Vom Geflüchteten zum Influencer: Dieser Mann ist jetzt gefragter Luxus-Autohändler

Schloß Holte-Stukenbrock. Heute lebt Hamid Mossadegh ein Leben, das er nie für möglich gehalten hätte. Er verkauft Luxuslimousinen an Menschen, die kaum noch wissen, was sie mit ihrem vielen Geld anstellen sollen, und er moderiert ein TV-Automagazin.

Er sammelt Oldtimer und fliegt für seine Kunden um die Welt. Heute Amerika, morgen Australien. Er sagt über sich selbst, er lebe in einer Welt, in der Menschen die Realität aus den Augen verloren hätten. Vor massenhaftem Geld und Luxus.

Wie er dorthin gelangt ist, erzählte er kürzlich den Gästen des Unternehmertags in SHS. Hierhin kommt er gern zurück, denn in einer Flüchtlingsunterkunft in SHS hat sein Leben eine entscheidende Wendung erfahren.

Flüchtlingsfamilie verbrennt ihre Pässe im Bus Hamid Mossadeghs Familie stammt aus dem Iran und ist Mitte der 80er-Jahre während des Ersten Golfkriegs aus Teheran geflüchtet. Zuerst nach Istanbul. Dann sollte es eigentlich nach Amerika oder Australien gehen. Ohne genügend Geld war das nicht möglich. Der Schleuser brachte daher Deutschland ins Spiel, sagt Hamid Mossadegh. Er selbst war damals sieben Jahre alt.

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So landeten die Eltern mit ihren beiden Söhnen zuerst in der DDR, die die Familie direkt nach West-Berlin weiterschickte. Im Bus mit vielen anderen Geflüchteten. Einige von Hamid Mossadeghs Schilderungen klingen immer noch sehr aktuell. &bdquo;Alle im Bus haben erst einmal ihre Pässe verbrannt.“

In Übergangsheimen teilte sich die Familie die Wohnung mit anderen Geflüchteten. &bdquo;Das war ein Schock.“ Über Umwege ging es dann nach Schloß Holte-Stukenbrock – ein Segen, wie sich herausstellte. Hamid Mossadeghs Vater fand Arbeit in der Bäckerei Wölke, Hamid ging hier zur Schule und schloss sich den Fußballern des VfB Schloß Holte an. Im Jahr 2000 zog er dann nach Hamburg.

Bekannte Weggefährten aus dem Kreis Gütersloh &bdquo;Ich habe in meinem Leben alle Facetten erlebt, Krieg, Flucht, Asyl. Vom Sozialamt bis zum Reichtum“, sagt er. Schloß Holte-Stukenbrock steht für positive Erinnerungen. &bdquo;Wir wurden hier extrem gut aufgenommen.“ Auch heute genieße er jede Sekunde in Schloß Holte.

Zu seiner Freude waren ehemalige Weggefährten im Publikum. Marc Kespohl vom VfB zum Beispiel oder Jürgen Böcker, der damals das Sozialamt der Stadt leitete und die Familie sehr unterstützt habe. Und auch Bürgermeister Olaf Junker kennt die Familie noch aus seiner Anfangszeit im Sozialamt.

Doch nur mithilfe anderer funktioniere Integration nicht, stellt Hamid Mossadegh klar. &bdquo;Zuerst musst du die Sprache lernen.“ Man müsse auch bereit sein, sich auf die neue Situation einzulassen. &bdquo;Man lebt nicht mehr im Iran, sondern in Deutschland.“ Und schließlich: Bereitschaft zeigen, an der Gesellschaft teilzuhaben.

Aus Angst seit 20 Jahren nicht mehr in der Heimat gewesen Den Unternehmern im Saal riet er, nicht zuerst auf die Zeugnisse zu gucken, sondern auf die Leidenschaft für den Job. Seine Forderung: &bdquo;Man muss jedem Menschen eine Chance geben, egal welcher Herkunft.“

Besonders wichtig ist ihm bei all dem Stress die Zeit mit der Familie. Am Wochenende einfach mal das Smartphone zur Seite legen und sich um das Wesentliche kümmern, das funktioniere bei ihm ganz gut.

Sein Heimatland Iran konnte er seinen Kindern bislang nicht zeigen, das hat er aus Angst vor Repressalien seit 20 Jahren nicht mehr bereist. Man könnte ihm vielleicht Spionage oder Ähnliches anhängen. Dennoch: &bdquo;Ich werde immer Perser bleiben.“ Mit seinen Eltern spricht er einen Mix aus Deutsch und Persisch – bei aller Liebe zu SHS.

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