Darum gibt ein Bielefelder Gastronom sein gut laufendes Hotel samt Restaurant auf

Bielefeld. Für Außenstehende mag es schwer nachzuvollziehen sein, dass ein Gastronom sein gut gehendes Hotel sowie ein beliebtes Restaurant in Bielefeld so einfach zumacht. Doch Vincenzo Mete hat seinen Beschluss bereits vor gut einem Jahr getroffen, als es darum ging, den Pachtvertrag für das &bdquo;Portofino“ in Bielefeld-Brackwede zu verlängern. Der 54-Jährige hat sich dagegen entschieden. &bdquo;Ich bin hart am Limit. Ich brauche eine Pause.“ Seit dem 20. Juli ist das gepflegte Haus an der Cheruskerstraße geschlossen. Doch es wird dafür eine Zukunft geben.

Noch einmal zehn Jahre bis 2034? Das konnte sich der Koch aus der bekannten Bielefelder Gastronomenfamilie Mete in diesem Moment nicht vorstellen. Jeden Tag 13 bis 14 Stunden in und fürs Geschäft tätig zu sein, sagt Vincenzo Mete, habe ihn ausgelaugt. Weniger die Arbeit in der Küche, die er liebe, als das ganze Drumherum, der fällige Papierkram. &bdquo;Mein Kopf ist voll“, schildert der 54-Jährige, dessen Partnerin Leyla sich um Hotel und Rezeption gekümmert hat. Also ist sein Pachtvertrag nach einem Jahr Kündigungsfrist in diesem Juli ausgelaufen.

&bdquo;Das ist traurig“, sagt Mete, &bdquo;aber nicht tragisch.“ Einige Stammkunden hätten ihr Bedauern ausgedrückt. &bdquo;Einer hat mir sogar einen Brief geschrieben“, schildert der Gastronom, der nach eigenem Bekunden lieber hinter den Kulissen in seiner Küche arbeitet, als sich ins Rampenlicht des Restaurants zu stellen.

Vincenzo Mete hat sich seine Kochkunst selbst beigebracht Und so müssen nun seine Gäste auf sein Pappardelle dello Chef – breite Bandnudeln mit Rinderfiletspitzen, Zucchini, Paprika und Tomaten in Ölsauce – verzichten. Oder auf den gegrillten Tintenfisch mit Rucola, Knoblauch und Rosmarinkartoffeln oder auf das Vitello tonnato alla Piemontese. Wobei: Die Heimat von Familie Mete ist Kalabrien. Dorthin soll es auch erst einmal gehen, wenn die Schlüssel abgegeben sind.

Gekommen ist Vincenzo Mete mit 20 Jahren, so erzählt er. Eine Lehre als Koch hat er nie absolviert, er hat sich alles selbst beigebracht. Viele Kochbücher gewälzt, Rezepte ausprobiert. Chefkoch war er nicht nur in seinem &bdquo;Portofino“, auch zu Hause gehört der Platz am Herd meistens ihm, erzählt der 54-Jährige und lacht. Mete, der zwei erwachsene Töchter und ein Enkelkind hat, wohnt nur wenige Gehminuten vom &bdquo;Portofino“.

Er will jetzt erst einmal &bdquo;den Kopf frei kriegen“, wie er sagt. Zeit haben für die Familie und sich. &bdquo;Ich habe mir vor 25 Jahren ein Fahrrad gekauft und bin damit aus Zeitgründen keine zwei Kilometer gefahren.“ Genauso verstaubte bislang seine geliebte Vespa in der Garage. Und Vincenzo Mete möchte seine zweite Heimat besser kennenlernen. &bdquo;Ich bin jetzt 34 Jahre hier und kenne Deutschland kaum“, sagt er kopfschüttelnd. Das möchte er jetzt ändern.

Gastronomen-Familie Mete in Bielefeld bestens bekannt Wie lange sein Abschied von der Gastronomie ausfällt, vermag er jetzt noch nicht zu sagen. Seinem Bruder Gianni Mete hat er jedenfalls erst einmal einen Korb gegeben. Dieser betreibt in Bielefeld das Piaciere Divino und das Gusto Divino am Niederwall. Bis vor Kurzem gab es auch noch das Pesce Divino im ehemaligen &bdquo;1550“ an der Brackweder Hauptstraße, das Gianni Mete jedoch während der Baustellenphase in der Hauptstraße und vor seiner Tür wieder aufgegeben hat. Auch das &bdquo;Rossini“ im Hotel Schweizer Haus in Hillegossen, das eine seiner Schwestern mit ihrem Mann betreibt, muss auf ihn verzichten. &bdquo;Mal schauen, wie lange ich es aushalte“, sagt der 54-jährige Brackweder.

Für das Hotel mit seinen 37 Zimmern und das große Restaurant hat der Eigentümer bereits einen neuen Pächter gefunden. Dieser möchte namentlich nicht in Erscheinung treten. Er berichtet aber, dass er, der mit Gastronomie nichts am Hut hat, jetzt einen geeigneten Pächter für das &bdquo;Portofino“ sucht, dessen modernes Interieur mit südländischem Flair erhalten bleibt. Das Restaurant verfügt über rund 100 Plätze, im Bar-Bereich gibt es 20, auf der Außenterrasse an der Cheruskerstraße 36 Sitzplätze.

Der Betrieb des Hotels, das viele noch unter dem Namen Wiebracht kennen und vor der Übernahme durch Familie Mete komplett umgebaut und renoviert worden ist, soll schnellstmöglich weitergehen.

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