Flüge nach München: OWL-Firmen starten bald in Paderborn mit Ersatz für Lufthansa

Kreis Paderborn. Eine Revolution der deutschen Luftfahrt startet in Paderborn. Während der Lufthansa-Konzern den Rotstift ansetzt und die Verbindung zwischen Paderborn/Lippstadt und München Ende Mai einstellt, nehmen Unternehmen aus der Region die Sache einfach selbst in die Hand. Auch sie haben gerechnet und gründen voller Zuversicht das schon im November angekündigte Nachfolgeunternehmen. &bdquo;Wir bedienen zum 1. Juni die München-Linie“, bestätigt Mit-Initiator Christoph Plass vom Bürener Beratungsunternehmen Unity AG im Pressegespräch. Künftig könnten sogar weitere Ziele hinzukommen.

Unter dem Namen &bdquo;Skyhub PAD“ geht das Unternehmen an den Start. Von 20 Firmen und Privatleuten gebe es Zusagen, die neue Gesellschaft mit Beträgen zwischen 25.000 und 100.000 Euro zu unterstützen. Weitere sind willkommen. Mehr als eine Million Euro sei bereits zusammengekommen, um den Flugbetrieb vorzufinanzieren. Manche Betriebe hätten auch bereits Ticketkäufe zugesagt. Bei 20 weiteren Interessierten seien die Gespräche fortgeschritten. Fest dabei sind neben Unity der Delbrücker Badewannenhersteller Bette, das Salzkottener IT-Systemhaus Sambase, die Privatfluggesellschaft Luxaviation mit Sitz in Büren und der Bielefelder Maschinenbauer DMG Mori (ehemals Gildemeister).

Ab sofort beginnt die Vermarktung der neuen Linie, und dafür hat Gründungsgeschäftsführer Plass gute Nachrichten parat: Passagiere, die München als Umsteigeairport auf der Langstrecke nutzen wollen, können über die Lufthansa weiter ihre Tickets buchen, Gepäck wird durchgecheckt, sogar fürs Meilenkonto zählt der Flug. Dafür schließt die neue Gesellschaft ein so genanntes Interlining-Abkommen mit der Kranich-Fluglinie ab. Ohne diese Kooperation hätte es die neue Initiative nicht gegeben.

Skyhub PAD spricht über Flugpreise Nicht buchbar über die Lufthansa wird hingegen künftig die Direktverbindung von der Pader mit Ausstieg an der Isar sein - sie soll es aber über Ticketportale wie expedia.de und andere geben. Diese Flugpreise, so Plass, werden im Durchschnitt rund zehn Prozent teurer als bei der Lufthansa. &bdquo;Im Jahresmittel kostete ein Sitzplatz zuletzt 262 Euro, bei uns wären es dann im Durchschnitt 288 Euro“, rechnet er vor. Wie hoch der Einstiegspreis wird, müsse noch mit der ausführenden Airline geklärt werden. Denn auch über sie werden Tickets angeboten, erläutert Plass, einer der Vizepräsidenten der IHK OWL ist. Buchungen sollen spätestens Anfang April möglich sein.

Die Zuversicht für das Projekt ziehen die Gründer aus der guten Auslastung der Lufthansa-Flüge. So hätten 2024 rund 104.000 Passagiere die München-Flüge genutzt. Branchenkenner gehen von 70 Prozent Businesskunden aus. &bdquo;Wir wollen die Passagiere mit Verlässlichkeit und hoher Qualität halten“, kündigt Plass an. Gestartet werden soll mit Flügen &bdquo;mindestens einmal pro Werktag“, ab September soll die Frequenz steigen.

Welche Fluggesellschaft Flieger und Personal stellt, verkündet Skyhub PAD noch nicht. Wie berichtet, deutet weiter alles auf die dänische &bdquo;DAT“ hin. Sie betreibt unter anderem 70-sitzige ATR72-Turboprop-Flugzeuge. Genau diese sollen laut Plass den Job künftig übernehmen, weil sie die Strecke günstiger bedienen können als die 90-sitzigen Jets der Lufthansa.

Wird der Paderborner Weg zum Business-Modell? Der global aufgestellte Konzern nahm die Idee der Paderborner Initiative zu Beginn nicht ernst. Mittlerweile hat sich die Einstellung in der Frankfurter Zentrale jedoch gewandelt, wie am Rande der Skyhub-Vorstellung zu vernehmen ist. Öffentlich sagt auch Plass: &bdquo;Die Lufthansa war erst kritisch eingestellt und ist jetzt begeistert vom Projekt“. Immerhin ist es ein deutschlandweit einmaliger Versuch. Genau beobachtet wird das Vorhaben daher auch an anderen Airports. In Paderborn sind nach Informationen zuletzt schon drei Anfragen eingegangen, wie der Aufbau einer solchen Route privatwirtschaftlich gelingen könne. Es gibt in Ahden Überlegungen, die Idee als Business-Modell zu vermarkten.

Damit die neue Gesellschaft zumindest keine Verluste einfährt (Plass: &bdquo;Wir wollen wirtschaftlich sein, aber Erträge sind nicht unser Ziel“), sollen bei der Vermarktung der Flüge auch neue Wege beschritten werden. &bdquo;Wir haben verschiedene Werbeflächen im und am Flugzeug zur Verfügung“, sagt der Unternehmensberater. Findet sich ein Partner, könnte sogar die Außenhülle der Maschine zum Werbeträger werden.

Wird der Paderborner Weg ein Erfolg auf deutschen Luftstraßen, kann die München-Linie laut den Initiatoren der Auftakt für weitere Flugziele der Skyhub PAD sein. In der Wirtschaft seien Destinationen wie Zürich, Wien und Paris gefragt.

Unternehmer loben den Zusammenhalt Voller Vorfreude ist der Geschäftsführer der Paderborner IHK-Zweigstelle, Jürgen Behlke: &bdquo;Der Effekt des Projekts auf die Region und speziell den Wirtschaftssektor ist nicht zu unterschätzen.“ Der DMG-Mori-Generalbevollmächtigte Maurice Eschweiler sagt: &bdquo;Die Linie ist für uns von Bedeutung, weil wir in München unsere Europazentrale bauen. Sie eröffnet aber auch die Chance, die Welt nach Ostwestfalen zu holen.“ Den Zusammenhalt in der regionalen Wirtschaft preist IHK-Vizepräsident Thilo Pahl von Bette: &bdquo;Sowas schafft man nur in OWL. Ich bin total vom Erfolg des Projektes überzeugt.“ Sambase-Geschäftsführer Andreas Schmidt hält die Initiative &bdquo;wichtig für die Region“. Er beobachtet: &bdquo;Der Zuspruch für das Projekt wächst jeden Tag.“

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