Vom Laufburschen zum Manager: Bielefelder führt Luxus-Hotels auf der ganzen Welt

Abu Dhabi/Bielefeld. Als Alexander Pichel noch ein Teenager ist, da hat er ein Ziel. Wenn er einmal 35 Jahre alt ist, dann will er Manager eines großen Hotels sein, träumte er damals. Erreicht hat er das zwei Jahre früher. Heute, mit 55 Jahren, blickt der gebürtige Bielefelder auf ein Berufsleben voller Abenteuer und auf Begegnungen mit vielen Prominenten in der ganzen Welt zurück. Uns hat er erzählt, wie er sich bis an die Spitze seiner Branche gekämpft hat – und welche Kompromisse er dafür eingegangen ist.

Wenn plötzlich die Umrisse des luxuriösen Grand-Hyatt-Hotels in Abu Dhabi auftauchen, dann wird dem baffen Beobachter schnell klar: In diesem beeindruckenden Fünf-Sterne-Hotel am Persischen Golf gehen die Schönen und Reichen aus der ganzen Welt ein und aus. Ihr aktueller Geschäftsführer Alexander Pichel stammt aus dem beschaulichen OWL.

Geboren wurde Pichel in Bielefeld-Bethel; er wuchs in Sennestadt auf und zog mit seiner Familie in seiner Jugend nach Schloß Holte-Stukenbrock, wo er im Holter Schloss lebte. Danach ging es für Pichel ins Internat nach Versmold; dort machte er seinen Realschulabschluss – &bdquo;obwohl Schule nie so mein Ding war“, wie Pichel erzählt. Mit 18 Jahren begann der Bielefelder 1988 eine Lehre im bekannten Berliner Kempinski-Hotel am Kurfürstendamm. Damals stand die Mauer noch. Zuvor aber musste er sich ein Jahr lang beweisen – als sogenannter &bdquo;Bellboy“.

Was man als Laufbursche so machen muss In dieser Funktion war Pichel als &bdquo;Laufbursche“ in grüner Uniform unterwegs – und musste zum Beispiel für Gäste einkaufen, ihnen Theaterkarten besorgen oder Nachrichten im Haus übermitteln. Der Job sei nicht zu verwechseln gewesen mit dem des Gepäckmanns, der den Gästen die Koffer ins Zimmer trug. &bdquo;Die haben super Trinkgeld bekommen; wir Bellboys hingegen nicht“, erinnert sich Pichel und lacht.

Trotz dieser widrigen Umstände war seine Leidenschaft für den Hotel-Alltag schnell geweckt – und die hält bis heute an. Um sein damals mickriges Englisch aufzubessern, wechselte Pichel 1992 nach seiner Lehre nach London, wo er im Hyatt-Carlton-Tower als &bdquo;Papiersortierer“ und &bdquo;Kaffeejunge“ für sechs Wochen arbeiten durfte. Als er daraufhin erfolgreich die Reservierungen des Hotels organisiert hatte, bekam er das Angebot, die EDV-Abteilung zu leiten – nach nur einem Jahr. Pichels Durchbruch! Es folgten Stationen als Führungskraft auf der ganzen Welt – zum Beispiel in Argentinien, Indonesien, Russland, China, Thailand und im Mittleren Osten.

Mitunter 23 Stunden am Tag gearbeitet In stressigen Phasen, oft vor dem Abschluss wichtiger Projekte, habe er mitunter 23 Stunden am Tag gearbeitet und nicht den gesündesten Lebensstil bezüglich Essen, Trinken und leider auch Rauchen gehabt. &bdquo;Das kommt nicht von ungefähr, wenn man es vom Bellboy zum General Manager schaffen will. Dafür braucht es viel Einsatz und Energie“, sagt Pichel. &bdquo;Man muss hilfsbereit sein und immer über die offiziellen Job-Ansprüche hinausgehen.“ Diese Einstellung sei heute &bdquo;ein bisschen“ verloren gegangen, stellt Pichel fest. Es sei schwer, gute junge Leute für die Hotelbranche zu begeistern.

Was es auch braucht: Flexibilität. Oft blieb Pichel nur ein paar Jahre an einer Station. Manchmal wurde er vom Arbeitgeber an andere Standorte geschickt, um dort Projekte zu leiten. Doch oft hat es ihn auch selbst gereizt, nach einem erfolgreichen Projekt neue Herausforderungen in anderen Ländern zu suchen, erzählt Pichel. Dass er für verschiedene Unternehmen gearbeitet hat, sei heute ein klarer Vorteil, weil er so unterschiedliche Strukturen kennengelernt habe, sagt der gebürtige Bielefelder.

Das Privatleben bleibt auf der Strecke Auf der Strecke bleibt bei all der Arbeit jedoch das Privatleben. &bdquo;Das Familienleben hat sicher zwischendurch gelitten.“ Seine jetzige Partnerin, mit der er seit 18 Jahren zusammen ist, hat er in Kirgistan kennengelernt – einem Land in Zentralasien, an das Pichel besonders gern zurückdenkt. &bdquo;Das ist für mich wie die unberührte Schweiz. Es gibt dort wunderschöne Berge, Skipisten und viel frische Luft. Das ist eines der besten Länder der Welt. Natürlich auch deshalb, weil meine Frau und Tochter dort geboren wurden.“

Auch an seine Zeit in Saudi-Arabien denkt Pichel gern zurück. Vor drei Monaten hat es ihn bereits das vierte Mal in den Mittleren Osten gezogen – diesmal als Geschäftsführer des Hyatts in Abu Dhabi am Persischen Golf, wo er aktuell 545 Mitarbeiter aus 30 Ländern führt. &bdquo;Hier werde ich wahrscheinlich ein paar Jahre bleiben, vielleicht sogar auch bis zur Rente.“ Pichel lacht. &bdquo;Heute Abend schaue ich mir eine Wohnung an, die wir vielleicht kaufen werden.“

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Neben Staatschefs hat Pichel im Laufe der Jahre auch viele Musikergrößen kennengelernt – wie Michael Jackson, Madonna und Sting, den er erst kürzlich wieder im Hotel begrüßt habe. &bdquo;Mit den Kindern von Michael Jackson habe ich in der Suite Verstecken gespielt, und als Boris Becker in Wimbledon antrat, durfte ich in der Kabine dabei sein“, sagt Pichel. &bdquo;Es gibt viele solcher Geschichten. Dafür bin ich dankbar.“

Wenngleich er jetzt eine Weile am Persischen Golf bleiben wolle, so werde er immer ein Weltenbummler bleiben. &bdquo;Ich bin gern mit dem Wohnmobil oder Motorrad unterwegs, um Freunde auf der ganzen Welt zu besuchen. Ich liebe es, durch die Wüste zu joggen, durch Ozeane zu tauchen oder mit dem Gleitschirm zu fliegen. Irgendwas kann ich davon an meinen Stationen immer machen.“ Langfristig wolle er sich wahrscheinlich in Spanien niederlassen, sagt der 55-Jährige.

Den Bezug zur Heimatstadt hat Pichel nicht verloren. So wohne unter anderem noch eine gute Freundin in Bielefeld. Und wenn er deutschen Gästen auf seinen unterschiedlichsten Stationen in den verschiedenen Ländern berichte, dass er aus Bielefeld komme, werde ihm seit Jahren regelmäßig an den Kopf geworfen, dass es die Stadt doch gar nicht gebe. &bdquo;Ich entgegne dann immer: Doch, ich bin in Bielefeld geboren. Hier ist der Beweis.“

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