässt jedoch erahnen, dass die Stadt bei der Bundestagswahl für die Parteien durchaus von strategischer Bedeutung ist. Zwischen ihnen wird es ein hartes Ringen um das Direktmandat, aber auch um die begehrten Zweitstimmen geben.

Bundeskanzler Olaf Scholz kommt am Montag zum Auftakt seiner Wahlkampftour ausgerechnet in die Heimatstadt der SPD-Bundestagsabgeordneten Wiebke Esdar, die noch vor ein paar Wochen deutlich auf Distanz zum Kanzler gegangen war.

Scholz im Lokschuppen, Lindner im Lenkwerk Der geplante Bürgerdialog im &bdquo;Lokschuppen“ mit Platz für 250 Bielefelderinnen und Bielefeldern war ruckzuck überbucht, so groß war das Interesse am Live-Erlebnis mit dem Regierungschef. Jetzt dürfen 500 kommen. Die Botschaft, die von dem Termin ausgehen soll: Die Sozialdemokraten stehen jetzt geschlossen zusammen.

Ins Lenkwerk passen 400 Zuhörerinnen und Zuhörer. So viele wollen schon an diesem Samstag den FDP-Chef und Ampel-Schreck Christian Lindner erleben. Hoffentlich ohne Schaumtorten-Attacke wie zuletzt in Greifswald.

Mit Marie-Agnes Strack-Zimmermann schicken die Liberalen Ende Januar gleich die nächste Allzweckwaffe ins für sie überlebenswichtige Wahlkampf-Rennen.

Baerbock und Linnemann kommen nach Bielefeld Bei den Grünen geht es um die Verteidigung ihrer Hochburg Bielefeld. Die Fraktionsvorsitzende im Bundestag und hiesige Abgeordnete, Britta Haßelmann, steht zwar auf Platz 1 der Landesliste und ist damit sicher drin im nächsten Bundestag. Doch das Bielefelder Wahlergebnis ist wichtig fürs Prestige, und deshalb soll Bundesaußenministerin Annalena Baerbock am 7. Februar in der Raspi um Stimmen werben.

Die Union schickt ihren &bdquo;General“ Carsten Linnemann nach Bielefeld. Der ist für markige Sprüche bekannt und soll der hiesigen Kandidatin Katharina Kotulla dabei helfen, der SPD das Direktmandat abspenstig zu machen. Außerdem auf der Gästeliste der Bielefelder CDU: NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann. Ebenfalls einer, der nicht drumherum redet.

Von der AfD ist bislang nicht bekannt, ob vielleicht doch Alice Weidel den Weg nach Bielefeld findet. Kommt die in Teilen rechtsextreme Partei annähernd auf die Prozentzahl, die ihr in den Umfragen vorhergesagt wird, muss sich deren Bielefelder Kandidat Maximilian Kneller auch nicht um einen Einzug ins Parlament sorgen – dank Platz 15 auf der Landesliste.

Vier Bielefelder könnten in den Bundestag Am Ende könnten es tatsächlich vier Bielefelderinnen und Bielefelder ins Parlament schaffen. Haßelmann und Kneller über die Liste. Esdar und Kotulla direkt oder ebenfalls über ihre Listenplätze. Die Betonung liegt auf &bdquo;könnte“. Denn nach der Wahlrechtsreform muss selbst ein Wahlkreisgewinner nicht automatisch ins Parlament einziehen. Entscheidend kann der Erststimmenanteil sein, den er im Vergleich mit anderen Wahlkreissiegern seiner Partei erzielt.

Auch deshalb ist die Bundestagswahl in Bielefeld diesmal besonders spannend. Das Internetportal &bdquo; election.de “ sieht in seiner aktuellen Erststimmen-Prognose für den Wahlkreis Bielefeld-Werther einen Vorsprung der Union. Doch das war auch bei früheren Wahlen schon der Fall, und am Ende lag die SPD vorn.

Vielleicht sollten ohnehin alle Wahl-Kombattanten im Hinterkopf behalten, was NRW-Innenminister Herbert Reul diese Woche beim Neujahrsempfang der CDU gesagt hat: &bdquo;Nicht wir Politiker bestimmen am Ende, welche Politik gemacht wird, sondern die Wählerinnen und Wähler.“

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