Messerangriff in Bielefeld: Ermittler geben erschreckende neue Details bekannt

Bielefeld. Mit einem kurzen Messer hat vergangenen Freitag, 21. März, ein 44-jähriger Bielefelder an der Heeper Straße im Wahn auf den Rücken eines Radfahrers eingestochen. Als ein 49-jähriger Passant die Gefahr erkannte und dem jungen Radfahrer zur Hilfe eilte, stach der Mann plötzlich mit seinem Messer auf den Hals des Helfers ein.

Der wurde dabei lebensgefährlich verletzt, Polizisten rissen den Angreifer zum Glück beim Eintreffen am Tatort sofort von seinem Opfer herunter, auf das er gesprungen war. Das Leben des Helfers konnte erst mit einer Not-OP gerettet werden.

Wie geht es den Opfern? Obwohl bei dem 49-Jährigen sogar von einer Reanimation die Rede war, bestätigte Polizeisprecher Fabian Rickel am Donnerstag die gute Nachricht: &bdquo;Der Schwerstverletzte und das zweite Messeropfer konnten Anfang der Woche bereits aus dem Krankenhaus entlassen werden.“ Nach der dramatischen Rettung eine sehr erfreuliche Entwicklung.

Was wissen die Ermittler über den Täter? Doch was wissen die Ermittler eigentlich über den psychisch kranken Tatverdächtigen? Wie berichtet, sitzt der 44-jährige Bielefelder seit seiner Festnahme aufgrund seines Zustands in einer forensischen Psychiatrie-Anstalt. Ein Psychiater hatte bei dem Beschuldigten nach der Tat per Schnellgutachten eine &bdquo;paranoide Schizophrenie“ diagnostiziert. Sein Strafverteidiger Peter Wüller hatte bereits kürzlich berichtet, dass &bdquo;höchstwahrscheinlich von einer Schuldunfähigkeit des Täters“ auszugehen sei.

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Wie gefährlich ist er in dem Zustand? Der ermittelnde Staatsanwalt Christopher York spricht von einem Verfolgungswahn, der Teil der Erkrankung des Beschuldigten sei. Er habe sich willkürlich von den Menschen um ihn herum verfolgt gefühlt. Bei der Festnahme durch mehrere Polizeibeamte soll er sich nicht nur mit allen Mitteln gewehrt haben. Der 44-Jährige soll bei der Festnahme auch immer wieder &bdquo;Ihr bringt mich um!“ gerufen haben. Kurz gesagt: Er hat mit seinem Messer angegriffen, weil er krankheitsbedingt dem Irrtum unterlag, dass ihn die anderen Menschen töten wollten.

Was heißt polizeibekannt? Die ersten Rückmeldungen zu dem Festgenommenen lauteten, der 44-Jährige sei &bdquo;polizeibekannt“. Das kann bekanntlich vieles heißen. Von einem bekannten Serientäter ist in diesem Fall definitiv nicht auszugehen. Staatsanwalt Christopher York ordnet ein: &bdquo;Zu dem Beschuldigten liegt ein Strafverfahren wegen Körperverletzung aus dem Jahr 2024 vor.“ Dabei sei allerdings kein Messer im Spiel gewesen. Der 44-Jährige soll damals einem anderen Mann ins Gesicht geschlagen haben. Hinweise auf einen psychiatrischen Ausnahmezustand hätten damals nicht vorgelegen. Das heißt, dass bisher keine Vorfälle bekannt sind, die mit seiner Erkrankung in Verbindung stehen.

Was löste die akute Krise aus? Den Ermittlern der &bdquo;Mordkommission Teuto“ liegen Hinweise vor, wonach der 44-Jährige Tage zuvor aufgehört haben soll, seine Medikamente zu nehmen. Diese Psychopharmaka müsse er aber zur Eindämmung seiner Erkrankung nehmen. Das könnte der Auslöser der Wahnvorstellungen gewesen sein, glauben Insider. Christopher York bestätigt, dass es diese Hinweise gäbe, überprüfbar sei diese aber nicht. Es war die Rede davon, dass seine Mutter, die sich vornehmlich um die Einnahme dieser Medikamente gekümmert haben soll, Bielefeld in Richtung Türkei verlassen haben soll.

Welche Strafe erwartet den 44-Jährigen? Sollte sich bestätigen, dass der 44-Jährige bei der Tat krankheitsbedingt schuldunfähig gewesen war, dann hat er streng genommen gar keine Haftstrafe zu erwarten. Staatsanwaltschaft und Mordkommission werfen ihm zwar versuchten Totschlag und gefährliche Körperverletzung vor. Doch vermutlich geht es in dem Verfahren dann nur noch um die Einschätzung, welche Gefahr für die Allgemeinheit von ihm mit seiner Krankheit ausgeht. Die Staatsanwaltschaft könnte – eine Gefahr für andere vorausgesetzt – eine dauerhafte Unterbringung in einer geschlossenen Psychiatrie anstrengen.

Gibt es vergleichbare Fälle? Es gibt aber auch Fälle, bei denen Patienten im psychotischen Zustand anderen schwerste Verletzungen zugefügt hatten, von denen aber nach erster ärztlicher Hilfe keine Gefahr mehr auszugehen schien. So war es passiert, nachdem ein 30-jähriger Bielefelder im drogeninduzierten Wahn im Bielefelder Osten mit einem Backstein unter anderem auf zwei ältere Passanten (75, 74) eingeschlagen hatte. Die &bdquo;Mordkommission Lauf“ ermittelte damals, die Staatsanwaltschaft forderte eine Unterbringung in der geschlossenen Psychiatrie, aber weil der Patient nach seiner medikamentösen Einstellung keine Symptome mehr zeigte, wurde er schließlich entlassen.

Für das Opfer der lebensgefährlichen Backstein-Attacke war diese Entscheidung schwer nachzuvollziehen. Weil aber keine Gefahr mehr von dem Patienten ausging, hätten keine Voraussetzungen mehr für eine Unterbringung vorgelegen, berichtete damals ein Sprecher des Landgerichts.

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