Bielefeld. Bester kulinarischer Botschafter seiner Heimat – so haben ihn viele gern bezeichnet. Apostolos Ntovas hat Pionierarbeit geleistet, indem er zahlreichen Bielefeldern schon früh die griechische Küche seiner Heimat in all ihrer Vielfalt näherbrachte. Mehr als 50 Jahre ist das her. Entsprechend groß ist die Trauer über den plötzlichen Tod des legendären Gastronomen. Alles begann in den 1970er Jahren mit dem „El Greco“, einem Restaurant an der August-Bebel-Straße. Ntovas war zuvor vor der Militärjunta aus seinem Heimatland geflüchtet, hatte dort ein gutfrequentiertes Hotel mit angeschlossener Küche aufgeben müssen. In Bielefeld versuchte er den Neuanfang. Schon bald war klar: Das Lokal mit den für viele Zungen noch ungewohnten mediterranen Spezialitäten kam an bei den Gästen. Die Resonanz war überwältigend. „Was mein Mann anfasste, war immer sehr erfolgreich“, beschreibt Sieglinde Ntovas den rasanten Aufstieg des Gastronomen in einem für ihn damals fremden Land. Schon bald verspürte er Lust auf Veränderung. Die Altstadt war sein Ziel Die Altstadt war sein Ziel. Dort kaufte der Grieche gemeinsam mit seiner Frau das historische Bürgerhaus aus dem Jahr 1897 an der Ecke Goldstraße/Mauerstraße. „Wein-Taverne“ nannte Ntovas das neue Lokal, und fast zeitgleich eröffnete er im Nebengebäude an der Notpfortenstraße den „Grill Apostolos“. Mit dem Imbiss war irgendwann Schluss, es folgte das Fachgeschäft „Apostolos Olivenöle“ an der Notpfortenstraße 1, das bis heute existiert. Ebenso verschwand die „Wein-Taverne“ irgendwann von der Bildfläche. Als neuer Mieter kam Donato Scarafilo, der in den 1990ern das „Spaghetti-Haus“ an dieser Adresse erfolgreich führte. Bis 2000 das Ehepaar Ntovas zurückkehrte. Wieder mit neuem Konzept. Lesen Sie auch: Nachruf: Detmolder Gastronom Marcus Schuster hatte noch so viel vor Der Patron hatte den Spagat gewagt – zwischen der griechischen Küche auf der einen Seite und der italienischen auf der anderen. „Casa di Pasta“ nannte er sein neues Restaurant. Neben Lammkoteletts, Souflaki und Moussaka standen auch Pasta, Pizza und Caprese auf der Karte. Die Zutaten kaufte der Küchenchef, Ehrensache, jeden Tag frisch ein. Ob Fisch, Fleisch oder Gemüse. Mit feinem Olivenöl aus seiner Heimat Und die Gäste ließen sich immer wieder gern von ihm überzeugen, dass die griechische Küche nicht, wie häufig angenommen, mit der eher deftigen Balkanküche gleichzusetzen ist. Stattdessen würzte Ntovas seine Speisen gern großzügig mit Kräutern und rundete das Aroma mit feinem Olivenöl aus seiner Heimat ab. In einer Gastrokritik der „Neuen Westfälischen“ aus dieser Zeit heißt es: „Dabei bleibt seine (Apostolos) Küche einfach und ungekünstelt“, und: „Im ,Casa di Pasta’ gibt es einen leidenschaftlichen Koch, der eine gleichzeitig traditionelle und gesunde Küche macht. Eine weitere gute Adresse in der Altstadt.“ Auch bewegend: Nachruf: Prinzessin Traute, eine Frau mit Herz und Verstand Wer das „Casa di Pasta“ besuchte, erlebte Ntovas nicht nur als leidenschaftlichen Koch. Gäste lernten den Griechen zudem als ungewöhnlich großzügigen Menschen kennen. „Er gab sehr gerne“, so schildert es seine Witwe. „Apostolos hatte ein großes Herz.“ Sein Tod kam unerwartet. Langes Leiden sei dem fast 90-Jährigen erspart geblieben. Ein Gedanke, der trösten mag. Helfen wird Sieglinde Ntovas wohl auch ihre Entscheidung, das Geschäft ihres Mannes, in dem er bis zuletzt täglich anzutreffen war, weiterzuführen und die Kunden beim Einkauf von Oliven, Öl und Ouzo zu beraten. Aktuell verkauft ein Juwelier in den Räumen Trauringe Das historische Eckhaus nebenan hat eine lange gastronomische Geschichte. Ab 1912 war dort die „Restauration zum Eispalast“, später folgten mal eine Kneipe, mal eine Bar und unterschiedliche Restaurants wie 2005 die „Tapas-Bar“ der Familie Quintana aus Spanien. Nur zwölf Monate nach der Eröffnung ihres gleichnamigen Restaurants an der Arndtstraße tischten die Betreiber in der Altstadt ebenfalls Tapas auf. Zwei Jahre später war dort allerdings wieder Schluss. Aktuell verkauft ein Juwelier in den Räumen Trauringe.