Bielefelder Familien-Restaurant vereint zwei der beliebtesten Küchen unter einem Dach

Bielefeld. Was haben Italien und Indien gemeinsam: Die beliebtesten Speisen aus beiden Ländern landen bei Reaz Ahmed auf dem Tisch! Auf den Tellern der Gäste oder in den Karton der Bestellenden, wenn die Hungrigen lieber daheim das Essen genießen möchten. Wobei ein Besuch der &bdquo;Pizza Kitchen“ schon allein wegen des Interieurs lohnt. Das auf den ersten Blick nicht weiter auffällt, vielleicht sogar etwas irritiert: Wieso thront am Ende des Gastraumes eine hölzerne Standuhr? Weil auch hier die Zeit ein wenig stehen geblieben ist, in den historischen vier Wänden.

Reaz Ahmed eröffnete seine Kombi-Küche in den ehemaligen Räumen der Bäckerei Wulfhorst an der Ecke Turnerstraße/ Viktoriastraße. Die Hausnummer 8 bietet weiterhin die Separees im Kaffeehausstil inklusive Artdeco-Lüster, dezenten Stuck und einen großen farbig-gläsernen Lichtschacht in der Kassettendecke. Deswegen kommt natürlich niemand zum Essen, es gehört aber zur bewegten Historie der Viktoriastraße, wie die Wäschefabrik, das Neo-Miles samt angeschlossener Kunstfabrik und das traditionelle Hotel-Restaurant Bartsch mit gutbürgerlicher Küche.

Und schräg gegenüber von ihm kochen die Könner des &bdquo;Meiwei“ alle Klassiker der asiatischen Küche. Konkurrenz belebe das Geschäft, sagt der 57-jährige Familienvater aus Bangladesch. Aus den kulinarischen Moden habe er sich nie etwas gemacht, auf die chinesische Welle folgte die japanische – er aber bleibe bei seinem Erfolgsrezept: Pizza und Curry, Pasta und Biryani. Dabei habe es etwas gedauert, bis er sich endlich hauptberuflich an den Herd stellen konnte.

Kreuz und quer durch Bielefeld Als er Ende der 90er in Deutschland ankam, fand er den ersten Job in der bayrischen Glasindustrie, bevor es nach Bielefeld ging zum Kochen. An der Teutoburger Straße etablierte er das &bdquo;Touch of India“, blieb mit der Pizzeria &bdquo;Roma“ im Osten, wechselte später an die Apfelstraße, kämpfte mit Wasserschäden und kreierte 2019 seine &bdquo;Pizza Kitchen“. Das Beste aus zwei kulinarischen Welten, mit doch manch eigenwilliger Geschmacksnote. Wie seine Pizza &bdquo;Chicken Hollandaise“, auf Wunsch auch als vegetarische Variante, dann mit Brokkoli.

30 Pizzen stehen zur Auswahl und wenn die Kunden noch ein paar Sonderwünsche haben, dann wird Ahmed auch die erfüllen, mit der ihm eigenen Ästhetik: Denn erst sehe das Auge die Speise, der Geschmack folge dann später, wie er sagt. Sofern die Wahl der Schärfe nicht auf &bdquo;spicy“ fällt. Dann brennt die Zunge. Dagegen helfe der Biss ins selbstgebackene Fladenbrot namens &bdquo;Naan“, das es gleich in drei Varianten gibt, pur, mit Knoblauch sowie mit Rosinen und Kokos oder ein Löffel des milden Gewürz-Joghurts &bdquo;Raita“.

Zur Demonstration seiner Kochkunst platziert der quirlige Mann aus Bangladesch diverse Vorspeisen und Hauptgerichte auf dem tafelähnlichen Tisch: knusprige vegetarische Teigtaschen &bdquo;Samosa“ und die ebenfalls frittierten &bdquo;Pakora“-Happen mit Huhn; ein Gemüse-Curry sowie das allzeit-populäre &bdquo;Tikka Masala“.

Das marinierte Hähnchenfleisch zerging so butterzart auf der Zunge, dass die Pizza mit Schinken und Salami von der Pute fast vergessen worden wäre. Aber nur fast. &bdquo;Ich möchte, dass die Gäste mein Lokal mit einem Lächeln im Gesicht verlassen“, sagt Ahmed. Die Stammkunden habe ihn schon gefunden und für die arbeitsame Nachbarschaft schreibe er an einer Karte für den Mittagstisch samt Tagesgericht – auch für Veganer.

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