Besuch bei den Osterküken auf dem Biohof im Kreis Höxter

Brakel/Kreis Höxter . Magdalena und ihre kleine Schwester Charlotte steigen die treppenstufenartig gestapelten Europaletten zur Bauwagentür hinauf. Im rot erleuchteten Inneren schwillt ein vielstimmiges Piepen an. Die beiden Mädchen greifen je beherzt in die Menge der sich aneinanderkuschelnden Federbällchen und kommen dann, je ein Küken in der hohlen Hand präsentierend, zurück ans Tageslicht.

Die kleinen Piepmätze lassen sich geduldig umhertragen und scheinen sich in den Armen der Schwestern wohlzufühlen. Die fünfjährige Charlotte streichelt vorsichtig das Köpfchen des Vogels. Wie fühlt es sich an? &bdquo;Weich“, erklärt Charlotte und lächelt. Sie kennt sich gut aus, denn gemeinsam mit ihren Schwestern – neben Magdalena (7) auch Antonia (3) und Karolina (1) – kümmert sie sich um die flauschigen Tierchen, seit sie vor vier Tagen geschlüpft sind.

100 zuckersüße Osterküken sind es insgesamt, die auf dem Wildhäuser Hof bei Brakel in den kommenden Tagen, Wochen und Monaten großgezogen werden. Die meisten Küken haben einen besonderen zartrosafarbenen Schimmer im Federkleid. Das sei keine Haartönung, wie Anna-Sophie Meyer-Fehring, die Mutter von Charlotte, Magdalena und ihren Schwestern, erklärt, sondern normal bei diesen speziellen Hühnern, einer Masthähnchenrasse, die recht uninspiriert nach einer Nummer benannt ist. Später, wenn die Küken groß sind, werden sie weiße Federn haben.

Früh üben sich die kleinen Küken im Picken und Scharren Dass das gar nicht mehr so lange dauern könnte, zeigt Anna-Sophie Meyer-Fehring an einem der Tierchen. Am Flügel stoßen bereits die ersten richtigen Schwungfedern durch. Ohnehin sind die Küken von der flotten Sorte. In den ersten 48 Stunden nach dem Schlüpfen ernähren sich die Vögelchen noch von dem Dottersack aus ihrem Ei. Danach gehen sie, wie Meyer-Fehring erklärt, wie erwachsene Hühner auf Nahrungssuche.

Die kleinen Küken picken und scharren schon probeweise auf dem Bauwagenboden herum. Früh übt sich. &bdquo;Sie müssen nicht angelernt werden.“ Im Bauwagen auf dem Hof haben sie es aber nicht sonderlich schwer, etwas Leckeres zu finden. Ein großer Topf voll Futterpellets steht mitten im Raum.

Rund 6.000 Legehennen flattern über den Hof bei Brakel &bdquo;Am Anfang streuen wir auch noch etwas auf den Boden, aber irgendwann springen sie auch einfach rein.“ Auch frisches Wasser braucht der Hühnerkindergarten. Charlotte prüft den Trinkbrunnen: &bdquo;Das reicht noch.“ Einige kleine Küken tauchen die Schnäbel ins kühle Nass der Tränke und löschen ihren Durst, indem sie dann den Kopf in den Nacken legen. Ansonsten brauchen die Küken aber nicht viel Pflege, versichern Charlotte und Magdalena.

Die Küken sind nicht das einzige Federvieh auf dem Hof. Rund 6.000 Legehennen flattern, laufen, scharren und gackern im Stall oder im Auslauf. Und natürlich legen sie Eier. Biolandeier. Wenn sie im besten Hühneralter sind, kann Anna-Sophie Meyer-Fehring mit etwa 5.500 Eiern pro Tag rechnen. Je älter die Tiere werden, desto geringer wird die Quote.

Was passieren muss, damit die Legehennen Nachwuchs bekommen Die Legehennen leben in Gesellschaft mit 15 Hähnen. Dass es trotzdem nicht zu flauschigem Legehennennachwuchs kommt, liegt daran, dass die Hennen die Eier nicht bebrüten. Einmal gelegt, rollen die Eier – die meisten Wildhäuserhoftypisch cremefarben – direkt weiter im Produktionsablauf. Die Eierschalenfarbe hat übrigens keinen Einfluss auf den Geschmack, wie die Expertin erklärt. Normalerweise wären braune Eier sehr beliebt – nur an Ostern sollten es gern Weiße sein.

Damit sie gut gefärbt werden können. Inhaltlich ist Ei aber gleich Ei. Die Masthähncheneier, aus denen die Küken geschlüpft sind, wurden streng genommen auch nicht bebrütet, sondern von einem Brutkasten gewärmt. Mit offensichtlichem Erfolg, wie die 100 kleinen Vögelchen beweisen, die niedlich im Bauwagen herumwuseln. Einige allerdings sind wegen der vielen Menschen im Bauwagen wohl gerade etwas eingeschüchtert.

Rund drei Wochen sind die flauschigen Küken in dem Bauwagen Zuhause Sie drängen sich an die Wände und in die Ecken. Ein typisches Küken-Verhalten, wie Anna-Sophie Meyer-Fehring weiß. &bdquo;Dann sind sie von einer Seite geschützt.“ Außerdem suchen sie die Nähe der anderen, stapeln sich teilweise sogar.&bdquo;Ihr sollt unter die Wärmelampe“, erklärt die Landwirtin den Vögelchen, greift beherzt in die Masse und setzt ein Kükenknäuel umsichtig unter das warme, rote Licht.

Zurück im Lampenschein, haben die Küken offenbar vergessen, dass ihnen die vielen Besucherinnen suspekt waren. Sie kuscheln sich aneinander und lassen sich den Pelz wärmen. &bdquo;Das mögen sie am liebsten.“ Rund drei Wochen wird der Bauwagen das Zuhause der Küken sein. Anschließend ziehen sie in ein umgebautes Kälberiglu um. Mindestens 80 Tage lang werden sie dann gemästet und dann – nun ja.

So folgt der Abnabelungsprozess auf die Kükenliebe Wie wird das dann für die Mädchen sein? &bdquo;Bei den Kindern ist das ganz extrem“, erklärt Anna-Sophie Meyer-Fehring. Aktuell seien sie ganz verrückt nach den Küken. Aber lange blieben die Piepmätze auch nicht so süß. Und dann käme auch die Frage auf, wann es mal wieder Hühnchen gäbe. Und dann beschleunigt eines der Tierchen den Abnabelungsprozess doch ganz gewaltig. &bdquo;Iiiiih“, ruft Charlotte plötzlich und streckt ihrer Mutter die Hand entgegen. Das Küken hat dort ein kleines braunes Würstchen hinterlassen.

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