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Krise bei Automobilzulieferer

Stellenabbau bei Bielefelder Gestamp: Verhandlung erfolglos, 150 Arbeitsplätze bedroht

Bielefeld. Der Automobilzulieferer Gestamp will erneut Stellen abbauen. Insgesamt sollen 150 Mitarbeitende gehen. Einige haben dies nach der Ankündigung bereits freiwillig getan, um den Erhalt der restlichen 125 Stellen in Bielefelds zweitgrößtem Industriebetrieb wird hart gerungen. Doch auch der zweite Termin vor der Einigungsstelle am 9. Dezember hat kein Ergebnis gebracht. Der Betriebsrat beklagt, dass der Arbeitgeber lediglich mit einem für ihn unannehmbaren Ultimatum aufgewartet und die geforderte Plausibilitätsprüfung nicht abgeliefert hat.

„Wir haben in der Summe noch dicke Bretter zu bohren“, bestätigt Oguz Önal, 1. Bevollmächtigter der IG Metall, auf Nachfrage. „Es geht um den Personalabbau an sich, die soziale Abfederung der Maßnahmen, die Zukunftssicherung des Unternehmens.“ Auch ihn habe die Art und Weise der Kommunikation und das Vorgehen von Gestamp in der jetzigen Verhandlungsrunde überrascht.

Nach den Worten von Murat Dogan, Vorsitzender des Betriebsrates, habe der Arbeitgeber zum Termin vor der Einigungsstelle gleich Vertreter der Agentur für Arbeit und der Personaltransfair West mitgebracht, die bereits eine Transfergesellschaft für Gestamp gestaltet hat. Der Betriebsrat habe sofort eine Vereinbarung unterschreiben sollen, die nur 18 Versetzungen innerhalb des Betriebes vorgesehen habe, für weniger als 30 einen Übergang in die Transfergesellschaft interessant gemacht hätte. Für den Rest wären betriebsbedingte Kündigungen geblieben.

Betriebsrat: „Friss- oder Stirb-Mentalität geht gar nicht“

Mit seiner Unterschrift hätte der Betriebsrat für dieses Vorgehen die Prozesssicherheit bei Kündigungsschutzklagen liefern sollen, so Dogan. Das Angebot der Geschäftsführung habe nur für den 9. Dezember gegolten. „Diese Friss- oder Stirb-Mentalität geht gar nicht“, sagt der Betriebsratschef. Vor allem müsse Gestamp die von Holger Schrade (Vorsitzender der Einigungsstelle und Präsident des Landesarbeitsgerichtes Hamm) geforderte Plausibilitätsprüfung für den Arbeitsplatzabbau liefern.

Die Geschäftsführung soll darlegen, wo genau wie viele Stellen abgebaut werden, wie viele Mitarbeiter in die Transfergesellschaft gehen sollen, was das kostet, beziehungsweise spart und wie die Funktionalität des Standortes sichergestellt werden soll. „Es muss ein neues Organigramm erstellt werden“, hatte Murat Dogan bereits nach dem ersten Einigungstermin erklärt. „Wir brauchen Zahlen, Daten, Fakten, mit denen wir arbeiten können.“ Nichts davon habe der Arbeitgeber am Dienstag mitgebracht.

Zwei weitere Schlichtungstermine im Januar anberaumt

Dass Gestamp die Verhandlungen um Interessenausgleich und Sozialplan an diesem Tag noch nicht für gescheitert erklärt hat, gibt Oguz Önal noch Hoffnung, dass man im Januar vielleicht doch noch zu einer einvernehmlichen Lösung kommt. Der nächste Termin ist am 7. Januar, bei Bedarf ist ein weiterer Ende Januar geplant. Sollte die Schlichtung erfolglos bleiben und Gestamp bei seinem Personalabbau bleiben, müsse das Unternehmen mit einer Flut von Kündigungsschutzklagen rechnen, betonen IG Metall und Betriebsrat gleichermaßen.

Die Geschäftsführung will sich zu all dem frühestens nach Beendigung des Schlichtungsverfahrens äußern. Dies hatte Jesus Taboada auf Anfrage der Redaktion im Oktober erklärt, als der Betriebsrat die Kündigungspläne öffentlich gemacht hatte.

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