Streit um die Zukunft des Safarilandes: Bleibt es in Familienbesitz?

Schloß Holte-Stukenbrock. Wer wird in die Fußstapfen von Fritz Wurms treten und das Safariland Stukenbrock betreiben? Bleibt es in Familienhand oder wird es an einen Schausteller aus Bad Oeynhausen verkauft? Diese grundsätzliche Zukunftsfrage hat einen Keil in die Familie Wurms getrieben. Jetzt trafen sich die Streitparteien vor Gericht. Wurms gegen Wurms.

Genauer: Sohn Marcel klagt gegen Mutter Jeanette. Er will gerichtlich sein Vorkaufsrecht auf die Gesellschafteranteile der Mutter durchsetzen. Mit dem Ziel, den Zoo- und Freizeitpark als Geschäftsführer weiterzuführen. Einige Zuschauer aus Schloß Holte-Stukenbrock – auch Parkmitarbeiter – verfolgen das Verfahren vor dem Landgericht Bielefeld, weil sie mit einer Entscheidung des seit Monaten schwelenden Streits rechnen. Sie wollen zudem wissen, wie es um ihre eigene Zukunft bestellt ist.

Die Vorsitzende Richterin Sandra Börger-Fischer schlägt auch vor, an diesem Tag eine Entscheidung zu treffen. Die Anwälte der beiden Parteien erbitten sich aber noch Zeit für eine abschließende Stellungnahme, weil die Richterin ein weiteres Verfahrensdetail entdeckt, das bislang offenbar übersehen worden ist. Es könnte dem Fall eine entscheidende Tendenz geben.

Streit spitzte sich in den vergangenen Jahren zu Der Streit spitzte sich in den vergangenen Jahren zu. Parkchef Fritz Wurms starb im Januar 2019 und hinterließ die Anteile am Safariland seiner Witwe Elisabeth Wurms, seiner Tochter Jeanette Wurms und Enkel Marcel Wurms. Auch die Aufgaben wurden geteilt. Elisabeth Wurms, die seit Jahrzehnten im Betrieb tätig war, übernahm die Geschäftsführung, ihre Stieftochter Jeanette die Tierpflege und Enkel Marcel den kaufmännischen Bereich, die Eventplanung und das Marketing.

Doch dann scheint es einen Bruch gegeben zu haben, den die Familie bislang nicht öffentlich gemacht hat. Marcel Wurms trat operativ nicht mehr in Erscheinung, stattdessen präsentierte das Safariland 2020 Markus Köchling als Zoologischen Direktor. Vor Gericht klingt jetzt durch, dass die beiden Frauen, die nicht im Gerichtssaal anwesend sind, Marcel Wurms die Parkführung nicht zutrauen.

2024 hat Geschäftsführerin Elisabeth Wurms Kontakt zu dem Schausteller Thomas Meyer aus Bad Oeynhausen geknüpft. Er ist Spross der Schausteller-Dynastie &bdquo;Meyer & Steiger“ und hat sein Interesse am Safariland bekundet. Der Zoologische Direktor Markus Köchling, der sich ebenfalls Chancen ausgerechnet hatte, ist daraufhin ausgestiegen.

Anwalt spricht von bewussten Verzögerungen Der jetzt verhandelte Fall ist für Zuhörer in Teilen undurchsichtig, weil noch zwei parallel laufende gerichtliche Auseinandersetzungen mit diesem verwoben sind. &bdquo;Es geht darum, eine Gesamtregelung für alles zu finden“, sagt Richterin Börger-Fischer. Im Kern: Hat Marcel Wurms sein Vorkaufsrecht auf die Anteile gesetzeskonform gezogen und war es andererseits rechtens, ihn als Gesellschafter auszuschließen, um den Verkauf an Thomas Meyer vollziehen zu können?

Jeanette Wurms’ Anwalt Christian Prasse spricht von bewussten Verzögerungen. &bdquo;Meine Mandantin will einfach raus aus dem Park. Sie will verkaufen.“ Von wem sie das Geld bekomme, sei egal. Marcel Wurms hätte ja seine Mandantin auszahlen können – es geht um mehrere Hunderttausend Euro. &bdquo;Aber es ist kein Geld da“, sagt Prasse. Marcel Wurms stecke in finanziellen Schwierigkeiten und könne die Kaufsumme gar nicht aufbringen.

Diesem Vorwurf widerspricht Marcel Wurms’ Anwältin Nina Ruwe. Statt eines Kaufs sei ihr Mandant sogar bereit, über einen Verkauf der eigenen Anteile nachzudenken – wenn der Preis stimme. Sie wolle erst einmal belastbare Zahlen sehen, wie es finanziell wirklich um das Safariland stehe.

Im Video: Geparden ziehen im Safariland ein

Entscheidung über das Safariland fällt im November Richterin Sandra Börger-Fischer bringt in ihrer Abwägung des Sachverhaltes ins Spiel, dass es versäumt wurde, das Vorkaufsrecht notariell beglaubigen zu lassen. Ein Formfehler. Andererseits seien die Gründe für Marcel Wurms’ Ausschluss aus den Gesellschaften wohl nicht haltbar.

Weil sie die neuen Aspekte noch nicht mit ihren Mandanten besprechen konnten, stimmten die Anwälte zu, innerhalb von vier Wochen Stellung zu nehmen. Die Entscheidung, wie es mit dem Park weitergeht, fällt Ende November.

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