Blitzer-Millionen: Bielefeld ist im Bundesvergleich Spitzenverdiener

Bielefeld. Viele Kommunen investieren inzwischen in ihren Blitzer-Fuhrpark. Mobile Blitzer-Anhänger wie die drei Bielefelder Lasergeräte Bernhard, Guntram und Lucy sind in aller Munde – der neueste Blitzer in Dortmund heißt übrigens &bdquo;Omma“. Denn damit lässt sich nicht nur punktuell die Verkehrssicherheit erhöhen, langfristig erhöhen sich damit auch die städtischen Einnahmen.

In Bielefeld registrieren die drei Anhänger inzwischen mehr als 55 Prozent aller kommunalen Blitzer-Verfahren. Nicht nur deshalb gehört die ostwestfälische Blitzer-Hochburg auch deutschlandweit zu den Bestverdienern.

Der Spiegel hat den anhaltenden Blitzer-Trend zum Anlass genommen, die Einnahmen durch Raser, Ampelsünder und Falschparker der zehn größten Städte in Deutschland miteinander zu vergleichen. Weil die Kommunen unterschiedlich groß sind, hat die Redaktion dafür einen Pro-Kopf-Vergleich (pro Einwohner) zugrunde gelegt.

Berlin nimmt dreistelligen Millionenbetrag ein Und siehe da: Berlin nimmt zwar laut Spiegel Online mit einem dreistelligen Millionenbetrag die meisten Verwarn- und Bußgelder ein, liegt in der &bdquo;Pro Kopf“-Tabelle aber nur auf Rang 7. Klarer Verkehrssünder-Krösus ist mit 51,24 Euro Einnahmen pro Einwohner NRWs Landeshauptstadt Düsseldorf. Dahinter folgen Stuttgart (45,98) und Hamburg (41,83). Klar: Letztlich setzen die Kommunen auch mit den Bußgeldern die Verkehrsregeln durch, heißt es in dem Nachrichtenmagazin. Klar ist aber auch: Die Blitzer erwirtschaften teilweise beträchtliche zusätzliche Haushaltseinnahmen.

Spiegel-Online: So viel verdienen Städte mit Rasern und Falschparkern

Die Stadt Bielefeld kommt zwar in dem Bericht nicht vor, weil sie mit seinen 343.801 Einwohnern (Stand: 31. Dezember 2024) noch lange nicht zu den größten zehn Städten Deutschlands gehört. Bielefeld liegt hinter Duisburg, Wuppertal und Bochum auf Platz 18 der Einwohner-Tabelle. Aber eine Blitzer- und Falschparker-Bilanz hat auch die Stadt Bielefeld vorzulegen.

Bielefeld folgt nach Düsseldorf auf Platz 2 Die jährlichen Einnahmen der Bußgeldstelle des Ordnungsamtes nur im Bereich Raser, Rotlichtsünder und Falschparker würden für Bielefeld Platz zwei in dem Spiegel-Ranking bedeuten. Pro Bielefelder nahm die Stadt im vergangenen Jahr 48,49 Euro ein und lag damit klar vor dem Zweit- und Drittplatzierten, Stuttgart und Hamburg.

In Bielefeld wurden 2024 insgesamt 3,17 Millionen Euro durch Falschparker eingenommen, die kommunalen Ampel- und Geschwindigkeitsblitzer brachten 6,3 Millionen Euro ein – und dann kommt ja noch der berühmte A2-Blitzer vom Bielefelder Berg hinzu. Der nach 16 Jahren immer noch viel beschäftigte Blitzer sorgte 2024 für städtische Einnahmen von 7,2 Millionen Euro. Und die lägen eigentlich noch höher, hätte ein Unfall auf der A2 nicht den Blitzer im vergangenen Jahr teilweise außer Betrieb gesetzt.

