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Wilde Zeiten für Autofahrer

Besonders in der Dämmerung muss mit Tieren auf der Fahrbahn gerechnet werden

Von vielen Autofahrern würden Wildunfälle in ihrem Ausmaß unterschätzt. Ein 20 Kilogramm schweres Reh besitze bei einer Kollision mit Tempo 100 ein Aufschlaggewicht von einer halben Tonne. Bei einem Rothirsch, der um die 200 Kilogramm wiegt, erhöht sich das Aufschlaggewicht auf fünf Tonnen. Um das Unfallrisiko zu minimieren, nennen Ralf Steinmeyer und der ADAC einige Tipps, die Autofahrer beherzigen sollten.

- Grundsätzlich: Fuß vom Gas im Wald und an unübersichtlichen Wald- und Feldrändern. Erhöhte Vorsicht auf neuen Straßen durch den Wald, denn Wild ändert vertraute Wege kaum.

- Steht das Wild auf der Straße, sollten Autofahrer kontrolliert abbremsen und hupen. Sofern die Zeit bleibt: abblenden. Grelles Scheinwerferlicht versetzt die Tiere in eine Schreckstarre.

- Mit Nachzüglern rechnen. Ein Reh kommt selten allein.

- Ist die Kollision unvermeidbar, gilt: besser ein kontrollierter Aufprall als ein unkontrolliertes Ausweichen. Im Ernstfall Lenkrad festhalten, geradeaus fahren und bremsen. Riskante Ausweichmanöver gefährden den Gegenverkehr oder können am Baum enden. Die Versicherung haftet nur bei berechtigten Fahrmanövern - eine Vollbremsung für Kleinwild wie Hase, Fuchs und Co. gehöre nicht dazu.

- Nach einem Wildunfall sollte die Unfallstelle abgesichert und die Polizei oder der Jäger benachrichtigt werden.

Autofahrer sollten auch den Tierschutz beachten: "Es gibt Fälle, in denen das angefahrene Reh flüchtet", so Meyer. Ist der Jäger informiert, kann er das verletzte Tier mit Hunden aufspüren. Manchmal bedeutet dies auch die Suche nach einem mutterlosen Kitz. Auf gar keinen Fall sollten Autofahrer ein angefahrenes Reh einladen. "Damit setzten sie sich dem Vorwurf des Wilddiebstahls aus."

In Anbetracht der vielen Wildunfälle auf deutschen Straßen wird zunehmend zu Maßnahmen gegriffen, die Autofahrer wie Tiere schützen sollen. In Niedersachsen beispielsweise läuft seit geraumer Zeit ein Großversuch. Wildunfallstellen werden mit roten Barken und einem Hinweisschild markiert. Die Vielzahl der Barken soll den Autofahrern die Häufigkeit der Unfälle an bestimmten Straßenabschnitten vor Augen führen. Im Kreis Minden-Lübbecke kommen seit 2009 vermehrt Wildwarnreflektoren zum Einsatz (siehe Kasten). Meyer: "Immer mehr Revierinhaber rüsten Straßenabschnitte mit den Hegereflektoren aus. Auf eigene Kosten wohlgemerkt." Auf eine Beteiligung beispielsweise durch Versicherungsagenturen oder die Straßenbaulastträger warten die Jäger bislang vergebens. Dabei seien die ersten Erfahrungen mit denWildwechselwarnern durchweg positiv. An Straßen mit Reflektoren konnte die Zahl der Wildunfälle deutlich gesenkt werden.

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