Fast ein Tag im Bus: Seniorentruppe erlebt „Kreuzfahrt-Odyssee“ – Paar aus OWL berichtet

Herford/Genua. Buspanne, Schiff verpasst, eine Autobahnfahrt quer durch drei Länder: Eine deutsche Seniorenreisegruppe hat eine wahre Kreuzfahrt-Odyssee erlebt. Mittendrin: ein Ehepaar aus Herford. Das sagt der Reiseveranstalter zu dem abenteuerlichen Fall.

Es hätte so schön sein können: Bernd und Dagmar Kuller haben sich auf eine entspannte Schiffstour durch Mittelmeer, Atlantik und Nordsee gefreut. Von Genua nach Hamburg soll die zwölftägige Reise auf der &bdquo;Costa Favolosa“ – ein Schwesterschiff der 2012 havarierten &bdquo;Costa Concordia“ – gehen. Doch der Start in den Traumurlaub läuft alles andere als rund. &bdquo;So was ist uns noch nicht untergekommen. Und wir haben schon viele Kreuzfahrten gemacht“, so der 58-Jährige im Gespräch mit der Redaktion.

Rückblick: Am 3. Mai, ein Samstag, geht es für das Paar aus der Hansestadt von Bielefeld aus los. Per Shuttlebus werden die Kullers nach Köln chauffiert. &bdquo;Dort hat dann ein bequemer Reisebus auf uns gewartet. In Koblenz sind dann die letzten Reisenden zugestiegen. Die Truppe bestand vorwiegend aus Senioren, mehrere hatten Gehhilfen dabei, eine Dame saß im Rollstuhl. Wir waren die Jüngsten unter den gut 45 Reisenden.“

Bus verliert Kühlmittel Kurz vor der Schweiz, in Weil am Rhein, steht eine Zwischenübernachtung an – gemeinsam mit einer weiteren Reisegruppe des Veranstalters. &bdquo;Wir hatten uns schon gewundert, dass wir so früh in einem Hotel einkehren. Von dort aus sind es bis Genua ja noch 500 Kilometer. Und das Schiff sollte am nächsten Tag um 16 Uhr ablegen. Aus unserer Sicht war der Zeitplan schon etwas sportlich“, sagt Bernd Kuller.

Während der Fahrt durch den Gotthardtunnel sei dem Busfahrer dann aufgefallen, dass das Fahrzeug Kühlflüssigkeit verliere. &bdquo;An einem Parkplatz wurde das aufgefüllt. Aber kurz darauf konnten wir nicht mehr weiter“, berichtet der Herforder. Ein Ersatzbus aus Lugano wird angefordert, die Koffer umgeladen, die Reisenden steigen um. &bdquo;Da hatten wir schon gut Zeit verloren. Der schweizerische Busfahrer ist dann teils ganz schön rasant über die Serpentinen gebrettert.“

Und trotzdem: Erst gegen 16 Uhr wird laut Bernd Kuller der Hafen in Genua erreicht: &bdquo;Und da war niemand, der uns eingewiesen hat – nicht von der Reederei, nicht vom Reiseveranstalter. Dabei hätte man doch wissen müssen, dass es knapp wird und Vorbereitungen treffen können. Wir sind durch den Hafen geirrt, kamen nicht zum Schiff. Dann sahen wir, wie es tutete und ablegte. Da flossen bei einigen dann schon Tränen. Viele waren stinksauer.“

Durch die Nacht nach Spanien Kuller und ein anderer Passagier ergreifen die Initiative, kontaktieren den Geschäftsführer des Reiseveranstalters. Er sagt: &bdquo;Wir brauchten nach der hektischen Fahrt erstmal eine Pause. Uns schwebte vor, dass wir vielleicht erst in Italien übernachten, dann am Morgen zum nächsten Schiffsstopp in Barcelona am Nachmittag gebracht werden können.“

Doch daraus wird nichts: Stattdessen soll es sofort per Bus nach Barcelona gehen – 850 Kilometer durch Italien, Frankreich, Spanien. &bdquo;Auf einem Autobahnrastplatz westlich von Genua mussten wir alle wieder in einen Bus des Reiseveranstalters umsteigen. Eine Zwischenübernachtung gab es nicht. Dafür bekamen wir Gratis-Getränke und Bockwurst. Zwar haben wir oft gehalten. Für die vielen Älteren im Bus war das alles aber schon strapaziös.“

Fest steht: Im Bus wird die &bdquo;Costa Favolosa“ dann &bdquo;überholt“, gegen 10 Uhr am Montag ist die spanische Metropole erreicht. &bdquo;Das Schiff kam um 14 Uhr. Beim Check-in gab es wieder Probleme. Die Reederei hatte einige Reisende von der Passagierliste gestrichen. Das zog sich hin. Einige hatten Ausflüge in Barcelona gebucht. Daraus wurde nichts“, sagt Kuller.

Immerhin: Für die Reisenden – mittlerweile haben sie sich auf ihrer Odyssee solidarisiert, sogar eine Whatsapp-Gruppe gegründet – startet nun die Kreuzfahrt. &bdquo;So weit war auch alles gut. Was uns aber enttäuscht hat: Die Reiseleiterin des Veranstalters an Bord ist nicht auf uns zugekommen, hat sich nicht für Unannehmlichkeiten entschuldigt. Das wäre ja eigentlich das Mindeste gewesen. Schließlich hatten wir ja einiges von der Kreuzfahrt verpasst. Und einige hatte echt teure Suiten an Bord gebucht“, berichtet der Herforder.

Reiseveranstalter äußert sich rasch Schließlich sucht Bernd Kuller das direkte Gespräch mit der Reiseleiterin: &bdquo;Die wollte das mit dem Veranstalter klären. Es hieß dann, dass wir zu Hause eine Stellungnahme vom Unternehmen erhalten werden. Aber selbst das musste ich dann an die anderen Reisenden weitergeben.“

Auf eine Redaktions-Anfrage zum &bdquo;Kreuzfahrt-Abenteuer“ der Herforder und ihrer Mitreisenden reagiert der Veranstalter prompt. Per Telefon meldet sich Marvin Müller vom Seereisedienst Elbflorenz. Er bedauert die Vorkommnisse, entschuldigt sich für die Unannehmlichkeiten. Er betont: &bdquo;Das war für uns auch eine Situation, die eine absolute Ausnahme ist. Wir haben alles versucht, damit die Kunden das Schiff in Genua erreichen, rasch einen Ersatzbus organisiert. Aber ein Stau bei Mailand hat das vereitelt. Das war ärgerlich für alle.“

Ferner habe man später versucht, eine Zwischenübernachtungsmöglichkeit zu arrangieren: &bdquo;Auch in der Nebensaison ist das für so viele Leute direkt am Mittelmeer aber schwierig. Alle, auch die Reederei, haben mitgearbeitet, damit das Schiff in Barcelona erreicht wird.“ Laut Marvin Müller sei zudem schon ein Entschuldigungsschreiben an die Reisenden verschickt worden, dazu ein Verrechnungsscheck – quasi als kleine Entschädigung.

Für die Kullers steht trotz allem fest: &bdquo;Kreuzfahrten machen wir auch weiterhin.“

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