
Horn-Bad Meinberg. Wer Spiritualität in Horn-Bad Meinberg sucht, findet sie seit Jahrhunderten an den imposanten Externsteinen. "Es ist der historisch wichtigste Ort in der Region", sagt Stadtbeigeordneter Matthias Engel. Doch die Stadt steht immer mehr auch für etwas anderes: Yoga.
Die Gesundheitsreform hat die 18.000-Einwohner-Stadt hart getroffen: Waren die sechs Kurkliniken vor Ort doch zuvor in erster Linie Beleghäuser. Patienten, vor allem aus dem Ruhrgebiet, wurden also zugewiesen. Weil wegen der Bäderkrise weniger Gäste ins Staatsbad kamen - es registrierte 1996 knapp 700.000 Übernachtungen, 2004 nur noch 300.000 pro Jahr - mussten neue Konzepte her. Denn nur zwei Kurkliniken sind bis heute im Ort erhalten geblieben. Matthias Engel sagt, dass es "ohne Frage" Probleme für Heilbäder und auch für Horn-Bad Meinberg gebe, aber: "Wir bauen auf!"
Der Ort in Zahlen
- 1767 wurde Meinberg zu einem "Curort" ernannt.
- 1903 wurde die Ortschaft Meinberg zu Bad Meinberg und 1921 zum einzigen Staatsbad in NRW.
- 1969 sollte die Stadt mit Bad Meinberg-Horn beannt werden. Weil Horner Bürger protestierten, heißt die Stadt heute Horn-Bad Meinberg.

Meinberg hat sich seit 2001 auf dreiwöchige Kompaktkuren spezialisiert, laut Staatsbad-Geschäftsführer Friedemann Bach sind das "intensive ambulante Kuren". Sie werden bei Tinnitus, den rheumatischen Erkrankungen, Morbus Bechterew und Fibromyalgie, Schultererkrankungen, krankmachendem Stress und Osteoporose angeboten. Parallel wird auf Bewährtes gesetzt: Moorbäder sind seit Jahren beliebt. Und die Externsteine bleiben das beliebteste Wanderziel.
Der Dreiklang von Moor, Externsteinen und Yoga
Seit 2003 ergänzt neben Moor und den Externsteinen Yoga den neuen Dreiklang in Horn-Bad Meinberg: "Jede Stadt, die Yoga anbietet", so Matthias Engel, sei ein Gewinner. Und mittlerweile kommen 80.000 Besucher jährlich wegen Yoga in die Stadt. 750 Besucher können in dem Zentrum untergebracht werden. Es ist in zwei der ehemaligen Kurkliniken gezogen. "Die meisten Besucher", so Sprecher Chris Sölter, "bleiben drei bis vier Tage." Das Zentrum sei "ein Motor für die Stadt". Es trägt den Namen Yoga Vidya.
Yidya steht für Wahrheit. Gründer Volker Bretz hat es nach Horn-Bad Meinberg gebracht. Sprecher Chris Sölter glaubt, dass dort ein guter Ort für Yoga sei, und spricht wegen der Externsteine von einem "spirituellen Kraftort".
350 verschiedene Kurse und Ausbildungsdisziplinen sind im Angebot. Vom Beginnerkurs über Lach-Yoga bis Yoga für Geschäftsleute. Die Kurse richten sich "an alle", so Sölter. Alles, was man dafür brauche: "Offenheit für die Thematik." Der Sprecher betont: "Wir machen hier ja keine Zauberei."
Gemeinsam singen und beten
Welche Kurse besucht werden, ist frei. Zusammen kommen alle am Abend zum Singen von Friedensgebeten. Früher zogen in dem großen Versammlungsraum Schwimmer ihre Bahnen - dort war das Schwimmbecken der Kurklinik.Heute steht auf einem kleinen Podest ein Harmonium - ein Instrument, das ähnliche Töne erzeugt wie ein Akkordeon. Mit ihm werden die Lieder, etwa die sogenannten Mantras, an jedem Abend begleitet.
Zum Singen, um Yoga zu betreiben, also letztendlich zur Entspannung, die laut Chris Sölter das Ziel des Zentrums ist, kommen hauptsächlich Frauen nach Horn-Bad Meinberg. "65 Prozent der Besucher sind weiblich, Durchschnittsalter: 39 Jahre." Einen Tag im Komplettpaket - mit Übernachtung, Verpflegung und Yoga - gibt es ab 39 Euro. NRW-Bildungschecks können eingelöst werden.
Yoga boomt in der Stadt. Auch eine dritte ehemalige Kurklinik soll bald vom Vidya-Zentrum betrieben werden. Das Ziel des Zentrums, so formuliert Sprecher Chris Sölter: "Horn-Bad Meinberg soll Yoga-Stadt werden."