Dieb stiehlt Splitter des „Heiligen Kreuzes Christi“ aus der Bielefelder Jodokuskirche

Bielefeld. Selbst die Kirchen, die sich für Arme besonders einsetzen, sind vor Diebstahl und Plünderung nicht sicher. Wie die Polizei mitteilt, hat jetzt ein Unbekannter in der St.-Jodokus-Kirche am Klosterplatz verschiedene Vitrinen aufgebrochen und dabei eine zum Teil sehr wertvolle Reliquie sowie Altargegenstände gestohlen. Pfarrer Norbert Nacke betont vor allem den ideellen Wert der Beute für die Gläubigen.

Die Tat ereignete sich laut Polizeibericht am Mittwoch, 23. Juli, zwischen 12 und 15.10 Uhr. Ein Verantwortlicher der Gemeinde hatte das Kirchengebäude am Klosterplatz gegen 12 Uhr geöffnet. Seitdem war die katholische Kirche für jedermann zugänglich. Zu diesem Zeitpunkt waren die Vitrinen noch unversehrt.

Doch gegen 15.10 Uhr bemerkte er, dass jemand die Vitrinen gewaltsam aufgebrochen und daraus das versilberte Taufgeschirr sowie ein in Gold und Silber gegossenes Turmreliquiar aus dem 19. Jahrhundert entwendet hatte.

Ein Splitter des &bdquo;Heiligen Kreuzes Christi“ ist verschwunden Bei der in einem turmähnlichen Gefäß aufbewahrten Reliquie handelt es sich &bdquo;um zwei kreuzförmig übereinandergelegte Splitter des Heiligen Kreuzes“, wie Pfarrer Norbert Nacke der Kirchengemeinde mitteilt. Mit &bdquo;Heiligem Kreuz“ bezeichnen Gläubige das Kreuz Christi, an dem Jesus Christi gekreuzigt wurde. Dieses Kreuz wurde der Legende nach im Jahr 320 oder 325 von der Heiligen Helena gefunden, in mehrere Teile geteilt und an verschiedene Orte gebracht.

Nach Angaben der Online-Enzyklopädie Wikipedia gibt es seit dem Mittelalter eine große Anzahl von Reliquien des &bdquo;wahren Kreuzes Christi“: &bdquo;Diese Holzspäne (Kreuzpartikel) zählten zu den wichtigsten christlichen Reliquien überhaupt“, heißt es dort weiter. Einige der bedeutendsten Kreuzreliquien werden heute im Petersdom in Rom, in der Kathedrale Notre-Dame in Paris sowie in der Basilika des Heiligen Kreuzes in Jerusalem aufbewahrt.

Entsprechend wertvoll dürften Gläubige diese Bielefelder Reliquie vor allem ideell einschätzen, betont Pfarrer Nacke: &bdquo;Der materielle Wert ist vergleichsweise gering. Auch das Turmreliquiar aus dem 19. Jahrhundert ist keine Seltenheit. Damals sind viele davon entstanden.“ Nacke will eine Wiederbeschaffung einer vergleichbaren Reliquie daher nicht ausschließen. Die Polizei möchte den genauen gegenständlichen Wert der Beute nicht benennen.

Reliquie stand bisher nicht im Fokus der Bielefelder Gemeinde Interessanterweise standen die Bielefelder &bdquo;Holzspäne vom Kreuz Christi“ bisher nicht im Vordergrund der Kirchenarbeit: &bdquo;Ich vermute, dass die Reliquie gar nicht so im Bewusstsein der Gemeinde stand. Sie habe bisher in einer hinteren Nische der Kirche gestanden und sei vermutlich bisher wenig beachtet worden.“ Es sei auch nicht der wertvollste Gegenstand der Gemeinde: &bdquo;Wir haben deutlich wertvollere Gegenstände.“ Vor knapp zehn Jahren sei etwa das Tabernakel der Kirche aufgebrochen worden, in dem sich der Leib Christi befand. Das sind geweihte Hostien, die für katholische Christen das Allerheiligste darstellen.

Pfarrer Norbert Nacke gehe mit dem Vorfall &bdquo;westfälisch-sachlich“ um. &bdquo;Vermutlich würden andere aus so einem Diebstahl ein großes Drama machen“, sagt er. Seiner Vermutung nach sei der Diebstahl dem Bereich der Beschaffungskriminalität zuzuordnen. Vermutlich sei der Dieb nur auf den Metallwert aus. Er habe nun die Hoffnung, dass der Dieb für seine Beute keine Abnehmer findet und sie womöglich zurückbringen könnte.

Die Polizei bittet Zeugen, die an jenem Tag Beobachtungen gemacht haben, um Kontaktaufnahme mit dem Kriminalkommissariat 13 unter Tel. 0521 5450.

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