OWL vor großem Streiktag: Betroffene erklären, warum sie jetzt mitmachen

Bielefeld. Wenige Tage vor der nächsten Verhandlungsrunde im Tarifstreit im öffentlichen Dienst schlagen Mitglieder der Gewerkschaft Verdi Alarm. Die Arbeitnehmer aus Krankenhäusern, Betreuungseinrichtungen oder der Müllabfuhr in OWL warnen vor gravierenden Folgen, wenn eine Einigung ausbleibt.

Bereits zwei Verhandlungsrunden zwischen Gewerkschaft und Arbeitgeberseite verliefen erfolglos. Verdi fordert unter anderem Gehaltssteigerungen um acht Prozent, mindestens aber 350 Euro mehr im Monat. Ebenso will die Gewerkschaft beispielsweise höhere Zuschläge für die Arbeit zu belastenden Zeiten sowie drei zusätzliche freie Tage. Auch für Auszubildende soll es eine um 200 Euro höhere Vergütung im Monat geben.

Martina Schu, Bezirksgeschäftsführerin von Verdi in OWL, betont: &bdquo;Bisher hat sich die Arbeitgeberseite mit unserem Angebot nicht ausreichend befasst.“ Zudem liege der Gewerkschaft noch kein Angebot vor. Für mehrere Verdi-Mitglieder, die im öffentlichen Dienst in OWL tätig sind, Grund genug, zu betonen, wie wichtig eine Einigung sei.

Situation in Kitas angespannt Darunter Dominik Middeldorf aus Bielefeld, der in einer Kindertageseinrichtung tätig ist. Er berichtet von einer seit Jahren anhaltenden &bdquo;Abwärtsspirale“ in seinem Tätigkeitsbereich. &bdquo;Seit Corona droht das System zu kollabieren. Viele Kollegen gehen am Stock.“ Der Krankheitsstand sei hoch, viele junge Leute wollen aufgrund der immer höheren Belastung den Beruf verlassen. Zudem, so heißt es von Verdi, sei die Gewinnung von ausreichend neuem Personal schwierig durch die aktuellen Gegebenheiten.

Ein Umstand, von dem auch andere Bereiche berichten. Wie Angela Gradler-Gebecke von den Mühlenkreiskliniken sagt, zeige sich die Problematik auch in den Bereichen OP oder Anästhesie. &bdquo;Das waren früher beliebte Arbeitsplätze, heute ist es schwer, überhaupt junge Leute zu finden, die dort tätig sein wollen.“ Tobias Deppe vom Klinikum Bielefeld beobachtet diese Entwicklung ebenfalls. &bdquo;Insgesamt verlassen uns mehr Leute, als zu uns kommen“, sagt er. Viele Mitarbeiter stellen laut Deppe früh fest, dass die Arbeitsbelastung hoch sei. &bdquo;Aus dem Grund arbeiten sie oft nur in Teilzeit.“

Bielefeld wächst – die Arbeit wird mehr, das Personal aber nicht Für Gradler-Gebecke ein weiteres Problem: &bdquo;In den Kliniken sind auch viele Personen in unteren Entgeltgruppen tätig, die nicht in Vollzeit beschäftigt werden. Das Geld reicht zum Leben kaum aus.“

Auch Mitarbeiter der Müllabfuhr aus Bielefeld warnen vor den Folgen für ihre Branche, den ein zu niedriger Lohn habe. &bdquo;Es ist enorm schwierig, neue Mitarbeiter zu gewinnen“, sagt etwa Thomas Bombach. &bdquo;Von dem Gehalt, das man zu Beginn seiner Tätigkeit erhält, kann man keine Familie ernähren.“ Außerdem sei der Beruf eine enorme, körperliche Belastung. Sein Kollege Jörg Möller berichtet von einer anderen Entwicklung: &bdquo;Während Bielefeld immer größer wird, wird auch unsere Arbeit immer mehr. Doch neues Personal kommt kaum.“

ÖPNV ruht am Mittwoch in OWL-Städten Bezirksgeschäftsführerin Schu betont: &bdquo;Wir fallen durch die unbefriedigende Situation im öffentlichen Dienst in allen Bereichen zurück.“ Es sei nicht mehr so viel möglich wie vor einigen Jahren. &bdquo;Wir kämpfen dafür, dass der öffentliche Dienst handlungsfähig bleibt.“

An diesem Mittwoch ruft Verdi in OWL zu Streiks auf. Landesweit sollen dann alle Beschäftigten des öffentlichen Dienstes ihre Arbeit niederlegen. So soll beispielsweise in Bielefeld, Paderborn und Gütersloh an diesem Tag der öffentliche Nahverkehr (ÖPNV) eingestellt, zahlreiche Kitas sollen zudem geschlossen bleiben.

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