Krebspatient aus Kreis Gütersloh profitiert von Durchbruch am Klinikum Lippe

Detmold/Rheda-Wiedenbrück. Eine Krebsdiagnose ist immer ein Schock. Dank des medizinischen Fortschritts ist die Lebenserwartung von Krebspatienten heute jedoch besser denn je. Wie schnell sich die Prognosen für Betroffene verbessern können und wie wichtig Forschung dafür ist, zeigen aktuelle Erfolge in der Behandlung von Speiseröhrenkrebs. In der Region profitieren davon bereits Patienten im Universitätsklinikum OWL, wie das Beispiel von Patrick Lenz aus Rheda-Wiedenbrück (Kreis Gütersloh) zeigt. Er hat 2024 die Diagnose Speiseröhrenkrebs erhalten.

Als sich Lenz im September mit Schluckbeschwerden bei seinem Arzt meldet, macht er sich noch keine großen Sorgen. &bdquo;Ich wusste zwar, dass etwas nicht stimmt, weil ich nicht mehr richtig essen konnte und so in nur einem Monat 20 Kilogramm an Körpergewicht verloren hatte. Doch da ich nie krank war, habe ich auch nicht mit einer schlimmen Diagnose gerechnet.“ Der Hausarzt des 55-Jährigen ist weniger entspannt und empfiehlt eine Magenspiegelung im Krankenhaus. &bdquo;Der erste Versuch scheiterte, doch bei der zweiten Untersuchung entdeckten die Ärzte einen Tumor in der Speiseröhre.“

Die genaue Diagnose lautet Adenokarzinom. Das ist ein Tumor, der sich aus Drüsenzellen der Schleimhaut bildet, die sich im unteren Abschnitt der Speiseröhre am Übergang zum Magen befinden. &bdquo;Das war ein Schock. Ich hatte das Gefühl, dass mich jemand umhaut und fragte mich dauernd, warum mich das trifft“, sagt Lenz rückblickend. Heute weiß er, dass gleich mehrere Risikofaktoren wie Übergewicht, Rauchen, Alkoholkonsum und vor allem chronisches Sodbrennen sein Risiko für diese Krebserkrankung erhöht haben.

Hausarzt empfiehlt Therapie im Klinikum Lippe Kurz nach der Diagnose beginnt Lenz mit der Therapie im Klinikum Lippe, das neben dem evangelischen Klinikum Bethel und dem Klinikum Bielefeld Teil des Universitätsklinikums OWL ist, das im Zuge des Aufbaus der Medizinischen Fakultät an der Universität Bielefeld 2019 gegründet wurde. &bdquo;Als medizinischer Laie ist es nicht einfach, die passende Klinik zu finden, deshalb bin ich dankbar für die Empfehlung meines Hausarztes“, sagt Lenz.

Seit Oktober wird der 55-Jährige von Jens Höppner, Direktor der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie des Klinikums Lippe, und seinem Team betreut. Die Ärzte orientieren sich dabei an Studienergebnissen, die erst kurz zuvor veröffentlicht wurden und erst in diesem Jahr über die Anpassung der Leitlinie zur Behandlung von Patienten mit Adenokarzinomen in die Regelversorgung überführt werden. Höppner ist Leiter der Studie, die belegt, dass Chemotherapien vor und nach der operativen Entfernung des Tumors die Überlebenschancen von Patienten erheblich verbessern.

&bdquo;In der Studie haben wir erstmals zwei Behandlungsmethoden miteinander verglichen“, erklärt Höppner, der sich in seiner Forschungsarbeit seit 2012 dem Speiseröhrenkrebs widmet. Verglichen wurden eine Kombination aus Chemo- und Strahlentherapie vor der Operation und eine Kombination aus zwei Chemotherapien vor und nach der Operation. &bdquo;Beide Methoden sind besser als eine alleinige Operation, doch bislang galten beide Ansätze als gleichwertig.“

