
Höxter. Der Kreis Höxter als bevölkerungsschwache, ländliche Region hat nie ganz allein einen Bundestagswahlkreis bestritten – stets gab es Verbindungen mit Nachbarkreisen. Früher zählte der heute zu Paderborn gehörende Altkreis Büren mit zu Höxter, heute sind es etliche Kommunen aus dem Kreis Lippe.
Detmold, Augustdorf, Horn-Bad Meinberg, Lügde, Schieder-Schwalenberg und Schlangen: Ein beachtlicher Teil des Lipperlands wählt inzwischen gemeinsam mit dem Kreis Höxter. Homogener ist der Wahlkreis durch diesen Zuschnitt nicht geworden. Denn beide Landkreise der Wahlkreisgemeinschaft sind zwar CDU-geführt – in Lippe ist Friedel Heuwinkel Landrat, in Höxter sein Parteikollege Friedhelm Spieker. In einer wichtigen gemeinsamen Frage aber lagen die Kreise in den vergangenen Jahren über Kreuz.
Während der Kreis Lippe einen Nationalpark Egge-Teutoburger Wald befürwortete, positionierte sich der Kreis Höxter strikt dagegen – mit der Folge, dass alle im Kreis Höxter liegenden Gebiete aus der Kulisse für einen möglichen Nationalpark gestrichen werden mussten. Die Fläche wurde zu klein, und das gesamte ehrgeizige Vorhaben scheiterte auch in Lippe.
Die Bevölkerung der zehn Städte des Kreises Höxter machen den größeren Teil der knapp 214.000 Wahlberechtigten im Wahlkreis aus. Aus diesem Grund werden die Wahlreiskandidaten der großen Parteien auch traditionell aus den Reihen der Höxteraner Kreisverbände bestimmt.
Festgelegt werden diese zwar auf gemeinsamen Parteitagen mit den lippischen Nachbarverbänden, seitens der Lipper ist dieser Konsens aber meist eher ein Kompromiss zugunsten des zahlenmäßig stärkeren Kreises Höxter.
Wahlforscher haben analysiert, dass solche regionsübergreifenden Wahlkreise durchaus zu Problemen für die Direktkandidaten führen können: Wähler aus den bei der Kandidatenkür "unterlegenen" Kreisen neigen dazu, ihre Erststimmen nicht dem Kandidaten des Nachbarkreises zu geben.
Für die CDU im Wahlkreis Höxter-Lippe II hat sich das allerdings nie durchschlagend ausgewirkt. Seit 1949 stellen die Christdemokraten ohne Unterbrechung den direkten Wahlkreisabgeordneten im Bundestag. 2009 hatte der Brakeler Polizeibeamte und Verwaltungswirt Jürgen Herrmann das Mandat errungen – zum wiederholten Mal. Hermann starb ziemlich genau vor einem Jahr, im August 2012, bei einer Wanderung auf dem Meraner Höhenweg überraschend an einem Herzinfarkt. Sein früher Tod, Hermann wurde nur 49 Jahre alt, hatte parteiübergreifend für Bestürzung gesorgt.
Insgesamt dreimal war der Polizist in den Bundestag gewählt worden.
Sein bestes Ergebnis erzielte er 2005 mit 49,2 Prozent der Erststimmen. Aktueller Kandidat der CDU ist der Beverunger Bürgermeister Christian Haase (47). Er setzte sich beim Kreisparteitag im November mit 65,5 Prozent klar gegen seine Mitbewerber durch. Gegenkandidatin der SPD ist die Psychotherapeutin Petra Rode-Bosse (54) aus Marienmünster-Altenbergen. Die meisten kleineren Parteien im Wahlkreis setzen auf Kandidaten aus Lippe: Die Grünen schicken Dirk Brinkschmidt (37), Religionslehrer aus Detmold ins Rennen, die FDP den Detmolder Horst Grumich (55), die Linke tritt mit Verdi-Gewerkschaftsmitarbeiterin Ursula Jacob-Reisinger (54) aus Lage an.
Auch Piraten, ÖDP, Freie Wähler, AfD und NPD haben Direktkandidaten benannt. Ûnd ein Lipper tritt gar ganz ohne Partei im Rücken an: Einzeldirektkandidat Jens Köhler aus Detmold.