Nach Chaos bei Traumkreuzfahrt: Reisende aus Herford mit 50 Euro pro Person entschädigt

Herford. 50 Euro pro Kopf: So viel hat ein Reiseveranstalter einer Kreuzfahrt-Reisegruppe – darunter ein Ehepaar aus Herford – gezahlt, die wegen einer Buspanne den Schiffs-Check-In in Genua verpasst hatte und in 27 Stunden durch drei Länder zum nächsten Einlauf-Hafen gekarrt wurde.

Doch vielen Betroffenen erscheint diese &bdquo;Entschädigung“ für die verpassten Urlaubstage und den erlittenen Stress zu gering. Laut Bernd Kuller (58) aus Herford, der mit seiner Frau Dagmar zur knapp 50-köpfigen Reisegruppe gehörte, hätten sich einige Teilnehmer bereits juristisch beraten lassen. Doch dazu später mehr.

Passiert war vor knapp zweieinhalb Monaten auf der Fahrt zum Kreuzfahrtschiff Folgendes: Nach einer Zwischenübernachtung in Weil am Rhein kurz vor der Grenze zur Schweiz hatte der vorwiegend mit Senioren besetzte Reisebus aus Deutschland nach der Durchfahrt des Gotthard-Tunnels am Vormittag des 4. Mai Kühlflüssigkeit verloren. Ein Ersatzbus wurde angefordert, der gegen 12 Uhr eingetroffen sei. Die &bdquo;Costa Favolosa“, die gegen 16 Uhr in Italien ablegen sollte, wurde nicht mehr erreicht – trotz der &bdquo;engagierten Fahrweise“ des Mannes hinterm Steuer, so der Herforder.

850 Kilometer im Bus Statt einen schönen Abend auf dem Kreuzfahrtschiff zu verleben, ging es für die Passagiere somit – wie bereits berichtet – ohne Verschnaufpause nach einem weiteren Buswechsel in einer nächtlichen Fahrt durch Italien, Frankreich und Spanien ins 850 Kilometer entfernte Barcelona, den nächsten Zielhafen der &bdquo;Costa Favolosa“. Dort konnte die reichlich gebeutelte Reisetruppe dann endlich an Bord.

Der Rest der Reise, es ging durch Mittelmeer, Atlantik und Nordsee über verschiedene Stationen nach Hamburg, sei dann sehr schön gewesen. &bdquo;Zuhause hatten wir dann Post vom Seereisedienst Elbflorenz. Ein Entschuldigungsschreiben und Verrechnungsschecks in Höhe von 50 Euro pro Nase“, erzählt Bernd Kuller. Vor allem Mitreisenden, die teils richtig viel Geld für schöne Außenkabinen auf dem Schiff hingeblättert hätten, sei das zu wenig vorgekommen, berichtet der 58-Jährige. Er fährt fort: &bdquo;Mehrere von uns haben bereits Rechtsbeistände eingeschaltet. Die haben sich an den Reiseanbieter gewandt.“

Im Nachklapp des Anreise-Tohuwabohus haben sich die Kullers bei der Costa-Reederei erkundigt, wann der Bus mit der Reisetruppe den Hafen in Genua hätte erreichen müssen, um noch rechtzeitig an Bord zu gelangen und somit keinen Seetag zu verpassen. Die konkrete Antwort von Costa Crociere liegt auch der Redaktion vor. Darin heißt es wörtlich: &bdquo;Die letzte verfügbare Einschiffung-Uhrzeit am 4. Mai 2025 war von 14.30 bis 14.59 Uhr. Nach dieser Zeit werden keine Passagiere mehr an Bord gelassen, da die Vorbereitungen für die Abfahrt beginnen.“

War die &bdquo;Raserei“ im Bus sinnlos? Dazu teilt der Elbflorenz-Geschäftsführer Marvin Müller per Mail mit, dass ihm die bei der Reederei erfragte &bdquo;Check-in Zeit für unseren Bus“ nicht vorliege. &bdquo;Wahrscheinlich bezieht sich die Aussage von Costa auf Gäste mit eigener An- und Abreise. Darüber hinaus möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass das Schiff ja noch im Hafen lag, als der Bus dort ankam“, informiert der Seereisedienst-Chef.

Diese Aussage wiederum kann Bernd Kuller nicht so richtig nachvollziehen: &bdquo;Wieso weiß der Reisedienst nicht, bis wann er seine Kunden spätestens abzuliefern hat? Nach der Buspanne am südlichen Gotthard-Parkplatz war das pünktliche Erreichen der Costa Favolosa nicht mehr möglich, da die reine Fahrtzeit von dort mehr als drei Stunden beträgt.“ Das hätte der Seereisedienst dem Fahrer und der Reisegruppe mitteilen müssen, so der Herforder weiter.

Bernd Kuller meint: &bdquo;Die gefährliche Raserei im Bus war von vornherein sinnlos und sollte wohl nur den Anschein erwecken, dass wir das Schiff nur ganz knapp verpassten. Die ganze Anreiseplanung war sehr riskant. Das Krisenmanagement des Reisedienstes katastrophal! Zum Glück ist niemand ernsthaft zu Schaden gekommen.“

Aber immerhin können er und seine Frau der &bdquo;Anreise-Odyssee“ zur Kreuzfahrt mit der Costa Favolosa auch etwas Gutes abgewinnen: &bdquo;Egal, wie die rechtliche Auseinandersetzung ausgeht, wir haben durch den Busmarathon viele nette Menschen kennengelernt und ab Tag 3 an Bord dann auch eine wirklich schöne Kreuzfahrt gehabt.“

Nach Chaos bei Traumkreuzfahrt: Reisende aus Herford mit 50 Euro pro Person entschädigt

Fast ein Tag im Bus: Seniorentruppe erlebt „Kreuzfahrt-Odyssee“ - Paar aus OWL berichtet

Nach Havarie: Kreuzfahrtschiff kommt in Neapel an

Skeptiker an Bord: Zum ersten Mal auf einem Kreuzfahrtschiff

Meeresgiganten: Die neuen Kreuzfahrtschiffe 2025

Entschädigung zu gering? Kreuzfahrt-Gäste im Hungerstreik

Erstes Kreuzfahrtschiff der Saison meidet Santorini

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

LZplus Herbst-Deal

1 € pro Woche

Weiterlesen mit LZplus