Wie die Überlebensrate von Patienten verbessert werden kann Die Studie, an der 438 Patienten teilgenommen haben, zeigt laut Höppner jedoch eindeutig, dass Patienten, die vor und nach der Operation eine Chemotherapie erhalten hatten, im Durchschnitt 66 Monate lebten und damit 29 Monate länger als Patienten, die nur vor der Operation eine Chemo- und Strahlentherapie erhalten hatten. &bdquo;Das entspricht einem rund 30 Prozent niedrigeren Sterberisiko.“ Höppner ist sich sicher, dass das die Überlebensrate von Patienten weiter verbessern wird. &bdquo;Die Überlebensrate der Patienten lag lange nur bei 20 Prozent, inzwischen liegt sie bei mehr als 50 Prozent.“

.responsive23-rxKvb60RmiXARKpa-donut-krebsneubildungen-maenner-nrw { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-rxKvb60RmiXARKpa-donut-krebsneubildungen-maenner-nrw { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-rxKvb60RmiXARKpa-donut-krebsneubildungen-maenner-nrw { padding-top: 142.86%; } } Lenz entscheidet sich nach der Aufklärung für die Behandlung, die die Studie empfiehlt, und startet seine Therapie im Oktober mit der Chemotherapie. &bdquo;Ich habe direkt zugestimmt und die Therapie gut vertragen“, sagt Lenz. Obwohl es sich dabei um eine starke Chemotherapie handelt, schaffen nach Angaben Höppners 90 Prozent der Patienten alle vier Sitzungen. &bdquo;Es gab international lange Bedenken, ob die Therapie zu herausfordernd für Patienten sein könnte. Doch diese Befürchtung hat sich zum Glück nicht bewahrheitet.“

Auf die Chemotherapie folgt am 23. Januar die Operation zur Entfernung des Tumors, die im Klinikum Lippe robotisch unterstützt minimalinvasiv durchgeführt wird. Diesen Tag wird Lenz im kommenden Jahr als neuen Geburtstag feiern. &bdquo;Ich habe auch die Operation sehr gut überstanden und konnte nach zehn Tagen schon wieder nach Hause.“ Bei der Operation stellt sich nach Angaben Höppners heraus, dass keine lebenden Tumorzellen mehr vorhanden sind. &bdquo;Das ist bemerkenswert. Auch in der Studie war bei 17 Prozent der Teilnehmer nach der Chemotherapie kein Tumor mehr nachweisbar. Das bedeutet, dass eine Operation in einigen Fällen nicht mehr notwendig war.“

Studie für weniger Operationen bei Krebskranken an der Uni Bielefeld Da aktuell jedoch noch nicht erkennbar sei, welche Patienten auf den Eingriff und eventuell auch auf die zweite Chemotherapie nach der Operation verzichten können, seien weitere Studien nötig, sagt Höppner. &bdquo;Wir arbeiten weiter daran, diese Patienten frühzeitig zu identifizieren. Untersuchungen dieser Art benötigen jedoch Zeit.“ Eine neue Studie der Universität Bielefeld soll dazu weitere Erkenntnisse liefern. Die Umsetzung der aktuellen Studienergebnisse zeigt laut Höppner jedoch, welchen Vorteil Patienten in Universitätskliniken durch Forschung haben. &bdquo;Die Patienten haben auch die Möglichkeit, an klinischen Studien teilzunehmen.“

Trotz der erfolgreichen Therapie steht für Lenz noch nicht fest, wie es weitergehen wird. Der 55-Jährige und seine Onkologin müssen nach dem Abwägen der Vor- und Nachteile entscheiden, ob eine zweite Chemotherapie sinnvoll ist. &bdquo;Danach geht es für mich in die Reha, damit ich mich richtig erholen kann“, sagt Lenz. Wie es danach beruflich weiter gehen wird, kann der Sänger noch nicht sagen. &bdquo;Als Jazz-Sänger brauche ich viel Energie auf der Bühne und für die Reisen.“ Doch Höppner macht Hoffnung: &bdquo;Sie müssen in den kommenden Monaten regenerieren, doch in einem halben Jahr kann das wieder klappen.“

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