Bielefelder Vater erschüttert: Mitschüler treten auf Kopf seines Sohnes (12) ein

Bielefeld. Ein zwölfjähriger Schüler der Gesamtschule Rosenhöhe soll am Dienstag, 28. Januar, nach dem Unterricht von mehreren Mitschülern angegriffen und verletzt worden sein. Der Junge erlitt nach Angaben seines Vaters einen Bruch des rechten Handgelenks, auf seinem Hinterkopf ist nach der Attacke der Abdruck einer Schuhsohle zu sehen. Entsprechende Fotos liegen der Redaktion vor. Die Polizei ermittelt.

Der Vater (aus Opferschutzgründen wird sein Name nicht erwähnt) zeigt sich im Gespräch mit der Lokalredaktion entsetzt – und zwar in dreifacher Hinsicht: über die ausufernde Gewalt, über die feige Anzahl von sieben Angreifern, die auf nur einen Schüler eingeschlagen und eingetreten haben sollen, und leider auch über die vielen Umstehenden, die sich, statt zu helfen, die Prügelei nur angesehen haben. Manche hätten sogar ihre Handys gezückt und entsprechende Videos in diversen Chatgruppen platziert, um sich darüber lustig zu machen.

Die Polizei hat in dem Fall die Ermittlungen aufgenommen, berichtet Sprecherin Hella Christoph. Ihr zufolge ging der Notruf bei der Leitstelle gegen 13.40 Uhr ein. Die Beamten vor Ort haben den Vorfall aufgenommen, aber noch keine Zeugenbefragungen vorgenommen. Bei den Tatverdächtigen handelt es sich größtenteils um Sechstklässler – also juristisch noch Kinder –, lediglich ein beteiligter Schüler soll zwei Jahre älter und damit schon strafmündig sein.

Sieben Schüler sollen auf Kopf eingetreten haben Der Vater weiß, dass es unter Jungs auch mal rauer zugehen kann: &bdquo;Auch wir haben uns früher mal geprügelt. Aber da hat niemand auf den Kopf getreten, wenn einer am Boden lag. Das ist heute eine andere Qualität. Die Gewaltbereitschaft eskaliert.“ Er ließ sich von Zeugen berichten, dass alle sieben Schüler auf den Kopf des am Boden liegenden Sohnes eingetreten haben sollen.

Die Angreifer sollen erst von dem Jungen abgelassen haben, als jemand die Polizei rief. Sein Sohn habe nur die Hände schützend vors Gesicht halten können und gehofft, dass es gleich vorbei sei. Anschließend sei er per Rettungswagen ins Krankenhaus gekommen. &bdquo; Ich bin fassungslos, was die Gewalt mittlerweile an unseren Schulen anrichtet.“

Beleidigungen als Auslöser für Gewaltexzess Die Ärztin im Krankenhaus attestierte multiple Prellungen am Kopf und an den Rippen sowie einen Bruch des Mittelhandknochens, der eingegipst werden musste. Sie habe bestätigt, dass es ziemliche Kraft brauche, damit der Abdruck einer Schuhsohle am Kopf entsteht. Teile der Schuhsohle sind eindeutig am Hinterkopf des Schülers zu erkennen.

Auslöser sollen gegenseitige Beleidigungen am Vortag gewesen sein, berichtet der Vater. Die Jungs hätten sich zufällig an einem Getränkeautomaten in der Schule getroffen. Schon dort sei sein Sohn gehänselt und beleidigt worden. Als er dann die Beleidigungen erwidert habe, habe es erste Schubsereien gegeben. Der Hauptaggressor habe ihm dort schon einen Faustschlag verpasst.

Am nächsten Morgen hätten Freunde des Schlägers seinem Sohn bereits angekündigt, dass er nach der Schule &bdquo;heulen“ werde. Tatsächlich sollen die sieben Jungs ihrem Opfer an der Treppe zum Schulhof aufgelauert haben.

