Wohnen im Tiny-Haus: Chance für Bauwillige im Kreis Höxter

Kreis Höxter. Bauen wird immer teurer, weshalb sich immer weniger Menschen den Traum von den eigenen vier Wänden erfüllen können. Doch es gibt Häuser für ein schmaleres Budget, die auch noch den Vorteil haben, dass man später viel weniger putzen muss: Tiny-Häuser.

Minimalistisch, günstig, nachhaltig: Tiny-Häuser, die nur eine Nutzfläche von bis zu 45 Quadratmetern haben, sind längst mehr als nur ein kleiner privater Rückzugsort. Sie sind ein Statement.

Und eine Gegenbewegung zu einem Trend, der auch im Kreis Höxter lange Zeit sehr ausgeprägt war: Der Bau riesiger Einfamilienhäuser mit teils mehr als 200 Quadratmetern Wohnfläche, von denen nach der Familienphase aber oft ein großer Teil ungenutzt bleibt und nur Kosten (und Putzarbeit) verursacht.

Einfamilienhaus ist im Kreis Höxter auch Statussymbol Aber wie steht es um den Trend zu mehr Minihäusern im Kreis Höxter tatsächlich? Steinheim hat kürzlich ein Baugebiet explizit für Tiny-Häuser geöffnet. Doch gibt es überhaupt einen Bedarf dafür? Immerhin gilt ein schickes Einfamilienhaus auch als Statussymbol dafür, etwas in seinem Leben erreicht zu haben.

Vereinzelte Nachfragen gebe es, berichten die Bauämter auf Nachfrage der &bdquo;Neuen Westfälischen“ aus den Kommunen. Wobei es meist eher etwas größere Mini-Häuser sind, die Bauwillige realisieren wollen, statt Tiny-Häuser im engeren Sinne, die so kompakt sind, dass sie beispielsweise auf einem Lkw transportiert oder sogar mit einem eigenen Fahrgestell als Anhänger bewegt werden können.

&bdquo; Gelegentlich erreichen die Stadt Höxter informelle Anfragen zur Realisierung von Tiny-Häusern. Diese werden in der Regel positiv beschieden, da derartige kleine Bauformen oftmals innerhalb der bestehenden Festsetzungen in allgemeinen Baugebieten umsetzbar sind“, berichtet beispielsweise Höxters Stadtsprecher Markus Finger. Aktuell gebe es genau eine Bauvoranfrage, die geprüft werde.

Keine gesonderten Baugebiete für Tiny-Höxter im Kreis Höxter Ein ausgewiesenes Baugebiet speziell für Tiny-Häuser gibt es in Höxter bislang nicht – und das sei auch nicht geplant. Das gilt auch für die anderen Kommunen im Kreis Höxter. Dafür sei die Nachfrage zu gering, denn am meisten nachgefragt seien immer noch die klassischen Einfamilienhäuser, berichtet beispielsweise Marienmünsters Bauamtsleiter Stefan Niemann.

In neu ausgewiesenen Baugebieten wie in Vörden sei es aber problemlos möglich, ein Tiny-Haus zu planen. Denn hier gebe es weniger Vorgaben. Auch eine Stadtvilla mit zwei Etagen könne dort gebaut werden. In älteren Baugebieten ist es nicht ganz so einfach, denn hier müsste dann der Bebauungsplan geändert werden. Möglich ist es aber, wie Bredenborn zeigt. Hier möchte ein Bauherr auf einem privaten Bauplatz ein Mini-Haus bauen. Die Stadt versucht, es möglich zu machen. Es seien immer Einzelfallentscheidungen.

In Borgentreich wurde bislang ein Tiny-Haus genehmigt, aber noch nicht errichtet. Fachbereichsleiterin Elvira Tewes erklärte aber, dass die Stadt, wenn möglich, auf kleinen Grundstücken ihr gemeindliches Einvernehmen erteilen würde – die Genehmigungen selbst erteilt dann der Kreis Höxter.

Großer Aufwand für Infrastruktur bei Tiny-Häusern Während aus Warburg noch gar kein größeres Interesse an den kleinen Häusern gemeldet wird, sind sie in der Nachbarkommune Willebadessen hingegen schon etwas gefragter. Es gibt sie schon in Willebadessen, Eissen und Altenheerse, wobei das eher ein Kunstobjekt sei, wie Bauamtsleiter Markus Blaschek berichtet. In Peckelsheim soll auch bald eins stehen. Dennoch hat es die minimalistische Idee im Kreis Höxter nicht ganz leicht, wie Blaschek erklärt. Zumindest, wenn man im größeren Maßstab ganze Baugebiete dafür bereitstellen will.

