Wie ein Versmolder die Polizei in NRW besser machen will

Versmold. Patrick Schlüter hat bisher in seinem Leben genau eine Bewerbung geschrieben. Für die Polizei. Aber mit Erfolg. 30 Jahre später bewirbt sich der erfahrene Polizist aus Versmold (Kreis Gütersloh) dann doch noch mal – für den Landesvorsitz der größten Polizeigewerkschaft. Er will künftig die Interessen von 50.000 Beamten vertreten.

Schlüter, 49, verheiratet, zwei Töchter, ist ein echter Versmolder. Hier geboren, hier aufgewachsen. Selbst Teile seiner polizeilichen Laufbahn hat er im Streifendienst hier verbracht, kennt die Stadt samt Wahrzeichen wie den &bdquo;Schweinebrunnen“ genau.

1996 begann er seinen Weg bei der Polizei. Erst drei Jahre Ausbildung in Bielefeld, dann der Wechsel in den Kreis Gütersloh, wo er während seiner Zeit in Leitstelle und Streifendienst arbeitete. Bereits 2006 die erste führende Position. Und mit Beginn seiner Polizei-Laufbahn begann auch sein Weg bei der &bdquo;Gewerkschaft der Polizei“, kurz GdP. &bdquo;In der Woche meiner Einstellung bin ich eingetreten“, berichtet er. Seitdem ist Schlüter in verschiedenen Funktionen tätig für die GdP. Zuletzt als OWL-Vorsitzender und als Teil des Landesvorstands. Seit 2021 versieht er seinen Dienst als stellvertretender Polizei-Hautpersonalrat im NRW-Innenministerium.

Schlüter warnt vor Personalsorgen Doch die Gewerkschaft, in der sich 50.000 Polizisten organisieren, sucht mittlerweile einen neuen Landesvorsitzenden. Der Noch-Kopf der GdP, Michael Mertens, geht Ende Juli in Pension und beendet damit auch seinen Weg in der Gewerkschaft. Schlüter sowie ein Beamter aus Bochum haben ihren Hut in den Ring für den neuen Landesvorsitz geschmissen. Anfang Juli wird gewählt. Antritt wäre im August.

Schlüter hat verschiedene Ziele für &bdquo;seine“ Polizei. Dabei schlägt er deutlich Alarm: &bdquo;Die Aufgaben der Polizei waren noch nie so groß wie jetzt, das Personal ist am Limit, und in den Kreispolizeibehörden kommt zu wenig neues Personal an.“ Zwar verzeichnet die Polizei seit Jahren Rekordzahlen bei den neuen Anwärtern. Doch Schlüter betont: &bdquo;Davon bricht ein Viertel die Ausbildung ab oder schafft sie nicht.“

Hunderttausende Überstunden Die Folge: Weniger Polizisten kommen nach ihrer dreijährigen Ausbildung in den Behörden an und können die Abgänge – etwa wegen Pension – kaum ausgleichen. &bdquo;Zurzeit müssen wir im Krankheitsfall Kollegen aus ihrer Freizeit holen, um das zu kompensieren. Das war früher anders.“ Schon jetzt schiebt die Polizei in NRW Hunderttausende Überstunden vor sich her. Und dennoch setzt sich Schlüter dafür ein, die Arbeitszeit der Polizisten zu reduzieren. &bdquo;Insgesamt müssen wir uns als Polizei überlegen, wie wir flexibler werden können. Das ist Interessenten heutzutage besonders wichtig“, sagt Schlüter.

Wie es für einen Gewerkschafter typisch ist, so sieht Schlüter aber auch in Sachen Bezahlung Nachholbedarf in NRW. &bdquo;Bei Zulagen steht NRW im Landesvergleich schlecht da“, sagt Schlüter. Wenn sich daran nichts ändere, werde es immer schwerer, neue Anwärter zu finden – zumal die Konkurrenz mit Bundeswehr und Bundespolizei groß sei. &bdquo;Und dort wird mehr gezahlt“, sagt Schlüter.

Schlüter warnt vor Gewalt gegen Polizisten Der Polizist berichtet derweil von einer besorgniserregenden Entwicklung. &bdquo;Die Verrohung in der Gesellschaft nimmt zu, die Hemmschwelle für Gewalt geht immer weiter zurück.“ Trockene Zahlen zu Straftaten gegen Polizisten geben ihm recht, auch wenn die allermeisten Fälle Wiederstandhandlungen sind. &bdquo;Die Gefahr für die Kollegen ist aber immer größer“, sagt Schlüter. Er fordert die flächendeckende Einführung des sogenannten Tasers. Bisher gibt es nur einzelne Behörden, in denen dieser im Einsatz ist. &bdquo;Studien zeigen, wie wirkungsvoll er ist. Er schreckt ab und sorgt für zusätzliche Sicherheit für die Beamten. Und er sorgt dafür, dass Polizisten ihre Schusswaffe seltener ziehen oder einsetzen müssen.“

Schlüter hatte sich früher eigentlich immer gesagt, nie zur Polizei zu gehen. Zwar war schon sein Vater Kriminalbeamter, er selbst hatte aber eigentlich anderes im Kopf. Durch &bdquo;Kommissar Zufall“ und die einzige Bewerbung seines Lebens kam Schlüter doch zur Polizei. Und vielleicht wird der Versmolder bald der wohl wichtigste Polizeifunktionär in NRW.

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