Boykott der Plattform X: Wer aus OWL dabei ist

Bielefeld/Herford. Im Grunde muss man in OWL fast die Frage stellen: Wer ist überhaupt noch auf der Plattform X, ehemals Twitter, aktiv? Seit der Übernahme des Nachrichtendienstes durch Elon Musk im Jahr 2022 haben zahlreiche Unternehmen, Hochschulen, Stiftungen und die beiden Fußballvereine der Region ihre Öffentlichkeitsarbeit bei X ruhen lassen. Seitdem der Unternehmer immer offensiver für die AfD wirbt und sich in die deutsche Politik einmischt, werden immer mehr Accounts auch endgültig gelöscht. An die große Glocke hängt das aber niemand.

Eine Ausnahme bildet Arminia Bielefeld. Am vergangenen Freitag verkündete der DSC, dass der Verein den Kurznachrichtendienst mit sofortiger Wirkung verlassen werde. &bdquo;Durch die Übernahme von Elon Musk hat sich das Soziale Netzwerk in der jüngeren Vergangenheit stark verändert und zum Negativen entfaltet“, so die offizielle Begründung. &bdquo;Als Besitzer der Plattform übe Musk international politischen Einfluss und Druck aus. &bdquo;Wir betrachten das als Missbrauch und wollen und können das nicht unterstützen“, so die DSC-Geschäftsführer Christoph Wortmann und Präsident Rainer Schütte.

Weniger wortreich, sondern eher heimlich still und leise hat der SC Paderborn die gleiche Entscheidung getroffen - das ist allerdings schon länger her. &bdquo;Wir haben uns bereits vor mehreren Monaten von X verabschiedet und einen gut frequentierten WhatsApp-Kanal eingerichtet“, teilt Sprecher Matthias Hack auf Anfrage dieser Redaktion mit. Mit politischen Konstellationen habe die Entscheidung damals nicht in Zusammenhang gestanden. &bdquo;Wir wollten die eingeführten operativen Einschränkungen von X nicht akzeptieren, dabei ging es unter anderem um Datenschutzthemen und die Ankündigung von Kosten für die Nutzung.“

Hochschulen aus OWL: Immer mehr Forscher verlassen X Auch die beiden größten Hochschulen in OWL, die Universitäten Bielefeld und Paderborn, haben X bereits im April und August vergangenen Jahres den Rücken gekehrt. &bdquo;Desinformation, Hate Speech sowie antisemitische, rassistische und populistische Inhalte haben zugenommen“, sagt Johannes Schnurr, Sprecher der Uni Paderborn. &bdquo;Dies ist nicht mit den freiheitlichen, demokratischen und sozialen Werten vereinbar, wie sie die Universität Paderborn in ihrem Leitbild formuliert.“

Doch auch inhaltliche Gründe spielen bei beiden Hochschulen eine Rolle, denn die Reichweite der veröffentlichten Beiträge ist einer Sprecherin der Uni Bielefeld zufolge seit der Übernahme von Twitter durch Elon Musk nachhaltig gesunken. &bdquo;Wir nehmen wahr, dass immer mehr Forscherinnen und Forscher sowie andere Akteure aus der Wissenschaftswelt X verlassen.“

Diese Beobachtung macht man auch bei den von Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel, die sich bereits im Juli von der Plattform zurückzogen. &bdquo;Die Gründe dafür liegen auch in der unzureichenden Grenzziehung seitens der Betreiber gegenüber Hasskommentaren, Desinformation und extremistischen Inhalten“, so Sprecher Johann Vollmer. &bdquo;Damit einhergehend haben in der vergangenen Zeit zudem immer größere Teile der für uns relevanten Zielgruppe die Plattform verlassen.“

Bielefeld: X genügt Ansprüchen nicht Gerade erst hat die Stadt Herford ihren X-Account gelöscht. Geruht hatte er bereits seit 2021. &bdquo;Für uns machte Twitter keinen Sinn mehr“, so Sprecherin Susanne Körner. &bdquo;Aufgrund der aktuellen Situation haben wir X jetzt aber deaktiviert. Die Onlineplattform von Elon Musk ist nicht mit unseren Grundwerten vereinbar.“

Auch Bielefeld-Sprecher Daniel Steinmeier findet klare Worte für die Entscheidung der Stadt, den Kurznachrichtendienst bereits seit Oktober nicht mehr zu nutzen. &bdquo;Die Entwicklung der Plattform in den vergangenen Jahren weg von Fakten und sachlichen Diskussionen hin zu Hass, Hetze und gezielten Falschinformationen, hat uns zu diesem Schritt bewogen.“ Eine kommunale Öffentlichkeitsarbeit unterliege hohen Ansprüchen, &bdquo;diese werden auf X überhaupt nicht mehr erfüllt“.

Dennoch hat sich die Stadt dagegen entschieden, den Account vollständig zu löschen. &bdquo;Denn wenn es darum geht, in Krisenfällen (zum Beispiel beim Fund eines Blindgängers und einer notwendigen Evakuierung) so schnell wie möglich eine große Zahl an Menschen zu erreichen und zu informieren, sollten möglichst alle zur Verfügung stehenden Kanäle genutzt werden.“ Rund 9.000 Menschen folgten der Stadt Bielefeld bei X. Auch der Kreis Lippe und die Städte Bad Oeynhausen im Kreis Minden-Lübbecke und Brakel im Kreis Höxter haben sich von der Plattform X zurückgezogen.

Einige OWL-Unternehmen noch auf X aktiv Offiziell begründet haben aber weder die Kommunen noch viele Unternehmen ihre Abkehr von dem Kurznachrichtendienst. So schreibt das Unternehmen Miele, das sich bereits vor Weihnachten 2022 von dem Kurznachrichtendienst abwandte, zwar am 22. Dezember: &bdquo;Das ist unser letzter Tweet“, begründet den Schritt aber nicht. Teilweise haben einzelne Akteure das Ruhenlassen des Accounts ebenfalls nicht thematisiert, sondern die Öffentlichkeitsarbeit auf dem Kanal einfach abgebrochen, so wie beim Werkzeugmaschinenbauer DMG Mori.

Doch es gibt auch Unternehmen und Städte in OWL, die den Nachrichtendienst nach wie vor nutzen. So betreibt das Unternehmen Oetker hier auf zwei Accounts Öffentlichkeitsarbeit. Auf Anfrage zu Plänen der Weiternutzung teilt das Unternehmen mit: &bdquo;Das Thema X ist bei uns noch nicht abschließend beurteilt worden, wir beobachten die Entwicklung des Unternehmens sowie das Klima in der Community sehr genau und bewerten unser Engagement immer wieder neu.“

Auch die Stadt Gütersloh war noch im Januar 2025 auf X aktiv. Auf Anfrage der Redaktion teilte Bürgermeister Matthias Trepper aber mit: &bdquo;Die Stadt Gütersloh wird künftig die Social-Media-Plattform X – früher Twitter – nicht mehr nutzen.“

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