Zum Schutz von Igeln: Nachtfahrverbot für Mähroboter in Paderborn gefordert

Paderborn. Einen qualvollen Tod erlitten Igel oft, wenn sie auf einen Mähroboter treffen, sagt Kirsten Strauch. Sie betreibt eine Igelauffangstation in Willebadessen, auch Tiere aus dem Paderborner Raum werden zu ihr gebracht. Dort hat sie schon einige schwer verletzte Igel gesehen. Strauch unterstützt daher Forderungen, in Paderborn ein Nachtfahrverbot für Mähroboter zu erlassen.

Über zwei Wege wird ein solches Verbot zur Diskussion im kommenden Umweltausschuss am Dienstag, 18. März, gestellt. Zum einen haben Bürger einen entsprechenden Antrag eingebracht. Und auch die CDU-Fraktion fordert, dass Mähroboter mit ihren Messern nicht mehr durch Paderborner Gärten fahren dürfen, wenn nachtaktive Tiere unterwegs sind. Für den letztlich zuständigen Kreis Paderborn, der von nächtlichen Mähroboter-Einsätzen abrät, ist die Rechtslage eindeutig.

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Im Antrag ihrer Fraktion schreibt CDU-Ratsfrau Stefanie Harth, dass der westeuropäische Igel &bdquo;ein gern gesehener Gast in unseren Gärten“ sei, da er durch das Verspeisen von Schnecken, Spinnen und Insektenlarven ein nützlicher und wertvoller Helfer sei. &bdquo;Doch seine Population geht stetig zurück. Mittlerweile befindet er sich sogar auf der internationalen Roten Liste als potenziell gefährdet“.

Igel rollen sich bei Gefahr zusammen Grund für den Populationsrückgang seien zum einen negative Faktoren &bdquo;wie der weltweite Biodiversitätsverlust und der Klimawandel“, sagt in ihrem Bürgerantrag eine Frau, die nach eigener Auskunft als ehrenamtliche &bdquo;Igelpäpplerin“ im Raum Paderborn tätig war. Ein &bdquo;massives Problem“ stelle außerdem die &bdquo;zunehmende Nutzung von motorisierten Gartengeräten dar“. Der Igel sei kein Fluchttier, sondern rolle sich bei Gefahr zusammen und werde von den allermeisten Mährobotern nicht als Lebewesen erkannt.

Wissenschaftliche Untersuchungen des Berliner Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung stützen diese Aussagen. Die Forscher hatten für eine Anfang 2024 veröffentlichte Studie 370 Fälle von durch elektrische Gartengeräte verursachten Schnittverletzungen an Igeln analysiert.

&bdquo;Die Auswertung der insgesamt 370 deutschlandweit gemeldeten Fälle zeigte, dass es keine Wochentage gibt, an denen Igel besonders selten oder besonders häufig Schnittverletzungen erleiden. Dies ist ein Hinweis darauf, dass oft Mähroboter – deren Absatzzahlen von Jahr zu Jahr steigen – Ursache dieser Verletzungen sind, denn diese Geräte sind die einzigen, die legal auch sonntags benutzt werden dürfen“, sagte Forschungsleiterin Anne Berger vom Leibniz-Institut.

Paderborner CDU fordert: Kein Mähbetrieb ab Dämmerung Aufgeschnittene Gesichter, abgetrennte Vorderbeine, aufgeschlitzte Bäuche: &bdquo;Mit diesen Verletzungen laufen die Igel tagelang rum“, sagt Strauch. Larven nisteten sich ein und würden die Tiere langsam von innen auffressen. Wenn derart verletzte Igel gefunden und bei Auffangstationen oder in Tierarztpraxen abgegeben werden, müssten sie mit hohem Aufwand gesund gepflegt werden.

&bdquo;In der Regel sind sie aber nicht mehr zu retten und müssen euthanasiert werden“, sagt Kirsten Strauch. &bdquo;Für viele Igelstationen, auch für unsere, gehören diese Fälle mittlerweile vor allem in den Sommer- und Herbstmonaten zum Tagesgeschäft“. In diesem Monat beginne die Mähsaison, der Winterschlaf der Igel endet in diesen Wochen.

Die CDU fordert nun, dass die Paderborner Stadtverwaltung eine rechtliche Grundlage für ein Nachtfahrverbot von Mährobotern erarbeite. Deren Betrieb solle mit Einbruch der Dämmerung bis in die Morgenstunden untersagt werden.

Nachtmähverbot ist auch in Gütersloh und im Kreis Höxter Thema In Gütersloh wurde ein solches Verbot vor Kurzem beschlossen: Spätestens 30 Minuten vor Sonnenuntergang müssen die Mähroboter eingeparkt sein – sonst droht den Gartenbesitzern eine saftige Geldbuße. Im Nachbarkreis Höxter wird dies ebenfalls diskutiert. Dort bewegte im vergangenen Jahr der Tod der Igel-Dame Hilde die Gemüter. Sie starb nach einer schmerzhaften Begegnung mit einem Mähroboter in Steinheim.

Für Paderborn zeichnet sich ab, dass der Umweltausschuss den Igeln nicht weiter helfen kann. Denn die Verwaltung nimmt im Vorfeld bereits Stellung. &bdquo;Die Stadt Paderborn befürwortet selbstverständlich den Schutz von Tieren“, heißt es zwar in der Sitzungsvorlage. Aber die Stadt könne kein Nachtmähverbot erlassen, denn dafür sei die Untere Naturschutzbehörde – also der Kreis Paderborn – zuständig.

Kreis Paderborn verweist auf die Gesetzeslage Auf &bdquo;NW“-Nachfrage heißt es aus der dortigen Pressestelle, dass das Bundesnaturschutzgesetz bereits jetzt vorschreibe, dass wild lebende Tiere der besonders geschützten Arten nicht verletzt oder getötet werden dürfen. Eine nächtliche Fahrt eines Mähroboters berge aber genau diese Gefahr. &bdquo;Daraus lässt sich ein Verbot von Mährobotern ohne automatische Hinderniserkennung im Nachtbetrieb ableiten.“

Ein Verstoß kann nicht nur ordnungsrechtliche, sondern auch strafrechtliche Folgen nach sich ziehen. Weil aber eine Überwachung des Verbots nur schwer gewährleistet werden könne, setze der Kreis Paderborn seine Priorität auf die Aufklärung der Bevölkerung. Dies sei in Verbindung mit der technischen Weiterentwicklung - bundesweit gebe es Bestrebungen, Mähroboter nur noch mit Hinderniserkennung zuzulassen - der zielführendere Weg. Das Umweltamt des Kreises appelliert daher auch an alle Gartenbesitzer, ihre Geräte nicht in den Abend- und Nachtstunden einzusetzen.

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