Hövelhof. Es ist ein Riesenthema, und zwar über die Grenzen Ostwestfalen-Lippes hinaus: ein Nationalpark, den die Grünen im Landtag als "Qualitätssiegel" für eine Region deklarieren. Bundesumweltminister Norbert Röttgen ist für solche Etiketten nicht zu haben, wie er während eines Besuchs in der Sennegemeinde Hövelhof festhielt.
Kurz vor dem offiziellen Wahlkampfauftakt der nordrhein-westfälischen CDU umschmeichelte ihr Spitzenkandidat bereits den Souverän in der Region. Er habe ein anderes Verständnis von Mitsprache als etwa Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, sagte Röttgen, und als die Grünen sowieso. Jene Partei "will ihre politischen Absichten gegen den Willen der Bevölkerung durchsetzen". Röttgen setze vielmehr auf die Wünsche der Ostwestfalen und Lipper, versicherte er: "Ich will den Prozess vor Ort ausfechten lassen."
Elmar Brok hatte zuvor ins selbe Horn geblasen. "Wir setzen uns dafür ein, dass die Situation so bleibt, wie sie ist", sagte der Chef der CDU in OWL. Der Regierungsbezirk Detmold stelle mehr als 25 Prozent aller Windenergieanlagen in Nordrhein-Westfalen. Deshalb müsse seine Partei "keinen Beweis dafür erstellen, dass wir für Naturschutzthemen sind".
Broks Einwurf
Das mit dem Naturschutz sei eh so eine Sache, so Röttgen, der prominente Anwärter auf den Regierungschefposten in Düsseldorf. Senne und Teutoburger Wald seien bereits FFH-Gebiete, also besondere europäische Naturschutzzonen, die für Röttgen mindestens zu den "wertvollsten in Deutschland zählen".Ein Nationalpark hätte nach Ansicht des Bundesumweltministers "einen anderen Charakter", nämlich den eines Waldes, der sich selbst überlassen wird. "Urwald nennen wir das hier", warf Brok ein. Röttgen wollte das lieber nicht bewerten.
"Jedenfalls wäre ein Nationalpark keine Steigerung der FFH-Gebiete", sagte der Rheinländer und erzählte der Presse von seinen Erlebnissen mit dem Nationalpark Eifel. Dessen Genese habe bewiesen, "dass zunächst die Bevölkerung gewonnen werden muss, um ein solches Projekt umzusetzen"; notfalls über eine Umfrage bei den Menschen in den betroffenen Städten und Kreisen. "Deren Votum würde sich eine von mir geführte Landesregierung unterwerfen."
Ob das Wort Nationalpark im Koalitionsvertrag stehen würde, schloss Röttgen "je nach Partner" nicht aus. Gewiss ist damit nur eines: dass die Strahlkraft des Themas bleiben wird, und zwar über den 13. Mai hinaus.