„Wir waren mutig, haben blind gekauft“: Freunde aus Verl kaufen seltene Jacht

Verl. Wenn Ludger Niehüser von dem historischen Segelschiff, das er mit fünf anderen &bdquo;Verler Jungs“ jahrelang mit viel Herzblut restauriert hat, erzählt, dann kann er gar nicht mehr aufhören zu schwärmen. Einfach herrlich sei es, mit der &bdquo;Hallberg PS28“ zu segeln. Gerade ist die Jacht wieder zu Wasser gelassen worden. Vorher aber musste sie im &bdquo;Heimathafen Verl“ aufwendig verladen werden.

Im November 2010 hatten die Verler Freunde &bdquo;zugeschlagen“, als sie das historische Segelschiff auf einem der größten Online-Marktplätze entdeckten. Die P28, entworfen von Harry Hallberg, wurde von 1955 bis 1973 bis zur Nummer 536 gebaut und ist eine echte Rarität, denn mittlerweile existieren nur noch wenige Exemplare.

Über den Zustand des Bootes war nichts bekannt. &bdquo;Wir waren mutig, haben blind gekauft“, berichtet Ludger Niehüser. Wie sich herausstellen sollte, hatte Kurt Bock den richtigen Riecher.

Fünf Jahre lang an besonderem Schmuckstück gearbeitet &bdquo;Natürlich war es sehr viel Arbeit, das Segelschiff zu renovieren und auszustatten“, bestätigt Ludger Niehüser, &bdquo;aber es hat sich gelohnt.“ Möglich sei das auch dank der großzügigen Unterstützung vieler Verler Firmen gewesen. Wenn der 61-Jährige zurückblickt, dann fällt ihm ein, &bdquo;dass wir erst einmal nur geschliffen und die Kunststoffhaut entfernt haben“.

Mit &bdquo;wir“ meint er die Eigentümergemeinschaft, zu der neben ihm Rechtsanwalt und Notar Kurt Bock, der über viel Segelerfahrung verfügt und deshalb stets als &bdquo;der Admiral an der Pinne“ agiert, Kfz-Meister Johannes Gerlach, Tischlermeister und Möbelbauer Stefan Fahnenschmidt, Druckermeister Ulrich Schmelter und der in diesem Jahr verstorbenen Alleskönner Rainer Köper gehören.

Fünf Jahre lang haben die Verler Bootsbauer in jeder freien Minute an Wochenenden, nach Feierabend und im Urlaub an ihrem Schmuckstück gearbeitet. &bdquo;Wir haben jedes Brett ausgefräst und das uralte Teakholzdeck renoviert.“ Dafür mussten zunächst ein paar Tausend Schrauben entfernt werden. Das Deck wurde mit einer Hobelmaschine geglättet, neu verlegt und verschraubt.

Das steckt hinter dem ungewöhnlichen Namen Die Luke zum Schieben ist handgefertigt, das Stabdeck wurde speziell verfugt und das Mahagoniholz mit sieben Schichten Klarlack zum Glänzen gebracht. Küche und Toilette gibt es selbstredend auch.

&bdquo;Nach dieser umfangreichen und fachmännisch durchgeführten Überholung ist die Segelyacht als neuwertig anzusehen“, bestätigte vor zehn Jahren ein Sachverständiger. Christel Schröder war es, die das Schiff seinerzeit auf den Namen &bdquo;u.a.d.B“ taufte – natürlich mit einer Flasche Verler Heimatwasser, die am Rumpf zersprang. &bdquo;u.a.d.B“, diese zunächst etwas kryptisch anmutende Abkürzung wurde ganz bewusst gewählt.

&bdquo;Sie steht auch auf jeder Boonekamp-Flasche“, weiß Ludger Niehüser und kennt auch deren Bedeutung: &bdquo;unter allen der Beste“ oder wahlweise &bdquo;unter anderem der Beste“. Chef Bruno Schroeder gehört natürlich ebenfalls zur Segeltruppe.

Kurioser Eintrag im Vertrag Die Tradition des alten Schiffes und die des Heimatwassers, das passe einfach wunderbar zusammen, hatte Kurt Bock bei der Schiffstaufe hervorgehoben. Immer, wenn die Jacht lossegelt, das ist sogar vertraglich festgehalten worden, muss eine volle Pulle Boonekamp mitgeführt werden. Während der Coronazeit allerdings stand das Boot in der Halle, auch danach hat es gedauert. &bdquo;Aber jetzt liegt sie endlich wieder im Wasser“, sagt Ludger Niehüser glücklich.

Ende Mai ist das Segelboot auf einen speziellen Hänger gehoben, Richtung Ijsselmeer transportiert und dort mit einem Spezialkran zu Wasser gelassen worden. &bdquo;Ein Boot wie unseres gibt es dort kein zweites Mal“, sagt Ludger Niehüser.

Die ersten 200 der insgesamt gut 500 gebauten &bdquo;Hallberg P28“ verfügen, wie auch das Verler Schiff, über einen Mahagoni-Holzbau auf einem Eichengerippe. Ein BMW-Maschinendieselmotor mit zehn PS dient als Anschub, ehe die Segel gesetzt werden.

Das Schiff, das mit einem 1,21 Tonnen schweren Eisenkiel ausgestattet ist, hat eine Länge von 8,61 Metern, es ist 2,35 Meter breit und 1,28 Meter tief und wiegt gut drei Tonnen. &bdquo;Dafür ist es recht schnell“, sagt Ludger Niehüser. Von Anfang an sei klar gewesen, dass die Segeljacht kein Museumsstück sein sollte, sondern, wann immer es geht, auf See gehen soll. Das soll in diesem Sommer beherzigt werden.

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