Trotz mehrerer Eingriffe der Politik verschlechtert sich die wirtschaftliche Situation der Krankenhäuser nach einer Umfrage der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) immer weiter. Wie aus dem „Krankenhaus-Barometer 2025“ hervorgeht, das dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) vorab vorlag, haben im vergangenen Jahr zwei Drittel (66 Prozent) der Häuser Verluste geschrieben. Der Anteil der Kliniken mit einem Jahresfehlbetrag ist damit gegenüber 2023 nochmals um fünf Prozentpunkte gestiegen. 34 Prozent der Kliniken erwirtschafteten der Umfrage zufolge einen Überschuss oder ein ausgeglichenes Ergebnis.
Für 2025 gehen die Kliniken von einer nochmaligen Verschlechterung aus: Im abgelaufenen Jahr erwarten 70 Prozent der Kliniken einen Verlust und lediglich 30 Prozent ein Plus oder ein ausgeglichenes Ergebnis. Befragt nach den Aussichten für 2026 äußerten nur 13 Prozent der Häuser die Erwartung, dass sich ihre wirtschaftliche Situation verbessern wird. 44 Prozent rechnen mit einer „eher schlechteren“ Lage, 43 Prozent sehen keine Veränderungen.
DKG-Chef Gerald Gaß sprach von alarmierenden Zahlen. „Die wirtschaftliche Situation unserer Kliniken hat einen historischen Tiefpunkt seit Einführung des Fallpauschalensystems vor mehr als 20 Jahren erreicht“, sagte er dem RND. Wenn zwei Drittel der Krankenhäuser rote Zahlen schrieben, bedrohe dies die Existenz der Häuser und schränke deren Möglichkeiten für notwendige Investitionen in Modernisierung und Digitalisierung ein.
Verband warnt vor „Wartelistenmedizin“
„Wir steuern sehenden Auges auf eine Situation zu, die dramatische Auswirkungen auf die Krankenhauslandschaft in Deutschland haben wird“, sagte er voraus. Die Folgen würden auch für die Patientinnen und Patienten spürbar sein. „Eine Wartelistenmedizin wird dann auch in Deutschland zur Realität“, warnte der Verbandschef.
Mit Blick auf das von Bundestag und Bundesrat vor Weihnachten beschlossene Sparpaket forderte Gaß Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU) auf, bei den Krankenhäusern keine Kürzungen mehr vorzunehmen. „Wer weiterhin mit pauschalen Sparmaßnahmen die Krankenhäuser in die wirtschaftliche Not treibt, wird unkontrollierte Krankenhausinsolvenzen nicht verhindern, sondern massiv beschleunigen – mit dramatischen Folgen auch für die Krankenhausreform“, sagte Gaß. Denn die Standorte, an denen die Reform greifen solle, gebe es dann längst nicht mehr, da sie bereits insolvent seien.
Krankenhausreform vergrößert Unruhe
Die Krankenhausreform sorgt der Umfrage zufolge zusätzlich für große Unruhe in den Krankenhäusern. 91 Prozent der befragten Kliniken beklagen fehlende Planungssicherheit, etwa zur künftigen Leistungsstruktur, zur Entwicklung der Fallzahlen und zur Liquidität. Allerdings gaben 88 Prozent der befragten Kliniken an, bereits damit begonnen zu haben, die Planungen für die Organisation oder bauliche Maßnahmen an die Anforderungen der Reform anzupassen.
Die Ergebnisse des aktuellen „Krankenhaus-Barometers“ beruhen den Angaben zufolge auf der schriftlichen Befragung einer repräsentativen Stichprobe von Allgemeinkrankenhäusern ab 100 Betten, die von Mitte Mai bis Mitte Juli 2025 durchgeführt worden ist. Beteiligt haben sich insgesamt 376 der rund 1700 Krankenhäuser.