Paderborner Dom: Auftritt mit Windel-Hühnchen ist Thema in den USA

Paderborn. Skandal, Eklat oder schlicht die Freiheit der Kunst? Am Auftritt des Tanzensembles &bdquo;Bodytalk“ mit Windeln tragenden Hühnchen auf einer Bühne im Paderborner Dom scheiden sich weiterhin die Geister. Unterdessen hat die Diskussion auch Teile der internationalen Presse erreicht.

Sogar die &bdquo;Washington Post“, die eher für ihre Berichterstattung über politische Skandale höchsten Ranges in den USA bekannt ist – vor der Übernahme durch Amazon-Gründer Jeff Bezos –, hat einen Agenturbericht veröffentlicht.

Ein gefragter Interview-Partner ist derweil auch jener Rechtsanwalt aus Iserlohn, der Anzeige unter anderem gegen Erzbischof Udo Markus Bentz erstattet hat.

“Washington Post“ greift Paderborner Aufregerthema auf In der Online-Schlagzeile der &bdquo;Post“ steht: &bdquo;The German president was in the audience“, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier war im Publikum. War er, sogar in der ersten Reihe neben NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst. Unter 450 geladenen Gästen haben sie den Auftritt am 15. Mai während eines Festaktes des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL) zur 1.250-jährigen Geschichte Westfalens verfolgt.

Eklat beim Festakt: Hühnchen in Windeln: Rechtsanwalt zeigt Paderborner Erzbischof an

Auch die Pro7-Sendung &bdquo;TV Total“ mit Moderator Sebastian Pufpaff hat das Thema aufgegriffen. Gewohnt spöttelnd spricht Pufpaff davon, &bdquo;wirres Zeug“ geträumt zu haben: von &bdquo;halbnackten Menschen“, die um ihn herum mit &bdquo;Tiefkühlhähnchen in Windeln“ tanzen. Die &bdquo;Bild“-Zeitung schreibt von einer Darbietung, die wie &bdquo;ein durch eine Salmonelleninfektion ausgelöster Fiebertraum“ sei.

Hat sich im Paderborner Dom also ein Skandal zugetragen, zu dem weder der Bundespräsident noch der NRW-Ministerpräsident Stellung nehmen? Für Michael Schoppe haben die Berichte, die nach und nach veröffentlicht worden sind, einen bitteren Beigeschmack. Er ist Opfer eines Missbrauchs, den er vor mehr als 40 Jahren als Kind durch einen Pfarrer in Netphen (Siegerland) erlitten hat. Zur &bdquo;Empörungswelle“ schreibt Schoppe: &bdquo;Während ein paar Federvieh-Plastiken im liturgischen Gewand einen Tsunami der Entrüstung auslösen, bleibt beim Thema Missbrauch (. . .) die Öffentlichkeit erschreckend still.“

Anzeige: Rechtsanwalt vertritt &bdquo;konservative“ Katholiken Darüber hat Schoppe sogar mit dem Iserlohner Rechtsanwaltsanwalt gesprochen. Das bestätigt dieser im Telefonat mit der &bdquo;NW“. Der Rechtsanwalt hat auch erläutert, warum er Anzeige für eine Gruppe von &bdquo;konservativen“, aber nicht &bdquo;politisch“ motivierten Katholiken erstattet hat. &bdquo;Sie sind einfach nicht mehr mit den Entscheidungsprozessen der Kirche einverstanden“, sagt er. Für sie seien etwa die &bdquo;Verkündung“ und die &bdquo;Mission“ wichtig, weniger die Kirchenbeiträge zur &bdquo;Tagespolitik“ zu Themen aus einem eher &bdquo;linken“ Milieu.

Vermutlich auch aus einem eher (rechts-)?konservativen Umfeld stammt die Online-Petition gegen &bdquo;die Entweihung des Paderborner Domes“ auf der Internetseite Citizengo.

Die Empörung haben auch die Tänzer von &bdquo;Bodytalk“ zu spüren bekommen. Das bestätigen die Gründer und Leiter Rolf Baumgart und Yoshiko Waki im Telefonat. Besonders eine Tänzerin habe aufgrund der E-Mails zeitweise Angst gehabt. Das werde durch die aktuelle Anzeige befeuert.

Tanzensemble: &bdquo;aufrichtige, ehrliche, freundliche Performance“ &bdquo;Unser Anliegen war eine aufrichtige, ehrliche, freundliche Performance“, sagt Baumgart über den provokanten Auftritt zur Geschichte Westfalens. Die von einem Büchsenmacher stumpf gemachten Sensen symbolisierten den Ackerbau, die Hühnchen die Viehzucht. Die um die Hühnchen gewickelten Windeln könnten, so eine Andeutung, dafür stehen, eben nicht nackt in einer Kirche aufzutreten.

Und überhaupt habe die nach eigenen Angaben preisgekrönte Gruppe Erfahrung, vor prominentem Publikum aufzutreten. Einst habe sie vor Bundespräsident Horst Köhler im Berliner Schloss Bellevue getanzt und 2015 in der Bonner Kreuzkirche – an Karfreitag. Baumgart: &bdquo;Wir wissen, wie man sich in Kirchen benimmt.“

Zugleich bestätigt er, dass der LWL nichts von der Änderung eines Teils des Auftritts gewusst habe.

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