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Petra Kolip forscht zum Körpergefühl Jugendlicher

"Verzerrtes Bild vom eigenen Körper"

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Petra Kolip forscht zum Körpergefühl Jugendlicher - © Bielefeld
Petra Kolip forscht zum Körpergefühl Jugendlicher (© Bielefeld)
Bielefeld. Heidi Klums Top-Model-Imperium, Magermodelle auf den Laufstegen der Welt und die eigene Peer Group prägen zunehmend die Idealvorstellung, die sich junge Mädchen von ihren Körpermaßen machen. Um diesem Bild zu entsprechen, hungern sich nicht wenige Teenager durch Diäten. Manche gelangen auf einen krankmachenden Weg. Die Bielefelder Gesundheitswissenschaftlerin Petra Kolip hat mit ihrer Arbeitsgruppe zum Körpergefühl junger Mädchen in Deutschland im Rahmen einer WHO-Studie geforscht. Heike Krüger sprach mit ihr über die Arbeit und ihre Ergebnisse.
   
Frau Kolip, die Form des eigenen Körpers, sein Gewicht ist unter Jugendlichen von jeher ein großes Thema. Hat sich der Blick der Mädchen auf ihre eigenen Idealmaße verschärft?

PETRA KOLIP: Die Studie, über die wir berichtet haben, wird seit vielen Jahren in vieljährigem Abstand durchgeführt. Wir haben in den letzten Jahren gesehen, dass die deutschen Jugendlichen hier eher unzufrieden sind mit ihrem Körper. Aber als wir jetzt festgestellt haben, dass die deutschen Jugendlichen - und zwar Mädchen wie Jungen - europaweit an der Spitze stehen im Hinblick auf ihre Unzufriedenheit mit ihrem Körper, hat uns das schon überrascht.

Warum ist das denn so?

Viele Jugendliche in Deutschland haben ein unrealistisches Bild von ihrem Körper. Das hat eine Bielefelder WHO-Studie ergeben. Hier zu sehen ist ein Zerrspiegel aus der aktuellen Ausstellung im Wolfsburger Phaeno. - © FOTO: MAREK KRUSZEWSKI
Viele Jugendliche in Deutschland haben ein unrealistisches Bild von ihrem Körper. Das hat eine Bielefelder WHO-Studie ergeben. Hier zu sehen ist ein Zerrspiegel aus der aktuellen Ausstellung im Wolfsburger Phaeno. (© FOTO: MAREK KRUSZEWSKI)

KOLIP: Es liegt natürlich nahe, auf die Medien zu gucken, auf die Sendungen, in denen Models gesucht werden oder wo durch Schönheitsoperationen der Körper idealer gemacht werden soll. Das hat sicherlich einen Einfluss. Jugendliche schauen aber auch sehr früh sehr eng auf den Körper. Man will den Körper glatt machen, indem man zum Beispiel jedes sprießende Härchen wegrasiert. Vielleicht sorgt aber auch der Trend, angesichts vieler übergewichtiger Menschen in Deutschland auf das Thema Ernährung und Bewegung zu setzen, dafür, dass manche es übertreiben.

Was transportieren die Medien, und wie tun sie das? Was bemängelt die Wissenschaft?

KOLIP: Es sind ja nach wie vor sehr schlanke Frauen, die das Schönheitsideal ausmachen. Das hat sich in den letzten 25 Jahren weiter verschärft. In den Geschäften hängen Kleidergrößen, in die man sich schon hineinhungern muss. Dann gibt es aber auch immer wieder Gegentendenzen, zum Beispiel Länder, die verbieten, dass Models unter einem bestimmten BMI (Body Mass Index, d. Red.) auf den Laufsteg gehen. Was die Medien zunehmend transportieren, ist die Gestaltbarkeit des eigenen Körpers - angefangen mit Tätowierungen und Piercings über Wunsch-Kaiserschnitte und TV-Sendungen, die Schönheitsoperationen als fast normale Gestaltungsmöglichkeit des eigenen Körpers präsentieren - das weckt die Illusion, dass alles machbar ist. Eines unserer Ergebnisse ist, dass diese Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper bei Mädchen aus unteren sozialen Schichten stärker ausgeprägt ist als bei Mädchen aus höheren sozialen Schichten. Was vermutlich damit zusammenhängt, dass die eben sehr viel mehr auf den Körper als eigenes Kapital zurückgreifen müssen. Mädchen aus höheren sozialen Schichten können meist auf einen Bildungshintergrund zurückgreifen.

Geht es eher um zu dick oder auch um zu dünn?

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