Zwei mutige Helfer sind chancenlos Nur zwei Freunde hätten versucht, den Zwölfjährigen vor den Angreifenden zu schützen. &bdquo;Das war wirklich mutig, aber sie hatten allein keine Chance“, betont der Vater. Hätten mehrere Schüler eingegriffen, wäre es nie so weit gekommen, glaubt er. Stattdessen tauchen inzwischen Videos, Memes und GIFs von dem Vorfall auf, in denen sich die Mitschüler über den Vorfall lustig machen.

Nur vier Tage zuvor hatte es einen fast gleichlautenden Fall in Brackwede gegeben. Auch dort lösten Beleidigungen eine angebliche Aussprache auf dem Kaufland-Parkplatz an der Gütersloher Straße aus. Der 14-Jährige kam allein zu der Aussprache. Der 16-Jährige brachte mehrere Freunde mit, die den Jugendlichen kurzerhand bewusstlos schlugen.

Der verletzte Zwölfjährige von der Gesamtschule Rosenhöhe ist seit dem Vorfall vom Unterricht befreit. &bdquo;Natürlich hat er panische Angst, in der Schule wieder auf die zu treffen“, sagt der Vater. Er hofft deshalb, dass die Angreifer auch in der Schule Konsequenzen spüren werden. Die Schulleiterin habe auf seine Schilderung der Ereignisse erschüttert reagiert.

Bielefelder Schule kündigt Konsequenzen an Schulleiterin Claudia Hoppe kann zu dem Vorfall öffentlich keine Stellungnahme abgeben. Sie betont aber, &bdquo;dass wir jegliche Form von Gewalt ablehnen. Gewalttätige Auseinandersetzungen ahnden wir auf der Grundlage des Schulgesetzes, das verschiedene Ordnungs- und Disziplinarmaßnahmen bereithält, die wir stets unter Beachtung des Grundsatzes der Verhältnismäßigkeit anwenden“.

Wichtiger Grundsatz der Schule sei, dass jeder Schüler angstfrei zur Schule gehen können muss. Das bringt nach so einem Vorfall besondere Herausforderungen mit sich. Deshalb arbeiteten in diesem Fall Schulleitung, Kollegium und Schulsozialarbeit eng zusammen: &bdquo;Gemeinsam werden wir den Vorgang aufarbeiten und geeignete pädagogische Maßnahmen ergreifen. Der Betroffene erhält bei Bedarf jegliche Unterstützung, die er benötigt, um wieder aktiv und erfolgreich am Schulleben teilnehmen zu können. Hierzu steht die Schule im engen Kontakt mit der Familie.“

Anti-Gewalt- und Anti-Mobbing-Programme Um solche Vorfälle schon im Vorwege zu verhindern, setzte die Gesamtschule vielfältig auf Gewalt-Prävention: Es gibt pädagogische Programme zu gewaltfreier Kommunikation, Anti-Mobbing- und Deeskalations-Seminare, Streitschlichter und Pausen-Scouts.

Zusätzlich arbeite die Schulsozialarbeit intensiv mit auffälligen Schülern. &bdquo;Besteht ein Verdacht von Fremd- oder Selbstgefährdungen, sind wir im engen Austausch mit der regionalen Schulberatungsstelle sowie dem sozialpsychiatrischen Dienst beim Gesundheitsamt.“

Für den Vater des Betroffenen ist es wichtig, dass die Verantwortlichen und ihre Eltern bemerken, dass solche Taten Konsequenzen haben. Er hat Strafanzeige wegen gefährlicher Körperverletzung erstattet. &bdquo;Das habe ich gleich in den Klassenchat geschrieben. Da war plötzlich Ruhe unter den Jungs. Drei haben gleich ganz kleinlaut darauf reagiert.“

Er denke aber nicht daran, sich deshalb nun zurückzuhalten: &bdquo;Auch wenn die Jungs noch strafunmündig sind, so gelten Kinder ab dem siebten Lebensjahr trotzdem als schadenersatzpflichtig, wenn sie anderen vorsätzlich Schaden zufügen.“

In der Tat wird die Polizei die Ermittlungen zumindest für die Kinder einstellen, trotzdem hat der Vorfall in der Regel eine Meldung beim Jugendamt zur Folge. Auch gegen die Videos und ihre Urheber will der Vater vorgehen. &bdquo;Diese Videos sind fast so schlimm wie die Tat selbst.“

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