Polizisten auf Schulhöfen: Land testet in OWL neues Konzept gegen Gewalt

Düsseldorf/Bielefeld. Gewalt an Schulen ist auch in NRW ein immer größeres Thema. Zuletzt sorgte ein Messerangriff eines Schülers auf eine Lehrerin in Essen für Entsetzen. Dieser Entwicklung wollen das NRW-Schulministerium und das NRW-Innenministerium mit einem neuen Konzept zur Gewaltprävention begegnen. Dazu gehört mehr Zusammenarbeit zwischen Schulen und Polizei sowie die Stärkung von Lehrkräften. Zunächst sollen 20 Schulen im Bundesland das Konzept in einer Testphase erproben. Zwei Schulen in Bielefeld gehören auch dazu.

Hier sollen Lehrkräfte durch Deeskalationstrainings gestärkt werden. Das Training soll dabei helfen, verschiedene Gewaltformen zu erkennen, in Stresssituationen ruhig zu kommunizieren und Techniken zur Konfliktvermeidung und -entschärfung anwenden zu können. Die zweite Säule sei eine gemeinsame Unterrichtseinheit eines Polizeibeamten und einer Lehrkraft in siebten Klassen, sagte NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU). Hintergrund ist, dass die Strafmündigkeit ab einem Alter von 14 Jahren beginnt. Geplant seien in den Klassen etwa Rollenspiele zum Umgang mit Gewalt.

Außerdem sollten die Polizisten auch auf Schulhöfe gehen, sofern die Schulen das wollten, und mit Schülerinnen und Schülern ins Gespräch kommen. Durch ihre Anwesenheit sollten die Polizeikräfte Vertrauen aufbauen und könnten auf dem Schulhof &bdquo;ein Stück weit deeskalierend wirken“, sagte Feller. &bdquo;Wir beobachten ja, dass die Gewalt in der Gesellschaft zunimmt, und Schule ist immer ein Spiegelbild der Gesellschaft“, erklärte die Ministerin. &bdquo;Daher haben wir unter jungen Menschen eben auch eine Zunahme der Gewalt und damit auch an Schulen.“

.responsive23-arG11ve3ccET1YT0-atlas-slideshow-gewaltvorfaelle-an { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-arG11ve3ccET1YT0-atlas-slideshow-gewaltvorfaelle-an { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-arG11ve3ccET1YT0-atlas-slideshow-gewaltvorfaelle-an { padding-top: 142.86%; } } Polizisten sollen NRW-Schulen nicht kontrollieren Innenminister Herbert Reul (CDU) sagte: &bdquo;Immer mehr junge Menschen neigen zu Gewalt.“ Die Polizei auf Schulhöfen und im Unterricht solle mehr Sensibilität für das Thema schaffen. &bdquo;Wir müssen frühzeitig ansetzen, um Schülerinnen und Schülern zu zeigen, wie sie Konflikte gewaltfrei lösen können.“ Nur so sei eine Wende in der Kinder- und Jugendkriminalität zu erreichen.

Das neue Präventionskonzept &bdquo;miteinander.stark.sicher – gemeinsam für eine gewaltfreie Schule“ wird laut Feller zunächst als einjähriges Pilotprojekt an 20 Schulen in NRW erprobt. Dann werde entschieden, ob es nachgebessert oder direkt eingeführt werde. Feller wies Kritik zurück, dass Schulen durch Polizei künftig kontrolliert werden sollten. &bdquo;Das ist keine Kontrollfunktion, eindeutig nicht, sondern es geht hier wirklich um Prävention.“

Die Bielefelder Polizeipräsidentin Sandra Müller-Steinhauer betont: &bdquo;Gewalt – und hier insbesondere die Messergewalt – betrifft die gesamte Gesellschaft. Es darf nie das Recht des Stärkeren gelten. Unser soziales Gefüge, das gegenseitige Vertrauen und damit die Lebensqualität insgesamt brauchen ein gewaltfreies Miteinander.“ Das müsse die Grundlage in Zukunft sein und an Kinder und Jugendliche weitergegeben werden. &bdquo;Dafür ist es wichtig, dass alle Akteure – von Schulen über Familien bis hin zu Behörden und sozialen Einrichtungen – zusammenarbeiten“, sagt die Behördenleiterin. Sie hatte schon ein erstes Präventionsprojekt an Bielefelder Schulen gegen Messergewalt initiiert.

.responsive23-HAnjxuKZsAzC1r3U-atlas-slideshow-umfrage-dguv-gewalt { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-HAnjxuKZsAzC1r3U-atlas-slideshow-umfrage-dguv-gewalt { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-HAnjxuKZsAzC1r3U-atlas-slideshow-umfrage-dguv-gewalt { padding-top: 181.82%; } } Bielefelder Schulen überrascht und irritiert An den beiden ausgewählten Bielefelder Schulen ist man derweil überrascht von der Auswahl, die per E-Mail mitgeteilt wurde – und auch etwas irritiert. &bdquo;Das suggeriert, dass wir hier massive Probleme bei dem Thema hätten“, sagt Schulleiter Frank Ziegler, Leiter der Friedrich-Murnau-Gesamtschule im Stadtteil Stieghorst. &bdquo;Das ist absolut nicht der Fall.“

Im Vorfeld sei von der Bezirksregierung lediglich abgefragt worden, ob man als Schule bereit sei, an einer Kooperation mit der Polizei mitzuwirken. &bdquo;Dem haben wir zugestimmt, denn grundsätzlich ist jede Unterstützung in Absprache mit uns ja sehr sinnvoll und zu begrüßen.“ Nun aber wirke es so, als ob an den 20 ausgewählten Schulen dringlicher Handlungsbedarf herrsche. &bdquo;Das ist ein etwas schräges Bild, das ich mir für unsere Schule so nicht wünsche.“

Auch Armin Trojahn, Leiter der Brackweder Realschule, sieht das so. &bdquo;Wir haben hier keine größeren Probleme – die Wirkung, die durch die Auswahl entsteht, ist falsch.“ Hinzu komme, dass die Schule sich bei dem Thema bereits breit aufgestellt habe. &bdquo;Wir arbeiten bereits eng und gut mit der Polizei zusammen. Es gibt ein Anti-Mobbing-Projekt, wir haben Extra-Beratungsstunden für Lehrkräfte, damit sie Beziehungsarbeit mit Schülern machen können, und wir fahren mit ausgewählten Schülern in die JVA, um ihnen zu demonstrieren, wohin Gewalt führen kann.“

Genau diese gute Aufstellung sei es aber, die zur Auswahl der Schulen geführt habe, teilt das Schulministerium auf Anfrage mit. &bdquo;Zum einen spielt der Schulsozialindex eine Rolle“, erklärt ein Sprecher. &bdquo;Zum anderen wurden bewusst Schulen ausgewählt, die bereits Vorerfahrung mit Anti-Mobbing-Konzepten haben, an die man dann mit dem Projekt anknüpfen kann.“

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