Bielefelder Behörden gehen auf Nummer sicher: Abschied vom Passbild auf Papier zum 1. Mai

Bielefeld. Was früher nur Spezialisten konnten oder einen hohen Grad an Expertenwissen verlangte, kann heute praktisch jeder – und das mit einem einzelnen Wisch über das Smartphone-Display. Für den makellosen Auftritt auf dem Foto werden die Augen eine Spur leuchtender gemacht, die hässliche Narbe kaschiert und das Lächeln wie durch Zauberhand noch makelloser.

Eine tolle Sache für einen Instagram-Eintrag oder ein Video auf TikTok. Wenn es darum geht, fälschungssichere Ausweisdokumente zu erstellen, ist dieser technische Fortschritt allerdings ein echtes Problem. Genau deshalb sind ab dem 1. Mai für neu beantragte Personalausweise und Reisepässe nur noch Lichtbilder zulässig, die direkt vor Ort von den Mitarbeitern der Bürgerberatung gemacht werden – oder die von einem zertifizierten Fotografen digital an die Behörde übermittelt worden sind.

Andrea Eickhoff ist eine dieser Fotografinnen, die sich akribisch auf den Stichtag vorbereitet hat. Im Gegensatz zu einigen Mitbewerbern sieht sie der gesetzlichen Neuerung eher optimistisch entgegen. &bdquo;Ich bin im regelmäßigen Austausch mit der Stadt“, sagt die Hillegosserin, die ihr Fotostudio an der Detmolder Straße 588 betreibt. Die erforderliche Technik und Software hat sie sich bereits angeschafft und installiert, für das &bdquo;Foto Team“ kann es also losgehen.

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Fotografen wehrten sich gegen den ersten Gesetzentwurf Dass sie und ihre Kollegen ab dem Stichtag 1. Mai weiter Passbilder machen dürfen, war dabei allerdings nicht immer klar. Bei der ersten Verkündung der gesetzlichen Neuordnung sollten zunächst die professionellen Fotografen genau so außen vor sein wie der Fotoautomat oder das Selfie. Dagegen regte sich Protest – und das nicht nur, weil den Fotografen dadurch ein wichtiger Umsatzfaktor verloren gegangen wäre.

Denn laut Andrea Eickhoff macht es auch für den Antragsteller selbst einen gehörigen Unterschied, ob er nun sein Bild lieber im Amt oder beim Fotografen machen lässt. &bdquo;In den Bürgerberatungen können sie zum Beispiel keine Babys fotografieren“, sagt die Fotografin. &bdquo;Bei Kleinkindern wird es auch schon schwierig. Oder bei Leuten mit Brille, wenn die Gläser spiegeln.“ Diese Klippen würde sie mit der nötigen Expertise gekonnt umschiffen. &bdquo;Und hier kann man sich das Bild auch aussuchen, ob es einem gefällt oder nicht.“

Der Protest der Fotografen stieß beim Gesetzgeber auf offene Ohren, weshalb man auch nach dem 1. Mai seine Bilder professionell machen lassen kann. Allerdings geht man nun nicht mehr mit dem fertigen Foto, sondern mit einem vom Fotografen generierten QR-Code zum Amt. Das Bild selbst wird über eine Cloud digital an die Bürgerberatung übermittelt – nachdem sich der Fotograf dort mit seinem eigenen Personalausweis als &bdquo;offiziell zertifiziert“ angemeldet hat. So soll ein Höchstmaß an Fälschungssicherheit gewährleistet werden.

Bürgerberatung nahm an bundesweitem Pilotprojekt teil Die Stadt ist in der Zwischenzeit ebenfalls nicht untätig geblieben. Zur Vorbereitung auf die Gesetzesnovelle hat die Bürgerberatung in Heepen als eine von bundesweit acht Behörden an einem Pilotprojekt der Bundesdruckerei teilgenommen und die neuen Selbstbedienungsterminals getestet. Bis zum 1. Mai sollen alle elf Bürgerberatungen und die kommunale Ausländerbehörde mit solchen Geräten ausgestattet sein. Für den Fall, dass eine Beratungsstelle ab dem 1. Mai doch noch nicht über ein solches Terminal verfügt, gilt noch eine Übergangsfrist für Papierpassbilder bis zum 31. Juli.

&bdquo;Je nach Größe der Bürgerberatungsstandorte ist die Anzahl der vorhandenen Geräte unterschiedlich“, teilt die Stadt auf NW-Anfrage mit. &bdquo;Es gibt sowohl Stand- als auch Tischgeräte.“ Die Aufnahme der Bilder erfolge – wie bei den bisher vorhandenen Terminals – vor dem eigentlichen Termin eigenständig. &bdquo;Die Selbstbedienungsterminals sind so konzipiert, dass Hilfestellungen durch Dritte in der Regel nicht notwendig sind.“ Die per Rechtsverordnung bundeseinheitlich festgelegte Gebühr für ein in der Behörde aufgenommenes Foto beträgt sechs Euro.

Das ist zwar deutlich günstiger als ein Passbild beim Fotografen. Andrea Eickhoff sieht für ihre Dienstleistung neben dem professionellen Shooting des Fotos aber trotzdem einige Vorteile. Denn der erhaltene QR-Code ist sechs Monate gültig und kann für mehrere Dokumente genutzt werden – in der Bürgerberatung werden die 6 Euro für jeden einzelnen Ausweis fällig. &bdquo;Außerdem bekommt man bei mir die Fotos ausgedruckt mit“, sagt die Fotografin. &bdquo;Man braucht schließlich auch für andere Dinge wie den Führerschein oder die Krankenkassenkarte ein vernünftiges Passbild.“

Generalprobe am Feiertag Dass sie diese schießen kann, weiß Andrea Eickhoff nach mehr als drei Jahrzehnten mit ihrem &bdquo;Fototeam“ genau. Wie gut die neue digitale Übermittlung funktionieren wird, weiß sie indes noch nicht: Den &bdquo;Ernstfall“ kann sie erst testen, wenn am 1. Mai die Systeme der Behörden scharf geschaltet werden. &bdquo;Dann hole ich meine Familie hier ran und wir probieren das aus“, sagt Eickhoff, die froh darüber ist, dass der erste Tag auf einen Feiertag fällt. &bdquo;Ich hoffe, dass das alles klappt.“

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