Ehepaar hat Angst: Rechtsextreme feinden sie in Enger vor der Haustür an

Enger. &bdquo;Man lebt jeden Tag mit der Angst“, sagt Heike Lenze. Sie und ihr Mann Wolfgang berichten, dass sie immer wieder von Rechtsextremen angefeindet werden, seit sie ein Schild mit dem Slogan &bdquo;Björn Höcke ist ein Nazi“ in ihrem Garten aufgestellt haben. Beim &bdquo;Runden Tisch gegen Rassismus“ des Engeraner Manifests machen sie diese Angriffe nun öffentlich. Es sind nicht die einzigen besorgniserregenden Vorfälle in diesem Jahr.

Die Gruppe hatte zu dem Treffen aufgrund der Waffenfunde bei Mitgliedern der rechtsextremen Gruppe &bdquo;Active Club Ostwestfalen“ in Enger und Spenge eingeladen. Über 30 Besucher waren diesem Aufruf gefolgt, darunter auch Engers Bürgermeister Stefan Böske, Vertreter der Ratsparteien, der Linken, der Kirche und auch Engers ehemaliger Bürgermeister Thomas Meyer waren gekommen. Für den größten Diskussionsstoff an dem Abend sorgte aber der Bericht des Ehepaars Lenze.

Sie sei gewarnt worden, berichtet Heike Lenze, dass ihr Haus in rechtsextremistischen Gruppen mit Adresse aufgetaucht sei. Der Redaktion liegt ein entsprechender Beitrag vor. &bdquo;Dann hatten wir die ersten Besuche von Nazis am Tor“, berichtet Heike Lenze. Es sollen Aussagen und Drohungen wie &bdquo;Ihr hättet vergast werden sollen“ gefallen sein.

Hund am Zaun gewürgt Wie viele Anfeindungen es schon gegeben hätte, könne sie gar nicht mehr zählen, sagt Heike Lenze gegenüber der Redaktion. In mindestens sechs Fällen sei es besonders schlimm gewesen, doch es gebe auch unzählige kleinere Anfeindungen von Passanten. Losgegangen seien die Anfeindungen im Frühjahr.

Auch einer ihrer beiden Hunde sei schon am Zaun gewürgt worden, sagt Heike Lenze, die sich nach Angriffen unter anderem dem neuen Stadtverband der Linken in Enger und Spenge angeschlossen hat. Zudem soll auch gedroht worden sein, den Hunden etwas antun. Der Staatsschutz in Bielefeld bestätigt gegenüber der Redaktion, dass es Ermittlungen zu Angriffen auf die Lenzes gibt.

&bdquo;Ich habe seitdem Schlafstörungen“, sagt Heike Lenze. Ihre Hunde können sie nicht mehr guten Gewissens im Garten laufen lassen. &bdquo;Was ist das für eine Welt, in der wir leben?“, fragt sie. Für die Lenzes ist klar: &bdquo;Die AfD muss verboten werden.“

Auch interessant: Rechte Strukturen auf dem Land und in der Stadt sind auch in Lippe keine Seltenheit. Auf unserer Schwerpunkt-Seite haben wir Artikel zur rechten Szene zusammengestellt .

Active Club Ostwestfalen fiel in Jugendzentrum auf Die Angriffe auf das Paar sind nicht der einzige Vorfall, der den Anwesenden Sorge macht. &bdquo;Es gibt oder gab hier eine militante, radikale und gewaltbereite Gruppe, die sich als militanter Arm der AfD verstanden hat“, sagt Jan Brockelt vom Jugendzentrum Kleinbahnhof und vom Engeraner Manifest. Gemeint ist der Active Club Ostwestfalen.

