Großbrand auf Pferdehof in Herford: Familie Wetehof überwältigt von Hilfsbereitschaft

Herford. Der Schock nach dem Großbrand auf dem Wetehof sitzt bei der Familie immer noch tief. Gleichzeitig sind Jan-Wilhelm und Johanna Wetehof dankbar für die riesige Welle der Hilfsbereitschaft – und für ein bisschen Normalität an Tag drei nach dem Feuer. Fest steht: &bdquo;Die Pferdehaltung bei uns geht weiter!“, sagt der 40-Jährige.

Dem gestandenen Landwirt stehen die Tränen in den Augen, wenn er über den Brand von Dienstagabend, 15. Juli, spricht. Aber auch, wenn er erzählt, dass Nachbarn noch vor der Feuerwehr da waren, anpackten, wo es nötig war, oder die Landwirte mit Wasserfässern angefahren kamen, ohne dass sie jemand gebeten hätte. Wetehof: &bdquo;Die wussten genau, was jetzt zu tun ist.“

Rückblende: Der Landwirt ist am Dienstag gerade dabei, Strohballen auf den Boden über dem Pferdestall zu laden. Mit einem Förderband geht es unters Dach. Die Polizei wird später sagen, dass ein technischer Defekt an diesem Gerät das Feuer ausgelöst hat.

Eltern und Schwester aus dem brennenden Haus gerettet Jan-Wilhelm Wetehof geht kurz ein paar Meter über die Reitanlage. Da ist noch alles in Ordnung. Dann hört er plötzlich ein Geräusch. &bdquo;Das werde ich nie vergessen. Es klang, als wenn leere Tonkrüge aneinanderschlagen. Es waren die Dachpfannen, die von Stall und Wohnhaus fielen. Da war das Feuer schon in vollem Gange“, erzählt der 40-Jährige, der mit seiner Frau, seinem Kind, den Eltern und seiner Schwester auf dem Hof in Schwarzenmoor lebt.

Er rennt über das Gelände, brüllt nur: &bdquo;Es brennt, es brennt!“ Läuft zum Wohnhaus der Eltern, sorgt dafür, dass seine Mutter, der Vater und die Schwester den jetzt lebensgefährlichen Bereich verlassen. &bdquo;Meine Mutter wollte noch zurück und etwas herausholen. Davon haben wir sie abgehalten“, erzählt er. Später sagt die Schwester zu Jan-Wilhelm Wetehof: &bdquo;Du hast mir das Leben gerettet!“

Der Landwirt hat jetzt wieder die Pferde auf dem Schirm. Fünf von ihnen sind beim Ausbruch des Feuers auf der Weide, also nicht in der Gefahrenzone, eins ist mit seiner Besitzerin unterwegs. Die vier weiteren wurden schon von anderen Einstallern gerettet und an einen sicheren Platz gebracht. Der 40-Jährige wählt den Notruf. &bdquo;Ich hatte das Gefühl, dass es 1.000 Stunden dauert, bis die Feuerwehr da war. Die waren in Wirklichkeit rasch hier. Wir sind superdankbar, was die Einsatzkräfte über Stunden hinweg geleistet haben.“

Landwirte bringen unaufgefordert Wasserfässer zum Wetehof Die Nachbarn eilen herbei, bringen geschmierte Brote und Getränke, unterstützen das DRK bei der Versorgung der Helfer. Wasserfässer kommen mit den Landwirten, die Feuerwehr ist mit rund 130 Einsatzkräften vor Ort, kann dem Brand aber nicht mehr Herr werden. Eine schwarze Rauchwolke hängt in der Luft. 24 Stunden sind die Einsatzkräfte vor Ort. Bei Wetehofs macht sich die Erschöpfung breit, viel mehr aber noch die Erleichterung: &bdquo;Niemand wurde verletzt, alle Tiere sind gerettet. Das ist das Allerwichtigste.“ Johanna Wetehof war im Unglücksmoment bei ihren Eltern. Als sie ankommt, drückt ihr ein Feuerwehrmann ein Kaninchen in den Arm. Auch das hat es geschafft.

Als das Feuer gelöscht ist, werden das Wohnhaus und der Stall mit einem Bagger quasi zerlegt, damit auch wirklich alle Glutnester entdeckt werden. Von den beiden Gebäuden ist quasi nichts mehr übrig. In der Stallung sieht man noch das Gestänge der Boxen. Brandgeruch liegt auch drei Tage später über dem Pferdepensionsbetrieb. &bdquo;Fast alles ist verbrannt – auch viele Erinnerungsstücke“, sagt Johanna Wetehof. Mit dem Bagger war immerhin ein Schrank &bdquo;gerettet“ worden. Darin seien alte Fotoalben gewesen. Man müsse nun schauen, ob man etwas davon erhalten könne. Löschwasser ist ins Papier gezogen.

Wann der XXL-Schutthaufen entfernt werden kann, der jede Sekunde an das Feuer erinnert, das hängt nun von der Versicherung ab. Die Brandstelle ist von der Polizei freigegeben. Am Freitag ist ein bisschen Alltag eingekehrt. &bdquo;Das tut richtig gut“, meint die 39-Jährige. Eine junge Frau bewegt gerade ihr Pferd. Vor allem funktionieren Elektrik und fließend Wasser wieder. Die Familie dankt explizit allen Handwerkern, die so schnell so viel wieder möglich gemacht haben. Denn bis Donnerstag mussten die etwa 60 Pferde auf der Anlage mit Eimern von Hand getränkt werden. Dabei hatten die Wetehofs viel Hilfe von den Einstallern.

Wo die Familie und die Pferde nach dem Brand unterkommen Das Altenteilerhaus von Jan-Wilhelm Wertehof und seiner Familie wurde beim Feuer nicht in Mitleidenschaft gezogen. Seine Schwester und Eltern haben nun aber kein Zuhause mehr. &bdquo;Mein Vater ist bei Freunden untergekommen, meine Mutter und Schwester bei Nachbarn“, so Wetehof. Was wann wieder aufgebaut werde, das stehe jetzt alles noch nicht fest. Sicher sei nur, dass der Pferdestall exakt an dieser Stelle nicht mehr errichtet werde.

Und wo bleiben die Pferde? Zwei Stunden nach dem Feuer habe der Bauer schon 50 Plätze gehabt, die ihm angeboten wurden, um Tiere unterzubringen. Fünf seien bereits ausgezogen, fünf auf der Anlage behelfsmäßig untergebracht worden. &bdquo;Die Betroffenen wollen gar nicht weg hier von uns, das ist sehr berührend“, sagt Wetehof. Doch etwas Neues aufzubauen, das werde wohl Jahre dauern.

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