Und jetzt wird’s etwas bürokratisch: Denn die sogenannte Baunutzungsverordnung kenne weder den Gebäudetyp noch diesen Baugebietstyp. Weil Tiny-Häuser und damit ihre Baufläche sehr klein wären, &bdquo;wäre so ein so ein Baugebiet äußerst unflexibel, um eine individuelle Bauentwicklung zu ermöglichen.“ Der Infrastrukturaufwand, sprich der notwendige Wasser- und Abwasseranschluss, Strom, Internet und Zuwegung wäre vergleichsweise sehr hoch.

Unklare Auswirkungen auf dörfliche Strukturen Unklar sei auch, welche Auswirkung ein solches Baugebiet auf dörfliche und kleinstädtische Strukturen hätte. Blaschek drückt es so aus: &bdquo;Die sozialgesellschaftliche Stellung und Wirkung solcher maximal individualistischen Planbebauung ist auf Grund der städtebaulichen Erfahrungen zum Beispiel aus Berlin, noch nicht positiv abschätzbar.“

Der Bauamtsleiter sieht den Bedarf für Tiny-Häuser eher in Ballungsgebieten. &bdquo;Hier könnten sie zum Beispiel für zeitliche Unterbringung von Einzelpersonen, wie Studenten, eine interessante Ergänzung zu der vorhanden Baustruktur darstellen“, so Blaschek. Im ländlich geprägten Gebieten sei ein solcher Bedarf derzeit nicht identifizierbar. Das berichten grundsätzlich auch die Bauabteilungen der anderen Rathäuser. In Bad Driburg gibt es bisher nur &bdquo;wenige Einzelnachfragen“.

In Brakel entsteht beispielsweise im Neubaugebiet Lütkerlinde ein solches Haus, ebenso im alten Neubaugebiet &bdquo;Sonnenbrede“ in Siddessen, in Schmechten gibt es eine mündliche Anfrage, berichtet Bernd Bohnenberg. Auch hier sieht man keinen Bedarf für explizite Tiny-Neubaugebiete, sondern versucht, individuelle Lösungen in &bdquo;normalen“ Baugebieten zu finden. Ein bisschen fachliche Skepsis ist aber auch in Brakel herauszuhören: &bdquo;Es kann bauleitplanerisches Ziel nur sein, Neubaugebiete möglichst effektiv auszunutzen, also mit einem vernünftigen Verhältnis aus Baukörper und Grundstücksfläche“, so Bohnenberg.

Tiny-Häuser sind nicht die Lösung, um viele Wohnungen zu schaffen Auch Willebadessens Bauamtsleiter Markus Blaschek zieht ein sehr zurückhaltendes Fazit, wenn es um Tiny-Häuser in gewöhnlichen Wohngebieten geht. Es dürften beispielsweise keine unverhältnismäßig kleinen Restflächen entstehen. Immerhin seien Bauflächen ein äußerst kostbares Gut und sehr begrenzt vorhanden. &bdquo;Solche Bauobjekte sollten sich auch nicht als Fremdkörper auszeichnen. Das konkrete Objekt muss sich in die vorhandene bauliche Umwelt einfügen“, erklärt er. Er sieht Chancen für Minihäuser als nicht störende einzelne Bauergänzungen, vor allen im ungeplanten Innenbereich.

Und er erinnert daran, dass die Errichtung von Einfamilienhäusern oder Geschosswohnungsbauten gegenüber Tiny-Häusern mit Blick auf die Infrastrukturkosten im Verhältnis zum geschaffenen Wohnraum günstiger sei.

Was Blaschek explizit für seine Stadt feststellt, gilt wohl für den ganzen Kreis Höxter: &bdquo;Tiny-Häuser sind für die Wohnraumversorgung nicht das geeignete Mittel, um möglichst viele Wohnungen zu schaffen. Dies ist hauptsächlich durch klassische Bauten und Geschosswohnungsbau mit höherer Nutzungsdichte erreichbar.“ Tiny-Häuser seien im Hinblick auf eine effektive Städtebauentwicklung nur eine Randerscheinung und für besondere Lebenslagen der Bauherren geeignet.

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