Drohende Kürzungen an der Uni Bielefeld: Angst vor Stellenabbau

Bielefeld. Das Land NRW will sparen, und die von Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) geführte Landesregierung nimmt angesichts der angespannten Wirtschaftslage auch die Hochschulen in die Pflicht. Auf die 14 öffentlich-rechtlichen Universitäten des Landes, die 15 Hochschulen für angewandte Wissenschaften (Fachhochschulen) und weitere Einrichtungen könnte damit ein neuer Sparzwang zukommen.

Ingo Lohuis, Sprecher der Uni Bielefeld, sagt dazu, dass keine konkreten Zahlen bekannt seien: &bdquo; Die Universität weiß also bislang nicht, wie umfangreich die Kürzungen tatsächlich ausfallen werden.“ Das NRW-Wissenschaftsministerium habe aber schon Ende 2024 gegenüber den Hochschulleitungen angekündigt, &bdquo;die Mittelzuweisungen ab 2026 reduzieren zu müssen“.

Nach einhelligen Berichten will NRW-Wissenschaftsministerin Ina Brandes (CDU) an zwei Stellen den Hebel ansetzen: Demnach soll die sogenannte Grundfinanzierung der Hochschulen in Summe um 255 Millionen Euro gesenkt werden. Und zweitens will das Land durch eine Abgabe angeblich insgesamt 240 Millionen Euro der von den Hochschulen angesammelten Rücklagen abschöpfen – das wäre ein Achtel des laut Rechnungshof rund zwei Milliarden Euro betragenden &bdquo;freien“ Eigenkapitals der Bildungseinrichtungen.

Dieser geplante Zugriff auf die Rücklagen geht offenbar auf eine Kritik des Landesrechnungshofes zurück, der im Jahresbericht für 2023 festgestellt hatte, &bdquo;dass bei den Universitäten und Fachhochschulen in den betrachteten Jahren erhebliche nicht verausgabte Mittel bestanden“. Die Hochschulen kassierten also mehr Geld, als sie für den Bildungsbetrieb brauchten. Die Prüfer forderten zudem nun auch &bdquo;Regelungen zur Begrenzung der Rücklagen“.

.responsive23-qjKTeYC2MnjMOPzH-line-hochschulfinanzen-in-nrw-stand { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-qjKTeYC2MnjMOPzH-line-hochschulfinanzen-in-nrw-stand { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-qjKTeYC2MnjMOPzH-line-hochschulfinanzen-in-nrw-stand { padding-top: 142.86%; } } Rektorat spricht mit Führungskräften über denkbare Folgen Die Drosselung der Grundfinanzierung wird wohl auch damit begründet, dass die Studierendenzahlen in den vergangenen Semestern gesunken sind, und zwar jeweils im niedrigen einstelligen Prozentbereich.

Und jetzt? &bdquo; Das Ministerium und die Hochschulen haben miteinander vereinbart, eine gemeinsame Arbeitsgruppe einzusetzen“, erklärt die Uni Bielefeld dazu. &bdquo;Die Haushaltsberatung für 2026 im Sommer und Herbst werden Klarheit über die finanziellen Rahmenbedingungen bringen.“

Tatsächlich machen sich Professoren und Institutsleiter aber wohl schon jetzt ernsthafte Sorgen über mögliche Kürzungen und Stellenstreichungen, wie aus Kreisen der Belegschaft zu hören ist. Insgesamt beschäftigt die Universität für ihre rund 24.500 Studenten gut 3.200 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, darunter mehr als 310 Professoren und Professorinnen.

&bdquo;Trotz der unklaren Situation tauscht sich das Rektorat bereits mit den Dekaninnen und Dekanen, den Führungskräften in Technik und Verwaltung sowie weiteren Gremien zu den möglichen Konsequenzen einer eventuell weitreichenden Finanzkürzung aus“, erklärt dazu Uni-Sprecher Lohuis.

.responsive23-1r3M2hj0aH3pDcbe-bar-grouped-vertical-nrw-hochschulen-zahl-der { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-1r3M2hj0aH3pDcbe-bar-grouped-vertical-nrw-hochschulen-zahl-der { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-1r3M2hj0aH3pDcbe-bar-grouped-vertical-nrw-hochschulen-zahl-der { padding-top: 142.86%; } } Moderater Rückgang der Mittelzuweisungen plausibel Uni-Rektorin Angelika Epple und Kanzler Stephan Becker nutzen demnach &bdquo;verschiedene Medien der internen Kommunikation“, für eine öffentliche Erklärung gebe es aber noch keinen Anlass, weil es bisher weder konkrete Zahlen noch Maßnahmen gebe.

Beobachter können allenfalls spekulieren, in welchem Umfang die Universität zum Sparen gezwungen sein könnte: Würde die Grundfinanzierung im genannten Gesamtumfang einfach entsprechend den Studierendenzahlen aller Hochschulen gesenkt, könnte auf die Uni Bielefeld (an der knapp 3,5 Prozent der 703.000 Studenten des Landes eingeschrieben sind) eine Reduzierung der Mittelzuweisungen um 8,5 bis 9,0 Millionen Euro zukommen – das hätte bei Einnahmen von 416,5 Millionen Euro im Jahr 2024 einem moderaten Rückgang um gut 2,1 Prozent entsprochen.

Und würde das Land ein Achtel der Rücklagen einkassieren, flössen nach vorliegenden Zahlen gut 1,5 Millionen Euro von der Uni Bielefeld, die zuletzt freie Rücklagen von 12,4 Millionen Euro ausgewiesen hat.

Analog wäre für die Hochschule Bielefeld mit ihren gut 10.000 Studenten und Studentinnen ein Rückgang der Mittelzuweisungen um rund 3,6 Millionen Euro plausibel. Einstweilen sind solche aus den kolportierten Zahlen abgeleiteten Hochrechnungen freilich reine Fantasie, zumal Unis und Fachhochschulen unterschiedlich ausgestattet werden.

Große Baumaßnahmen der Uni wären wohl kaum betroffen Nicht betroffen von dem Sparkurs wären vermutlich die großen Baumaßnahmen der Bielefelder Universität: Die auf viele Jahre angelegte, milliardenteure Sanierung des Uni-Hauptgebäudes wird vom Immobilienunternehmen des Landes durchgeführt, dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb. Allenfalls gewisse Sonderwünsche müsse die Universität aus eigener Tasche zahlen, so heißt es.

Der Aufbau der Medizinischen Fakultät wiederum könnte wohl irgendwann wie alle anderen Bereiche von Forschung und Lehre von Sparmaßnahmen betroffen sein – der Bau der nötigen Gebäude allerdings ist wohl großteils bereits auf der Zielgeraden und durchfinanziert.

Ob das Land seine Sparpläne umsetzt, scheint durch das in Berlin geschnürte milliardenschwere Investitionspaket ohnehin wieder infrage gestellt zu werden.

Am Ende widerspräche ein Sparkurs vielleicht auch den Zeichen der Zeit. Gerade erst haben die renommierten Ökonominnen und Wirtschaftsweisen Ulrike Malmendier und Monika Schnitzer auf die Chance hingewiesen, gerade jetzt in Zeiten eines aufkommenden Konflikts mit den USA eine große Forschungsoffensive zu starten und zum Beispiel wechselwillige Wissenschaftler aus Amerika anzuwerben. Dafür müsste gewiss mehr statt weniger Geld in die Hand genommen werden.

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