Wie berichtet handelt es sich bei Active Clubs um rechtsextreme Gruppen - mit einem Fokus auf Kampfsport, die sich auf einen &bdquo;Rassenkrieg“ beziehungsweise auf einen &bdquo;Tag X“ vorbereiten. Vor knapp einem Jahr war der sogenannte Active Club Ostwestfalen zum ersten Mal öffentlich in Erscheinung getreten. Auf Fotos posierten Mitglieder der Gruppe mit Waffen. Anfang Oktober gab es in diesem Zusammenhang mehrere Razzien – auch in Enger und Spenge. Der Staatsschutz bestätigte damals, dass auch in den beiden Städten Waffen gefunden wurden – teilte damals aber nicht mit welche.

Die rechtsextremen Jugendlichen und jungen Männer aus dem Active Club seien auch im und am Jugendzentrum Kleinbahnhof aufgefallen, berichtet nun Jan Brockelt.

Auch die rechtsextremen Schmierereien am Widukind-Gymnasium Anfang Januar wurden an dem Abend thematisiert. &bdquo;Sowas habe ich in diesem Ausmaß noch nicht erlebt“, sagt die Schulsozialarbeiterin Dominique Schäfer. Die Schülerschaft sei sehr betroffen gewesen - vor allem Schüler, die aufgrund ihrer Sexualität oder ihrer Herkunft besonders besorgt waren.

Was tun gegen den Rechtsextremismus vor Ort?

Was tun gegen die Aktivitäten von Rechtsextremen in Enger? Diese Frage wurde am &bdquo;Runden Tisch gegen Rassismus“, den das Engeraner Manifest einberufen hatte, durchaus kontrovers diskutiert. Gesine Brandtmann und Rolf Kinnebrock von den Grünen versprachen, das Thema mit in den Stadtrat zu nehmen. &bdquo;Niemand will, dass hier eine rechte Blase entsteht,“ so Kinnebrock. Katharina Wolff vom Engeraner Manifest schlug vor, sich sichtbar zu positionieren, was auch den Zuspruch von Sarah Karczewski (SPD) fand. Es wurde auch diskutiert, einen regelmäßigen runden Tisch einzurichten.

Auf wenig Zustimmung stieß der Vorschlag eines Besuchers, der angab, Mitglied der Linken zu sein. Er warf in den Raum, sogenannte &bdquo;Kreuze ohne Haken“, eine Protestform gegen Hakenkreuze, auch ohne Genehmigung an öffentlichen Stellen anzubringen. Was ohne Genehmigung angebracht werde, müsse von der Stadt entfernt werden, entgegnete Bürgermeister Stefan Böske. &bdquo;Auch wenn die Motive nachvollziehbar sind.“ Der richtige Weg sei, über den Stadtrat zu gehen.

Dass sich Böske für die Stadt gegen Rechtsextremismus, aber auch gegen Linksextremismus aussprach, stieß bei einigen anderen Besuchern auf wenig Begeisterung. Heike Lenze von den Linken verwies dagegen darauf, dass der stellvertretende Bürgermeisterkandidat der CDU in Herford wahrscheinlich mit Stimmen der AfD gewählt wurde.

Norbert Busch, Fraktionsvorsitzender der FDP, mahnte an, &bdquo;wir müssen sauber arbeiten“, um eine große Breite der Bevölkerung zu erreichen. Da müsse aufgepasst werden, dass die Begriffe &bdquo;rechts“ und &bdquo;rechtsextrem“ nicht durcheinander geworfen werden. Mehrere Besucher hatten an dem Abend von einem Kampf gegen Rechts gesprochen. &bdquo;Wenn man sagt, es geht ’gegen Rechts’, vergrault das schon einen Teil“, so Busch.

Zum Abschluss fand Bernd Rammler, Mitbegründer des Engeraner Manifests, dann doch versöhnliche Worte. &bdquo;Ich habe hier so ein Gegeneinander mitbekommen, und das kann es nicht sein“, sagt Rammler. Es müssten alle an einem Tisch sitzen und gegen jegliche Form von Extremismus sein. Das fand auch den Zuspruch von Bürgermeister Stefan Böske. &bdquo;Wenn es hier auch ein Zerwürfnis gibt, da hat keiner was von“, so Böske.

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