Ab 1. Mai nur noch digitale Passfotos: Das kommt auf Fotostudios in Lippe zu

Kreis Lippe. Das kleine Passbild, das sich mit dem Gesicht des oder der Liebsten so gut im Portemonnaie aufbewahren lässt, hat ausgedient: Ab 1. Mai sind für den Personalausweis und Reisepass nur noch digitale Passbilder erlaubt. Fotos in Papierform dürfen die Einwohnermeldeämter dann nicht mehr annehmen. Das stellt Fotostudios in Lippe vor einen bürokratischen Kraftakt - manche sogar vor Existenzängste. In einigen Rathäusern deutet sich im selben Atemzug schon jetzt Chaos an - bevor die Regel überhaupt in Kraft getreten ist.

Das Wichtigste vorab: Wer sich nicht in einen Automaten setzen mag, kann seine Personalausweisfotos künftig weiterhin in vielen zertifizierten Fotostudios in Lippe machen lassen. Dafür mussten sich die Fotografinnen und Fotografen entsprechend registrieren und Geld für die Software investieren, um das digitale Passbild sicher per Cloud hochladen und über QR-Code - den bekommt der Kunde ausgedruckt mit - an die jeweilige Behörde übermitteln zu können. Der Grund: Das digitale Foto soll sicher vor Missbrauch und Manipulation sein.

Manche Fotografen fürchten um Existenz Ist mit der neuen Regel nun das Ende der kleinen Fotostudios programmiert? Ein Fotograf aus Lemgo hatte schon zum Jahresende aufgegeben, weil die Stadt angekündigt hatte, wegen des neuen Gesetzes im Mai Foto-Terminals aufstellen zu wollen. Die Automaten sind bisher immer noch nicht geliefert. Laut Tanja Schröder aus Lemgos Pressestelle bieten aber zwei Fotoläden in der Hansestadt digitale Passfotos an.

Ganz so finster wie sein Lemgoer Kollege schätzt Fotograf Alex Waltke aus Detmold die Situation nicht ein. Seit zehn Jahren betreibt er sein Studio in der Innenstadt - und will dies auch weiterhin tun. &bdquo;Traurig ist nur, dass man in diese staatliche Verordnung gepresst wird“, sagt er.

Dennoch ist Waltke froh, dass das Bundesinnenministerium von dem ursprünglich angedachten Plan abgerückt ist, den Fotoläden ganz den Garaus zu machen. &bdquo;Anfangs sollte man nur noch in Automaten Fotos machen dürfen. Das wäre für unsere Branche katastrophal gewesen.“ Passbilder seien zwar nicht seine Haupteinnahmequelle, aber sie gelten nun mal als Türöffner, um Folgeaufträge zu bekommen, sagt Waltke.

Jedes übertragene Passbild kostet Geld Nun muss er sich künftig bei jedem Job mit seinem eigenen Ausweis authentifizieren, die entsprechende Technik liegt schon an seinem Schreibtisch bereit. Vorab testen kann er nicht, das Programm sei noch nicht freigeschaltet. Klar ist aber schon jetzt: Das Senden jedes einzelnen Passbildes kostet den Fotografen nun etwa einen Euro pro Bild, erklärt er. Die Mehrkosten wolle er erst mal aushalten.

Für seinen nicht weit entfernt in der Kernstadt ansässigen Kollegen Heinz Wernecke spielt die digitale Revolution keine Rolle mehr, er geht Ende Mai in Rente. Ungewohnt werde für die Fotoprofis höchstens sein, die digitalen Passbilder nicht mehr nachträglich bearbeiten zu dürfen, schätzt der langjährige Fotograf. &bdquo;Wer beim Fotoshooting einen Pickel hat, behält den die nächsten zehn Jahre auf der Nase.“

Schließlich dürften die Fotos nicht mehr angefasst werden, die Software erkenne das sofort. Den Untergang seiner Branche sieht der 69-Jährige dennoch nicht. Er hält die Panikmache für unbegründet. &bdquo;Viele haben Angst um den Umsatz“, sagt der Fotomeister. &bdquo;Ich glaube aber, es wird sich einpendeln.“

Stadt Detmold hat seit Jahren eigene Foto-Terminals Die Stadt Detmold habe schließlich schon seit Ewigkeiten eigene Passbildautomaten, den Service eines Fotostudios könnten diese nicht ersetzen. Gerade für ältere Menschen, Kinder, Babys oder Kundschaft, die nicht gut Deutsch spreche, sei das Fotografieren mit einem Menschen hinter der Kamera viel angenehmer - und ertragreicher. Und auch die übrige Kundschaft schätze guten Service, sagt der Fotograf.

Ein Mitarbeiter von der Fotohandlung Petri, ebenfalls aus Detmold, sieht das kritischer. &bdquo;Die Stadt möchte am liebsten, dass wir die unangenehme Kundschaft abfrühstücken - und sie kann dann bei dem einfachen Teil abkassieren“, sagt er.

Nach Angaben der Stadt Detmold hat die Behörde in der Residenzstadt wegen der neuen Regelung zwei neue Automaten anschaffen müssen - einer koste etwa 31.450 Euro. &bdquo; Wir weisen Bürgerinnen und Bürger aber stets darauf hin, dass sie ihre Bilder wahlweise vor Ort machen oder in zertifizierten Fotostudios anfertigen lassen können“, heißt es aus dem Rathaus.

Andere Kommune, andere Regeln Dass es auch ganz anders geht, beweist unter anderem die Stadt Barntrup: Hier hatte sich die Stadt - ähnlich wie in Kalletal - im Vorfeld einige Gedanken gemacht und schlug einen anderen Weg ein. &bdquo;Um dem Einzelhandel keine Existenzgrundlage zu nehmen, haben wir uns entschieden, keine Foto-Terminals aufzustellen“, sagt Barntrups Bürgermeister Borris Ortmeier.

Am Beispiel Barntrup ist auch zu sehen, dass jede Kommune die Anfangszeit anders regelt. Die Stadt Barntrup nimmt daher noch übergangsweise bis zum 31. Juli Passfotos aus Papier an, heißt es. Auch die Gemeinde Dörentrup lehnt das gedruckte Bild bis zum 23. Mai nicht ab. Der Grund: Erst dann könne das bestellte Selbstbedienungsterminal aus der Bundesdruckerei geliefert werden.

In Detmold und Lemgo ist das nicht möglich. &bdquo; Wir können vom 2. Mai 2025 an tatsächlich nur noch digitales Bildmaterial verarbeiten“, teilt die Stadt Detmold mit. In den kommenden Wochen wollen die Mitarbeiter Menschen, die mit einem Papierfoto kommen und von der neuen Regelung nichts gehört haben, es aber noch ermöglichen, kostenfrei ein digitales Passbild vor Ort zu machen.

Wie sich die digitale Reise für die Fotostudios in Lippe entwickelt, wird sich ebenfalls erst in der kommenden Zeit zeigen. Mit Preisen aus dem Automaten von jeweils sechs Euro können Fotografinnen und Fotografen nicht mithalten. Andernfalls könnten sie die Türen gleich geschlossen halten.

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