Warum Menschen Deutschland verlassen – und oft doch wieder zurückkehren

Bielefeld. Fast 270.000 Deutsche sind im Jahr 2024 aus Deutschland ausgewandert. Das geht aus aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamts hervor. Die Gründe für diese Auswanderungen sind vielfältig – und für die wenigsten liegt es am Frust über Deutschland, sagen Experten.

Den einen Grund gebe es nicht, erklärt Thomas Faist, Soziologe und Migrationsforscher an der Universität Bielefeld. Aus Studien wisse man aber, dass nur wenige Deutschland verlassen, weil sie hier unzufrieden seien. &bdquo;Je nach Studie sind das zwischen zehn und 20 Prozent der Auswanderer.“ Womit genau diejenigen unzufrieden seien – ob mit der politischen Situation oder der Bürokratie etwa –, dazu gebe es keine Daten.

Diese Beobachtung teilt Nina Treue. Sie ist Pressesprecherin des Raphaelswerks, einer zur Caritas gehörenden Beratungsstelle für Auswanderer. Viele Ratsuchenden wüssten genau, warum sie in welches Land wollen. &bdquo;Viele wollen also nicht unbedingt weg von hier, sondern vielmehr woandershin.“ Unzufriedenheit mit Deutschland als Motivation käme dabei zwar auch vor, sei aber nicht so häufig der ausschlaggebende Faktor.

Wieso Deutsche auswandern Den &bdquo;typischen“ Auswanderer gebe es nicht. Die Antriebe unterscheiden sich aber je nach Lebensphase in drei Hauptgruppen.

Die erste Gruppe seien Studierende und Berufseinsteiger. Sie nutzen den Schritt ins Ausland als Karrierechance, so Faist. Ein Auslandssemester, ein Praktikum oder der erste Job im Ausland sollen den Grundstein für ihre Karriere legen. Auch die Abenteuerlust spiele da oft eine große Rolle.

Die zweite Gruppe seien Erwerbstätige, die schon länger im Beruf sind. Für sie eröffne das Ausland neue Perspektiven. &bdquo;Viele deutsche Firmen entsenden inzwischen Mitarbeiter ins Ausland“, sagt Faist. Von den dort gemachten Erfahrungen und neuen Kenntnissen würden sowohl die entsandten Mitarbeiter als auch die Unternehmen profitieren.

Veränderungen am Arbeitsmarkt erleichtern Auswanderung Mobiles Arbeiten habe den Arbeitsmarkt zusätzlich verändert, sagt Treue. Ortsunabhängige Jobs und digitales Nomadentum machen die Erwerbstätigkeit vieler zunehmend internationaler. &bdquo;Besonders seit Beginn der Corona-Pandemie haben sich da viele neue Möglichkeiten eröffnet.“

.responsive23-ZJvSquKtQKFCixLC-line-ausgewanderte-deutsche { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-ZJvSquKtQKFCixLC-line-ausgewanderte-deutsche { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-ZJvSquKtQKFCixLC-line-ausgewanderte-deutsche { padding-top: 142.86%; } } Rentnerinnen und Rentner bilden die dritte Gruppe, die es vermehrt ins Ausland zieht. Für sie stehen ganz andere Faktoren im Vordergrund als für Berufstätige. &bdquo;Da geht es oft um besseres Wetter und geringere Lebenshaltungskosten“, sagt Faist. Das spiegle sich auch in den Beratungen des Raphaelswerks.

Viele deutsche Auswanderer kehren zurück Es gebe jedoch einen Grund, der in allen Altersklassen unabhängig der Lebensphase vorkäme: Familie und Partnerschaft. &bdquo;Wir beraten auch Leute, die binationale Beziehungen führen und als Paar zusammenleben wollen“, sagt Treue. Auch Familiennachzug sei ein häufiges Motiv, sagt Faist.

Faist merkt aber auch an: Die meisten Leute wandern gar nicht richtig aus, sondern sind nur vorübergehend im Ausland. &bdquo;Je nach Messung geht man davon aus, dass fast drei Viertel aller Auswanderer innerhalb der ersten fünf Jahre wieder zurück nach Deutschland kommen.“ Das Statistische Bundesamt betrachte nur die Gesamtzahl aller Abwanderungen und unterscheide nicht nach tatsächlicher Aufenthaltsdauer im Ausland.

Kein klarer Aufwärtstrend bei deutschen Auswanderern Ein neuer Trend ist das Auswandern nicht. Laut den Daten des Statistischen Bundesamts schwanken die Auswanderungen deutscher Staatsangehöriger seit Jahren. Zwischen 2016 und 2024 lagen sie zwischen 281.411 (2016) und 270.294 (2019). 2024 liegt mit 269.986 deutschen Auswanderern knapp über 2023 (265.053) – aber unter dem jüngsten Höchststand.

Das sei in der Geschichte Deutschlands nie anders gewesen, sagt Faist. &bdquo;Die Deutschen sind schon immer ausgewandert – mal mehr, mal weniger.“ Die zunehmende Globalisierung mache den Schritt ins Ausland für viele nur leichter.

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