Alles futsch: Umzugsunternehmen entrümpelt falschen Keller in Bielefeld

Bielefeld. Den Tag Ende September wird Lotte R. (Name von der Redaktion geändert) so schnell nicht vergessen. &bdquo;Ich wollte etwas aus dem Keller holen, drehte den Schlüssel herum und traute meinen Augen kaum. Der Raum war komplett leer“, erzählt die 88-Jährige. Schnell habe sie die Tür wieder zugemacht, weil sie gedacht habe, sie sei im falschen Keller. Dreimal sei sie mit dem Aufzug zurück in ihre Wohnung im vierten Stock gefahren und wieder herunter. &bdquo;Und immer war der Keller leer.“

Aktenordner mit Rechnungen und Verträgen sind weg. &bdquo;Da war unser ganzes Leben drin“. Ebenso würden die Schränke und Regale, Kleidung, Babysachen, Gartenstühle, Koffer, Oberbetten, Staubsauger und ein Heimtrainer fehlen. Sogar die Hose, die ihr im Frühjahr verstorbener Ehemann Günter zur Hochzeit vor 64 Jahren getragen habe, sei noch in einem der Schränke gewesen. Besonders schwer wiegt der Verlust von rund 200 Briefen, die sich das Paar Ende der 1950er-Jahre vier Jahre lang geschrieben hat.

&bdquo;Ich bin in Holland geboren, mein Mann wohnte in Dinslaken. Wir haben uns mit 17 kennengelernt und sind dann drei Jahre später zusammengekommen“, sagt die dreifache Mutter und vierfache Großmutter. Nachdem sie registriert habe, dass ihre gesamte Habe tatsächlich nicht mehr da sei, habe sie die Polizei angerufen, die alles in Augenschein genommen hätte. &bdquo;Es sah nach einem Einbruch aus.“ Deshalb habe sie Strafanzeige gestellt.

Entrümpler räumen falschen Keller in Bielefeld leer Schüler hätten später erzählt, dass in Theesen Diebe unterwegs seien. Einige Nachbarn hätten einen Transporter beobachtet und zwei Männer, die Gegenstände aus einem Kellerfenster hoben. Erst Tage später habe sich herausgestellt, dass es sich mitnichten um einen dreisten Diebstahl handelte.

&bdquo;Eine Maklerin hat ein Trödelunternehmen damit beauftragt, einen Keller in unserer Wohnanlage auszuräumen. Der gehört aber zum Nebenhaus mit der Nummer 25. Ich wohne in der 27“, berichtet Lotte R. Leider würde ihr Kellerschlüssel auch zu dem Keller passen, der hätte ausgeräumt werden sollen. Das sei kurios, denn alle acht Wohnungen in ihrem Haus hätten unterschiedliche Kellerschlüssel. Außerdem gebe es zwischen beiden Gebäuden eine Verbindungstür, sodass jemand mit dem Haustürschlüssel von Nummer 25 auch in das Nachbarhaus gelangen könne, wenn diese Tür von der anderen Seite geöffnet werde.

Immobilienbüro will sich nicht äußern

R. vermutet, dass das Bielefelder Immobilienbüro bei der Erteilung des Auftrags nicht genau beschrieben habe, wo der Keller liege. Auf Nachfrage heißt es dort, dass man sich nicht zu dem Fall äußern werde. Auch der Gebrauchtwarenhändler (Name ist der Redaktion bekannt) will oder kann nicht erklären, wie das Missgeschick passieren konnte.

Inzwischen hat er einige Gegenstände wie Werkzeug, Weihnachtsschmuck, Fotoalben und eine über 100 Jahre alte Hobelbank – das einzige Erinnerungsstück des Ehemanns an seinen Vater – wieder zurückgebracht. Das meiste bleibt jedoch verschwunden.

Einer der Söhne der Rentnerin, der mit dem Immobilienbüro in Kontakt stehe, habe berichtet, dass dort über eine Entschädigungszahlung nachgedacht werde. Eine Summe sei hingegen noch nicht genannt worden. Schwer zu ertragen ist für sie vor allem der Gedanke, dass die Briefe wahrscheinlich schon auf einem Wertstoffhof geschreddert worden sind.

88-jährige Bielefelderin ist gegen Schaden nicht versichert Versicherungen, die den Schaden abdecken, hat Lotte R. nicht: &bdquo;Vielleicht war etwas in den Ordnern im Keller oder meine Tochter hat noch Unterlagen. Das weiß ich aber nicht, weil sie nicht in Bielefeld lebt.“ Die Niederländerin hat eine Ausbildung zur Kindergärtnerin gemacht. Ihre Rente ist nicht groß. Einen Rechtsanwalt habe sie bislang nicht eingeschaltet. Wenn auch der materielle Wert der Möbel und anderen Gegenstände im Keller nicht sehr hoch sei, brauche sie auf jeden Fall Ersatz für die Schränke und Regale.

Ein Polizei-Sprecher teilt auf Anfrage mit, dass in dem Fall &bdquo;keine strafrechtlich relevante Handlung“ vorliege, weil hinter der Ausräumung des Kellers keine &bdquo;absichtliche Aneignung“ stecke. Damit bleibe nur der zivilrechtliche Weg. Dafür sei es sinnvoll, wenn es einen Nachweis über die verschwundenen Gegenstände gebe.

Inzwischen hat die 88-Jährige mehrere Gespräche in der Nachbarschaft geführt. Als die Entrümpler an einem Donnerstag vor drei Wochen gekommen seien, sei sie selber erst am späten Nachmittag zu Hause gewesen. Eine Nachbarin habe jedoch beobachtet, dass ein weißer &bdquo;Bulli“ ohne Aufschrift vor der Wohnanlage gehalten habe. Im Nachhinein habe sich die Nachbarin geärgert, dass sie die Männer nicht angesprochen habe. Dann hätte das Schlimmste womöglich noch verhindert werden können.

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