Längst nicht alle Kommunen verfügen über eine solche Einnahmequelle an der Autobahn. So dürfte diese Besonderheit den Sprung Bielefelds nach fast ganz oben alleine erklären. Ohne die Autobahn-Einnahmen läge Bielefeld nur noch bei einer pro-Kopf-Quote von 29,87 Euro.

Bielefeld wäre auch ohne A2-Blitzer weit oben Was aber nicht heißt, dass die Stadt damit den Rang als eine der Spitzen-Blitzer-Metropolen verlieren würde. Selbst ohne den Bielefelder Berg läge Bielefeld im Spiegel-Ranking zwar hinter Köln (40,45 Euro), aber noch immer vor Frankfurt (29,43) auf Rang 5.

Wie sind die hohen Zahlen in Bielefeld zu erklären? Wird in Bielefeld so viel mehr gerast als anderswo? Das ist nicht anzunehmen. Aber es wird inzwischen deutlich konsequenter kontrolliert als früher.

Bis 2008 war die Stadt in Sachen Geschwindigkeitskontrollen noch eine eher unauffällige Kommune. Bis sie im Dezember die neue Blitzeranlage in der Tempo-100-Zone an der A2 installieren ließ. Die Zahl der Tempoverstöße dort erreichte ungeahnte Höhen.

Blitzer-Explosion: Ordnungsamt musste schnell Personal einstellen Das Ordnungsamt musste in kürzester Zeit Personal aufstocken, um der Menge der Verfahren Herr werden zu können. Rund 100.000 Bußgeldbescheide verschickte das Ordnungsamt bis Ende 2009, monatlich gingen damals rund eine Million Euro bei der Stadt an Bußgeldern ein. 16 Jahre später zählte die Stadt immer noch 81.131 Verstöße.

2018 brach dann die nächste Blitzer-Zeitrechnung in Bielefeld an. Während andere Kommunen noch Personal im Radarwagen an den Straßenrand stellten, stellte Bielefeld einfach Blitzer Bernd in seinem Anhänger ab und ließ ihn machen. Das Konzept des halbstationären Anhänger-Blitzers, der wochenweise seine Position wechselt, überzeugte die Verantwortlichen beim Ordnungsamt. Viel effektiver konnte die Behörde so neuen Raserstrecken auf die Schliche kommen und vor allem auch nachts oder in Baustellen das Tempo-Niveau überprüfen.

Seit 2018 blitzen Bernd, Bernhard und Co. in Bielefeld Schließlich ging der geliehene Pionier Bernd wieder an den Hersteller zurück und die Stadt schaffte nach und nach Bernhard (seit Mai 2019), Guntram (seit April 2020) und Lucy (seit März 2024) an. Die drei Anhängerblitzer sorgten 2024 allein für 74.345 Blitzerverfahren. Alle anderen Blitzer der Stadt (27 Starenkästen sowie Ampelblitzer und Fahrzeugblitzer) kommen nur auf 57.741 Verstöße.

Das sind die derzeit zu erneuernden Standorte der Bielefelder Starenkästen:

Brockhagener Straße (1x, schwenkbar) Eckendorfer Straße (2x) Engersche Straße (2x) Gütersloher Straße (1x, schwenkbar) Herforder Straße (1x) Lagesche Straße (1x) Lämershagener Straße (2x) Milser Straße (2x) Südring (2x) Talbrückenstraße (2x) Zehn der 16 Kästen sind mit Kameras bestückt. Diese rotieren von Standort zu Standort. Es sind also nie alle Geräte scharf.

Hinzu kommen noch die bekannten Blitzer-Stelen am Ostwestfalendamm (3x im oder vorm Tunnel, 2x auf Höhe Johannistal). Die Stadt verfügt darüber hinaus über zwei Radarwagen, die seit 2021 bereits aber mit Lasertechnik ausgestattet sind, sowie über einen kleinen Blitzer, der mit einem Dreibein-Stativ aufgestellt werden kann.

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